Die Rytz AG entwickelt beeindruckende Systemlösungen für die sie die Gesamtverantwortung trägt – meist projektbezogen. Das führt beispielsweise zu spannenden Dach- und Fassadenkonstruktionen. Wir führten mit dem CEO der Rytz AG ein Hintergrundgespräch, welches die Herausforderungen thematisiert und die Unternehmensphilosophie verdeutlicht.
Die Verantwortlichen der Rytz AG sind in sehr unterschiedlichen Bauwelten unterwegs. Daher geht es nicht in erster Linie um neuste Technologien, sondern um eine Unternehmensphilosophie, die in der Praxis das fast Unmögliche möglich macht.
«Geschäftsführer»: Ihr Haus wurde Mitte der Siebzigerjahre gegründet. Was war der konkrete Anlass?
Marco Rytz: Es gab schon damals eine grosse Nachfrage nach Gesamtangeboten aus einer Hand. Zudem suchte schon meine Elterngeneration nach hochwertigen Nischen und deren Produktlösungen, die mit neusten Technologien zu bearbeiten waren.
Um was ging es da genau?
Zunächst sah alles standardisiert aus. Überall wurden in den Siebzigerjahren Normhallen auf die grüne Wiese gebaut. Schnell hatten die Kunden aber auch Sonderwünsche oder es ging um etwas komplexere Gewerbehallen. Darauf hat sich mein Haus konzentriert. Das führte in der Folge auch zu einem Namenswechsel in die Rytz Industriebau AG. Heute beschränken wir uns auf die Rytz AG als Dachname, da unsere Angebotspalette sehr vielfältig geworden ist. Wir sind in Luxushotels, aber auch im Industriebau tätig.
Gibt es in der Geschichte des Hauses Meilensteine, die die Entwicklung vornan brachten und welche waren diese?
Ein grosser Schritt war die Gründung des Schwesterunternehmens, die Ardiba AG, die mein Bruder leitet. Es geht um Komplettbauten im Industriebau. In diesem Segment treten wir als Generalunternehmer auf. Die Entwicklung eines eigenen Pfosten-Riegel-Systems war sicher auch ein zentraler Baustein. Von diesem System gibt es in der Schweiz inzwischen viele tausend Quadratmeter Dachverglasungen und Fassaden. Kürzlich haben wir unsere Produktionsfläche um 1 500 Quadratmeter erweitert, und in diesem Jahr kommt nochmals eine Erweiterung hinzu. Dieses neue Platzangebot erlaubt uns, Grosselemente montagebereit vorzufabrizieren. So gesehen sind wir selbst für sehr grosse Aufträge gerüstet. Technologisch möchte ich die Anschaffung einer 3-D-Laseranlage mit Rohrlaser-Tool erwähnen. Diese Anlage erlaubt uns, Freiformkonstruktionen im Haus zu fertigen. Wir stellen fest, dass der Architekturtrend nach freien, vielfach der Natur nachempfundenen (bionischen) Formen sucht. Wer hier bei einer Projektausschreibung erfolgreich sein will, braucht modernste Maschinen Werkzeuge und Mitarbeiter, die damit umgehen können. Last but not least ist der Einstieg in den Export zu erwähnen. Vor über 20 Jahren sind wir dort eingestiegen, und das hat unser Unternehmen nachhaltig verändert.
Sie waren am Umbau des Waldorf Astoria in Jerusalem tätig. Da kommt nicht jeder zum Zug.
Ja, wir bauen für die Israelis nicht nur in Israel, sondern auch in Budapest und Paris.
Wie kommen Glas mit seinen grossen Flächen und der filigrane Stahl heute zusammen. Wie kann ich mir dies als Laie technisch vorstellen?
Die Vielfalt ist enorm. Es gibt die konventionellen Pfosten-Riegel-Fassaden. Gleichzeitig haben wir eigene Produkte im Bereich Systemverglasungen entwickelt. Es gibt aber auch seilverspannte Konstruktionen. Wir müssen auf viele Lösungen vorbereitet sein.
