BIZ – Der heimliche Riese

Das BIZ Gebäude am Bahnhof SBB Basel.

Basel ist Sitz der ältesten Internationalen Finanzorganisation der Welt: Vor 90 Jahren, am 17. Mai 1930, nahm in Basel die Bank für Internationale Zahlungsausgleich (BIZ) ihre Tätigkeit auf. Heute gehört die BIZ 62 Zentralbanken, die Länder aus der ganzen Welt vertreten, welche zusammen etwa 95 Prozent des Weltweiten BIP ausmachen. Ihre Aufgabe ist es, den Zentralbanken bei ihrem Sterben nach Währungs- und Finanzstabilität zu helfen und die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich zu fördern.

Die BIZ öffnete ihre Tore für ihre Tätigkeiten im ehemaligen Savoy Hôtel Univers gegenüber dem Bahnhof SBB. Seit 1977 residiert die BIZ im markanten, 70 Meter hohen Hochhaus-Rundturm beim Bahnhof, das vom Architekten Martin Burckhardt entworfen wurde, sowie im architektonisch ebenfalls auffälligen Botta-Bau am Aeschenplatz, der ursprünglich für die UBS gebaut und 1998 von der BIZ erworben wurde.

Die Bank der Zentralbanken
Die BIZ wurde Ende Februar 1930 im Nachgang zur zweiten Haager Konferenz gegründet, um die deutschen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg abzuwickeln. Die Schlussakte dieser Konferenz beinhaltete eine Vereinbarung zwischen den Zentralbanken von Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und England sowie der amerikanische Wall-Street-Bankengruppe JPMorgan & Co., Rockefellers First National Bank of New York und die First National Bank of Chicago, die BIZ zu gründen. Sie verfügte über ein Grundkapital von 500 Millionen Schweizer Goldfranken. Bereits 1931, als Deutschland aufgrund der Weltwirtschaftskrise seine Zahlungen einstellte, entwickelte sich die BIZ jedoch immer mehr zur «Bank der Zentralbanken». Zu ihren Aufgaben gehörten fortan die Förderung der Stabilität des internationalen Finanzsystems oder die Verrechnung und der Zahlungsausgleich im Europäischen Währungssystem. Die beteiligten Zentralbanken nutzen die BIZ auch als Koordinations- und Kooperationsgremium bei Marktinterventionen oder als Aufsichtsorgan über Banken und Versicherungen. Die BIZ verwaltet Teile der Währungsreserven vieler Länder und internationaler Finanzinstitutionen und bietet sich den Zentralbanken, damit diese mit ihren Währungsreserven höhere Renditen erzielen, auch als Investmentbank an. Die BIZ kann auch Kredite vorfinanzieren, die von der Weltbank und vom Internationalen Währungsfonds garantiert werden. Die BIZ entwickelte sich auch zur führenden Forschungsinstitution für Statistik und Finanzanalyse. Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der BIZ betrifft laut belegten Studien von Historikern die Geschäfte der BIZ mit dem Naziregime, als die Deutsche Reichsbank während des Zweiten Weltkriegs zwecks Devisenbeschaffung tonnenweise Raubgold über die BIZ verschob.

Mysterium BIZ
Mehr oder weniger von der Öffentlichkeit unbemerkt treffen sich in Basel alle paar Wochen Notenbanker und die wichtigsten Akteure der internationalen Finanzpolitik, wobei grösste Geheimhaltung angesagt ist. Für die meisten Basler ist die BIZ ein Mysterium, denn sie wissen nicht, dass in Basel die für die globale Wirtschaft weitreichendsten Entscheidungen getroffen werden. Im abgeschotteten Rahmen der BIZ und im intimen Basler Umfeld können sich die Protagonisten der globalen Finanzen ungestört austauschen und mehr Macht ausüben als die meisten Politiker. So schrieb der einstige Fed-Chef Paul Volcker in seinem Buch «Tower of Basel»: «Die Zentralbanker fühlen sich hier wohler und entspannter mit ihren Kollegen aus anderen Zentralbanken als mit ihren eigenen Regierungen.» Da die BIZ ausserdem quasi als exterritoriales Gebiet gilt, darf zum Beispiel die Basler Polizei die BIZ nur ausdrücklich mit deren Erlaubnis betreten. Für viele der rund 600 Mitarbeitenden der BIZ gelten zudem zahlreiche Privilegien. So bezahlen BIZ-Beamte zum Beispiel keine Einkommensteuern.