Neubau Amt für Umwelt und Energie
Autorschaft: Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt
Mit dem Neubau für das Amt für Umwelt und Energie ist an innerstädtischer Lage ein modernes, energetisch optimiertes und nachhaltiges Gebäude entstanden, das sich mit seiner schimmernden Photovoltaikfassade optimal in den denkmalgeschützten Kontext der Basler Altstadt einfügt. Der achtgeschossige Neubau kann seinen Strombedarf dank der Photovoltaikfassade und des optimierten Gebäudekonzepts selbst decken. Zudem ist es das erste Bürogebäude in Basel, das mit dem Label Minergie-A-ECO zertifiziert wurde. Entsprechend hat das Gebäude Vorbildcharakter für ökologisches Bauen im Immobilienportfolio des Kantons Basel-Stadt.
AUSGANGSLAGE
Das Amt für Umwelt und Energie (AUE) ist die Vollzugsbehörde für energetische Bauvorgaben und Anlaufstelle für Umweltschutzfragen im Kanton Basel-Stadt. Vor dem Umzug in den Neubau an der Schifflände war das AUE an der Hochbergerstrasse 158 untergebracht. Das 1968 erstellte Gebäude entsprach nicht mehr den aktuellen energetischen Standards und es bestand ein grösserer Instandhaltungsrückstau. Im Zusammenhang mit dem 2008 verabschiedeten Regierungsratsbeschluss zur Raumstrategie und Umsetzungsplanung für die Verwaltungsstandorte erwarb der Kanton die Liegenschaften Spiegelgasse 11 und 15 mit der Idee zur Konzentration der Verwaltungsstandorte. Durch den Standortwechsel des AUE konnte hinsichtlich einer nachhaltigen Bauweise (Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft) ein vorbildlicher Ersatzneubau anstelle der Häuser Spiegelgasse 11 und 15 errichtet werden.
AUFGABE UND PROJEKTZIELE
Der Neubau des AUE sollte hinsichtlich Nachhaltigkeit durch seinen Planungsprozess, seine Bauweise, seinen Energieverbrauch, seine Qualität der Büroarbeitsplätze und seine städtebaulich prominente Lage Vorbildwirkung erzielen und dadurch ein Leuchtturmprojekt für andere kantonale Projekte sowie für private Bauherren sein. Für kantonale Neubauten ist gemäss Energiegesetz generell Minergie-P oder ein vergleichbarer Standard vorzusehen. Eine Machbarkeitsstudie konnte nachweisen, dass trotz der Einschränkungen aufgrund der innerstädtischen Lage die Zertifizierung mit einer guten Gebäudehülle und einem sinnvollen Gebäudetechnikkonzept an diesem Standort möglich ist. Im Sinne eines Vorzeigeprojekts sollten aber weitergehende Massnahmen (Photovoltaikanlage, hocheffiziente Geräte und Beleuchtung, Minimierung graue Energie, ökologisches Materialkonzept et cetera) angestrebt werden.
2013 wurde ein anonymer Projektwettbewerb mit besonderem Augenmerk auf die Zielsetzungen der Nachhaltigkeit ausgeschrieben. Er sollte ausloten, welche über den Minergie-P-Standard hinausgehenden Massnahmen an diesem Standort umsetzbar und sinnvoll sein würden. Aus dem Wettbewerb ging das Projekt von jessenvollenweider architektur siegreich hervor.
PROJEKT
Der achtgeschossige Neubau ist das erste mit dem Label Minergie-A-ECO zertifizierte Bürogebäude in Basel. Dank seiner Photovoltaikfassade und des optimierten Gebäudekonzepts deckt das Gebäude seinen jährlichen Strombedarf selbst. Geheizt wird mit Wärme aus dem Basler Fernwärmenetz.
