Vor gut einem Jahr beschloss Roland Vögtli, Kleinbasler Urgestein und Inhaber von Vögtli Mode, sein Modegeschäft im clarashopping, dessen Verkaufsfläche er noch vor nicht allzu langer Zeit vergrössert hatte, zu schliessen, weil er keinen Nachfolger finden konnte. Aber es kam anders: Seit 1. September 2017 befindet sich Vögtli Mode wieder dort, wo sich das Traditionsgeschäft schon von 1962 bis 2009 befand, nämlich in der Liegenschaft an der Greifengasse 12. Der Laden im clarashopping wird als Filialbetrieb weitergeführt.
Die Rückkehr ins «Stammhaus» fällt mit dem 70-jährigen Bestehen des Unternehmens zusammen. Rudolf Vögtli eröffnete am 1. April 1947 an der Ochsengasse unter dem Namen «American Taylor» sein eigenes Geschäft und stellte vor allem Massanfertigungen her. 1952 zügelte das Geschäft an die Greifengasse 19 und 1962 dann in die eigene Liegenschaft an der Greifengasse 12. 1979 übernahm Roland Vögtli das Geschäft seines Vaters.
Nach einer intensiven Umbau- und Erneuerungsphase wurde im Haus «Zum Mayen» an der Greifengasse 12, das 1311 erstmals erwähnt wird, eine komplett neue Ladeneinrichtung realisiert. Im Parterre befindet sich die Damenabteilung, im ersten Stock kommen die Herren auf ihre Kosten. Vögtli Mode bietet Marken-Damen- und -Herrenmode sowie Accessoires in einem hohen Segment zu absolut erschwinglichen Preisen an.
Die hochwertigen Taschen des Schweizer Labels Mollerus, die in Bezug auf Design, Qualität und Stoff aussergewöhnlichen Hemden von Leché, die Herren-Outfits für nahezu jeden Dresscode von Barutti, die Pullover und Poloshirts der renommierten Marke Carlo Colucci, die modischen Jeans von Lagerfeld und Angels oder Herrenunterwäsche von HOM – bei Vögtli Mode finden sich für jedes Alter ständig neue Angebote und versprechen einen inspirierenden Einkauf.
Streitbarer Politiker, innovativer Unternehmer, ehemaliger IGK-Vorstand, Mitbegründer des Claramattenfests, Wurzengraber, Gesellschaftsbruder der 3E zum Rebhaus oder Buchautor – Roland Vögtli versteht es immer wieder zu überraschen, Projekte anzureissen und neue Akzente im Kleinbasel zu setzen. Zusammen mit seinem Filialleiter Boris Wagner, der dem Unternehmen seit 1988 verbunden ist, hat er sich zum Interview mit dem GESCHÄFTSFÜHRER in der ebenfalls in der Greifengasse 12 beheimateten Redaktion der neuen «Kleinbasler Zeitung» eingefunden.
GESCHÄFTSFÜHRER: Wir leben in Zeiten, in denen viele Läden, nicht nur aus der Modebranche, wegen Einkaufstourismus, starkem Franken und dem Internethandel schliessen, gehen Sie den umgekehrten Weg und haben ein neues Geschäft eröffnet – was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Roland Vögtli: Eigentlich wollte ich ja unseren Laden im clarashopping schliessen – nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil ich mich langsam aus dem Berufsleben zurückziehen wollte, aber leiden keinen Nachfolger finden konnte. Als ich dann erfuhr, dass der Mieter in meiner Liegenschaft an der Greifengasse 12 frühzeitig aus dem Vertrag wollte, konnte ich aber der Idee, an alter Wirkungsstätte nochmals neu anzufangen, einfach nicht widerstehen.
Boris Wagner: Die Idee, gegen den Trend zu schwimmen und quasi «Back to the roots» zu agieren, schien uns ein gutes Rezept für die Zukunft zu sein. Es gibt viele Beispiele dafür, dass im Geschäftsleben gerade jene, welche antizyklisch handeln, erfolgreich sind.
Sie haben also keine Angst, dass neue Einkaufsgewohnheiten – zum Beispiel das Einkaufen via Internet – die Kunden von einem Ladenbesuch abhalten?
Roland Vögtli: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Im Gegensatz zu grossen Kleiderketten können wir viel individueller auf die Wünsche der Kunden eingehen. Ausserdem schätzen die Kunden die persönliche Beratung und einen umfassenden Service durch kompetentes Personal.
Boris Wagner: Apropos Internet: Ich möchte an dieser Stelle einfach in Erinnerung rufen, dass Vögtli Mode bereits seit 15 Jahren mit seinem Online-Shop auf www.voegtli-mode.ch das elektronische Einkaufen ermöglicht.
Wie beurteilen Sie den Standort an der Greifengasse?
Roland Vögtli: Das Kleinbasel wurde ja als Einkaufsort immer wieder schlechtgeredet. Zu Unrecht, finde ich, denn es passiert doch einiges, was die Attraktivität im «minderen» Basel steigert. Mit den neuen Bodenplatten aus Alpnacher Quarzsandstein als Belag wurde die Greifengasse enorm aufgewertet, und die Greifengasse entwickelt sich immer mehr zur Hauptstrasse im Kleinbasel. Die neue und moderne Einrichtung unseres Ladengeschäftes lädt zudem die Kunden regelrecht zu einem Besuch ein.
Was sind denn die Trends der Saison?
Boris Wagner. Bei den Herren sind die Designerhemden von Leché, welche wir exklusiv in Basel verkaufen, eigentliche Unikate und sehr gefragt. Bei den Damen ist im Moment Kunstleder sehr beliebt, und die Trendfarbe der Saison ist natürlich Rot.
Dass sich die Redaktionsstube der neuen «Kleinbasler Zeitung» im zweiten Stock im Haus «Zum Mayen» befindet, ist sicher kein Zufall?
Roland Vögtli: (lacht) Nein, als Kleinbasler Gewerbler fühle ich mich mit dem Stadtteil sehr verbunden. Ich unterstütze quasi als «Götti» dieses Projekt und stelle dafür unter anderem Platz zur Verfügung. Abgesehen davon finde ich in Zeiten des Zeitungssterbens jedes neue Print-Projekt unterstützenswert.