Dazu braucht es gut ausgebildete Fachkräfte, und die sind heute schwierig zu finden. Von der Philosophie her wollen Sie ja in neusten hoch technologischen Nischenlösungen dabei sein.
Das ist richtig. Wir haben ein eigenes Ingenieur-Team im Hause. Das gilt es zu hegen und zu pflegen. Dazu gehören permanente Weiterbildungskurse, aber auch internationale Messebesuche, um auf dem Stand zu bleiben und spannende Lösungen zu entdecken. Stillstand ist hier fehl am Platz.
Lassen Sie uns einige Projekte, an denen Ihr Haus beteiligt ist, anschauen. Nehmen wir das Beispiel des Biozentrums der Universität Basel. Universität ist ein Ort der Begegnung und des Lernens. Wie setzte Ihr Haus dies praktisch um?
Das Biozentrum ist etwas sehr Anspruchsvolles. Es geht um grosse runde Innenverglasungen. Wir mussten hier Eisen-Gussteile erstellen lassen. Walzen und Schweissen kam hier nicht mehr infrage. Wir brauchten innovative Ansätze.
Sie bauen hier aber nicht für einen Scheich von der Arabischen Halbinsel, sondern für die öffentliche Hand. Wie erklären Sie sich einen solchen Aufwand, der schlussendlich ja den Steuerzahler belastet?
Ich kann da nicht direkt auf diese Frage antworten. Aber ich denke, es geht um optimale Rahmenbedingungen in einem internationalen Wettbewerb. Man will die besten Professoren gewinnen.
Kunstwerke brauchen optimales Licht. Welche Lösung haben Sie im Kunstmuseum Basel gefunden?
Wir haben die Oberlichter sowohl im Kunstmuseum Basel als auch im Kunsthaus Zürich installieren dürfen. Letzteres ist noch im Bau. Dort geht es um optimales Licht und damit um die perfekte Steuerung des Lichts. Architektonisch geht es um ein Tragwerk und verschiedene Ebenen von Gläsern und Dächern. Wir können uns dies als Dachhaut vorstellen, die Lichtlenkungsanlage darunter. Die unterste Ebene ist eine Beschattungsanlage.
Was war beim Umbau der WIR Bank die zentrale Herausforderung?
Wir haben es hier mit verschiedenen Teilprojekten zu tun. So ging es um die Gestaltung der Innenhöfe mit Glasbrücken, die beide Gebäude verbinden, eine hochwertige Fassade und die Gestaltung des Eingangsbereichs. An diesem Beispiel kann man verdeutlichen, dass wir eben nicht nur ein Fassaden- oder Fensterbauer sind, sondern Gesamtlösungen anbieten können. Natürlich kaufen wir auch Produkte von Spezialfirmen, aber für die Lösung stehen wir in der Verantwortung.
Schauen wir auf die Herausforderungen der nächsten Jahre. Die Digitalisierung hat die Baubranche schon heute umgewälzt. Das wird sich sicher fortsetzen?
Auch wir sind bereits mitten im Prozess in Richtung der neuen Technologien. Letztes Jahr haben wir eine Produktionssoftware entwickeln lassen und in Betrieb genommen. Wir sind heute in der Lage, die einzelnen Bauteile einer Konstruktion mittels Barcode bis zum Auschecken aus der Produktion zu verfolgen. Anstatt Pläne übergeben wir heute über diese Software mehrheitlich Produktionsdaten direkt in die Arbeitsvorbereitung.
Neue Herausforderungen gibt es auch beim Thema Verdichtung.
Bauten werden eher seltener auf der grünen Wiese erfolgen. Dafür sind Ideen und Baumethoden gefragt, die innert kurzer Zeit mehr Raum schaffen können. Und dies meistens mitten in dicht bebautem Gebiet. Die Anlieferlogistik und die Zufahrt auf Baustellen in dicht besiedelten Gebieten wird eine spezielle Herausforderung der Zukunft. Zudem müssen auch Hochhäuser in der Schweiz Thema werden. Auch hier haben wir schon Erfahrungen gesammelt.