In vielen Branchen ist der Arbeitskräftemangel aktuell eine grosse Herausforderung. Und aufgrund der demografischen Entwicklung wird sich die Situation in den nächsten Jahren nicht vereinfachen. Dies wurde bei einer Medienkonferenz des Arbeitgeberverbands Region Basel deutlich, an welcher auch Branchen- und Betriebsvertreterinnen und -vertretern über ihre aktuelle Situation informierten.
«Wir müssen damit rechnen, dass sich der Arbeitskräftemangel bis auf Weiteres nicht mehr auflöst. Er wird als Herausforderung bleiben», machte Beat Hauenstein, Präsident des Arbeitgeberverbands Region Basel, klar. Sowohl die Unternehmen als auch die Verbände müssten deshalb diverse Massnahmen weiter ausbauen, so Hauenstein. Das Thema gehöre auf Geschäftsleitungsebene, da es ein limitierender Faktor für die Unternehmensstrategie darstelle. Hendrik Budliger, Gründer des Kompetenzzentrums «Demografik», zeigte anhand konkreter Zahlen die kommende Entwicklung auf: «In den nächsten 20 Jahren wird sich der Anteil der über 65-Jährigen vergrössern und derjenige der 20 bis 64-Jährigen verkleinern». Ausserdem werde es in absehbarer Zeit eher schwieriger, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, da viele Länder die gleichen demografischen Herausforderungen haben.
Vor diesem Hintergrund betonte Saskia Schenker, Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel, dass es für die Wirtschaft gelte, noch nicht ausgeschöpftes Potenzial besser zu nutzen: «Potenzial besteht vor allem bei (niedrigprozentig arbeitenden) Frauen, älteren Personen, Personen mit Migrationshintergrund und Menschen, die es schwer haben, im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen.» Schenker machte auf entsprechende Institutionen und Projekte aufmerksam, bei denen sich der Arbeitgeberverband Region Basel engagiert – etwa den Verein «Worktrain», «Familycare Basel», «focus 50+» und «Familienfreundliche Wirtschaftsregion Basel».
Stephan Walliser, Leiter HR Schweiz bei Baloise, zeigte anhand konkreter Massnahmen, wie ein Grossunternehmen aus der Versicherungsbranche auf die aktuelle Herausforderung reagiert. «Unser Ziel ist es, ein familienfreundlicher und attraktiver Arbeitgeber zu sein, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Alterskategorien möglichst viel Flexibilität bietet», so Walliser. Er verwies unter anderem auf variable Arbeits(zeit)modelle und die Förderung von Teilzeitarbeit, auf den Ausbau des Lehrstellenangebots sowie auf die Verfügbarkeit einer Kinderkrippe.
Dagmar Jenni, Direktorin des nationalen Detailhandelsverbands «Swiss Retail Federation», berichtete über die Herausforderungen ihrer Branche und betonte, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie äusserst wichtig sei. Die einzelnen Betriebe würden an neuen Modellen und Konzepten arbeiten, um die Attraktivität der Branche zu erhöhen – und der Verband unterstütze sie dabei. «Das Zauberwort heisst auf allen Stufen Flexibilität und stärkere Berücksichtigung des individuellen Mitarbeiters», führte Jenni aus. Wichtig sei, dass Massnahmen nach den branchen- und unternehmensspezifischen Möglichkeiten umgesetzt werden.
Fazit: Das Problem des Arbeitskräftemangels ist kein zeitlich befristetes Phänomen. Nur Unternehmen, die klare Strategien haben, um Arbeitskräfte anzuziehen beziehungsweise zu binden und das vorhandene Potenzial zu nutzen, werden gut durch die nächsten Jahre kommen. Von entscheidender Bedeutung ist für den Arbeitgeberverband Region Basel, dass die Politik den Arbeitgebern den entsprechenden Spielraum lässt. Einschränkende politische Forderungen, wie etwa nach weniger Wochenarbeitszeit, sind deshalb klar abzulehnen.