Der Neubau ist ein Hybridbau aus Holz und Beton, der regionales Buchen- und Fichtenholz mit Recyclingbeton kombiniert. Er steht auf der alten, massiven Bodenplatte der beiden an dieser Stelle abgerissenen Gebäude. Die darauf aufbauende Stützenstruktur mit grossen Stützen und Trägern aus Stabschichtholz ermöglicht eine offene Raumstruktur und prägt grösstenteils das Erscheinungsbild der Innenräume. Ausgesteift wird die Stützenstruktur mit Stahlkreuzen in den Wänden und vorfabrizierten Betonelementen in den Decken, die sich mit Holzelementen abwechseln. Die Fläche darüber ist mit Beton ausgegossen. Die hybride Holzbauweise im Verbund mit Recyclingbeton in den Deckenelementen sowie die Verwendung von überwiegend regionalen Materialien führen zu einer wesentlichen Reduktion der grauen Energie des Gebäudes. Die Holz-Beton-Konstruktion hat eine gute Wärmespeicherkapazität, was einerseits im Winter den Heizbedarf reduziert, anderseits im Sommer die nächtliche Kühlung unterstützt und sich damit positiv auf Energieverbrauch und Raumklima auswirkt.
Der hybride Rohbau erzeugt wesentlich das Raumgefühl im Innern, denn in diesem Projekt entspricht der Rohbau auch dem Ausbau. Das Holz bleibt in den Innenräumen sichtbar und die helle Farbe prägt sämtliche Räume, vom Kundencenter im Parterre bis zur Cafeteria im obersten Geschoss. Die gegossenen Betonböden wurden lediglich geschliffen und versiegelt, die Wände teilweise mit Lehm verputzt. In Streifen verlegte Filzmatten aus recyceltem PET dämpfen in den Büros die internen Lärmemissionen.
Die grossen Fensteröffnungen ergeben trotz der Verschattung durch die umliegenden Gebäude an allen 74 Arbeitsplätzen eine gute Tageslichtsituation. Der witterungsgeschützte Sonnenschutz im Zwischenraum der Kastenfenster verhindert eine Überhitzung der Räume im Sommer. Das Treppenhaus im Zentrum des Gebäudes ist über alle Stockwerke offen und ermöglicht im Sommer eine natürliche Nachtauskühlung mittels Kamineffekt. Die kühle Luft strömt nachts über die Lüftungsflügel in die Büroräume, kühlt dabei den Betonboden und wird im zentralen Treppenhaus über Dach abgeführt. Im Winter wird der Betonboden mittels Wärme aus dem Fernwärmenetz aktiviert. So kann ganzjährig ein angenehmes Raumklima gewährleistet werden. Eine mechanische Belüftung sorgt für gute Raumluftqualität trotz verkehrsreicher Lage und ermöglicht die Wärmerückgewinnung aus der Abluft. Die Regenwassernutzungsanlage für die Toilettenspülung senkt den Trinkwasserverbrauch und bildet eine Ersatzmassnahme für die an diesem Standort nicht realisierbare Versickerungsanlage.
Ein achtgeschossiger Holzbau mit Büronutzung in der Innenstadt ist in der Schweiz aussergewöhnlich. Dieser Innovationsaspekt wird durch die allseitige Photovoltaikfassade unterstützt. Die Integration von Photovoltaik in die Gebäudefassade eröffnet für viele Gebäude mit geringer Dachfläche oder anderen Dachflächennutzungen die Möglichkeit zur eigenen Stromerzeugung. Die vertikale Ausrichtung der Zellen bietet den Vorteil der geringeren Verschmutzung und einen saisonalen sowie tageszeitlich gleichmässigeren Stromertrag, was mit Blick auf die Auslastung des Stromnetzes interessant ist.
Gleichzeitig erforderte die Lage des Gebäudes in der Schonzone eine architektonisch hochwertige Ausgestaltung dieser Fassade. Daher wurden die Photovoltaikmodule eigens für den Neubau entwickelt und an das innerstädtische Stadtbild angepasst. Sie geben dem Gebäude sein einzigartiges Gesicht und sind somit ein zentrales architektonisches Gestaltungselement. Dank unregelmässig eingestreuter farbiger Punkte aus Titannitrid und einer strukturierten Oberfläche aus gehärtetem Schmelzglas verändert sich je nach Blickwinkel und Sonneneinstrahlung das Lichtspiel in den Modulen und lässt die dunklen Module mal grün, mal leuchtend golden oder orange aussehen. Dank des schimmernden Effekts fügt sich die Fassade trotz ihrer Andersartigkeit optimal in die denkmalgeschützte steinerne Umgebung ein. Das Gebäude beweist, dass die Kombination aus Nachhaltigkeit und hoher architektonischer Qualität möglich ist.