Berufsbildung Lohnt sich!

von lic. phil. Frank Linhart

Frank Linhart Öffentlichkeitsarbeit und Berufsbildung Arbeitgeberverband Basel

Das Schweizer Modell der dualen Berufsbildung beruht darauf, dass die jungen Leute einen Teil ihrer Ausbildung in den Berufsschulen erhalten, der berufspraktische Teil aber in einem Lehrbetrieb vermittelt wird. Berufsbildung, so wie wir sie kennen, ist also eine typische Verbundaufgabe – und sie kann nur stattfinden, wenn genügend Betriebe bereit sind, auch Lehrbetriebe zu sein.

Zum vierten Mal hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Ende letzten Jahres abklären lassen, ob sich diese Bereitschaft auch für die Betriebe
auszahlt. Und wie bereits in den früheren Untersuchungen zeigt sich in der neusten Kosten-Nutzen-Erhebung des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB, dass die Ausbildung von Lernenden für die Unternehmen insgesamt auch eine sinnvolle betriebswirtschaftliche Investition darstellt.

Dieser Befund gilt sowohl für die zweijährigen Ausbildungen mit eidgenössischem
Berufsattest (EBA) als auch für die dreijährigen EFZ-Ausbildungen, also diejenigen Lehrverhältnisse, die mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis abschliessen. Diese
beiden Arten von Ausbildungen führen nämlich über die ganze Dauer einer Lehre gerechnet im Durchschnitt zu einem finanziellen Netto-Nutzen von mehr als 10’000 Franken. Die  vierjährigen EFZ-Ausbildungen kosten etwas mehr, führen aber durchschnittlich noch immer zu einem Netto-Nutzen von rund 8 000 Franken.

Zwar weisen nicht alle Ausbildungsbetriebe ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis aus – bei 37 Prozent überwogen am Ende des Lehrverhältnisses die Kosten. Aber fast zwei Drittel aller Lehrbetriebe profitieren auch finanziell durch ihr Angebot in der beruflichen  Grundbildung. Das SBFI weist zudem darauf hin, dass zusätzlicher Nutzen geschaffen werden kann, wenn die fertig ausgebildeten jungen Leute im Lehrbetrieb weiterbeschäftigt werden. So können für die Rekrutierung von Fachkräften und die einfachere Einarbeitung  offenbar Kosten in Höhe von durchschnittlich 10’700 Franken pro Lehrverhältnis eingespart werden.

Die erfreulichen Zahlen kommen aber nicht nur aus der Verwaltung, sondern werden auch von den Lehrbetrieben selber genannt: 78 Prozent der Ausbildungsbetriebe bezeichnen sich in der Erhebung als «sehr» oder «eher zufrieden» mit dem Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen bei der Lehrlingsausbildung. Zudem gaben zwei Drittel der befragten Betriebe an, dass die Bildungsverordnungen und -pläne des Bundes ihren Anforderungen insgesamt gut entsprechen.

Der Bund legt grossen Wert darauf, dass der finanzielle Anreiz für die Ausbildungsbetriebe erhalten und durch Reformen der beruflichen Grundbildung nicht tangiert wird. Gerade in Zeiten des viel zitierten Fachkräftemangels ist es wichtig, dass sich genügend Unternehmen
finden, die bereit sind, ihren eigenen Berufsnachwuchs auszubilden. Und das wird nur dann der Fall sein, wenn das Umfeld stimmt, wenn also die rechtlichen Grundlagen praxistauglich
und die administrativen Hürden tief sind und sich das Ausbilden letztlich auch finanziell lohnt.

Die neuesten Zahlen stimmen in diesem Sinne positiv, aber Nachlässigkeit wäre gefährlich: Wir müssen – ohne den gymnasialen Bildungsweg zu vernachlässigen – zur Berufsbildung
weiterhin grösste Sorge tragen und diese fördern, damit sie für alle Seiten attraktiv und lohnenswert bleibt.

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