Das Haus «Der guten Orte»

Interview mit Stefanie Bollag

Das 2017 Eingeweihte APH Humanitas beim Kohlstieg in Riehen (Haupteingang an der Rauracherstrasse 111) prägt durch seine winkelförmige, im Rahmen der Auszeichnungen „guter Bauten“ der beiden Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt Preisgekrönte Architektur und mit der markanten Fassade aus Terrakotta-Keramik das Quartier zwischen Landauer, Hörnli und Rauracher Zentrum wesentlich mit. Das grösste Alterspflegeheim Riehens bietet in 111 Zimmern Menschen im Alter mit Unterstützungsbedarf in zwölf Pflegestufen ein Zuhause in grosszügig gestalteter, grüner Umgebung.

Das APH Humanitas mit seinen rund 130 Mitarbeitenden lässt aber nicht nur seine Bewohnenden ein ausgeklügeltes und qualitativ hochstehendes Rundumpaket an Pflege und Betreuung sowie innovativen und «inhouse» entwickelten Verpflegungskonzepten zukommen, sondern versteht sich auch mit einem breiten Dienstleistungsangebot als soziale, gastronomische und kulturelle Drehscheibe im und für die Quartiere Rauracher, Niederholz und Hirzbrunnen. Insbesondere hat sich das öffentliche Restaurant «Rosis Garten» als Treffpunkt für die Bevölkerung etabliert. Weitere Erfolgsgeschichten sind der Mahlzeitendienst «Stübli-Kurier» oder die aufladbare «HumaCard», welche für die Nutzer der APH Humanitas-Dienstleistungen zehn Prozent Vergünstigung gewährt. Geleitet wird das APH Humanitas seit 2008 von Stefanie Bollag, unter deren Ägide das APH nach 50 Jahren an der Inzlingerstrasse auf das Rüchligareal an der Rauracherstrasse zügelte. Sie war federführend an der Planung des Neubauprojektes beteiligt, welches nach rund zweijähriger Bauzeit im September 2017 eröffnet wurde. Im Gespräch mit dem „Geschäftsführer“ gibt Stefanie Bollag Einblicke in die Philosophie des Alterspflegeheimes und spricht unter anderem über die Verpflegungskonzepte im APH Humanitas sowie über das von ihr vorangetriebene Schwerpunktthema «Food Care» zur Verminderung von Lebensmittel- Abfall und -Vergeudung.

«Geschäftsführer»: Zuerst – aus aktuellem Anlass: Was sind Ihre Erkenntnisse, welche Sie wegen des pandemiebedingten wochenlangen Besuchsverbotes von Angehörigen gewonnen haben?
Stefanie Bollag: Meine wichtigste Erkenntnis ist – neben der konsequenten Umsetzung der Hygiene- und Schutzvorschriften – wie wichtig es für unsere Bewohnenden war und ist, Kontakt mit ihren Angehörigen zu haben. Während der Schliessung haben wir deshalb die Kommunikation zwischen Angehörigen und Bewohnenden zum Beispiel via Skype eingesetzt, vor allem aber Möglichkeiten genutzt, welche sich aus der Architektur des APH ergeben haben. So konnten sich Angehörige vom Vorplatz aus und über den Garten hinweg in Sicht- und Hörweite, aber mit genügender Sicherheitsdistanz, mit den Bewohnenden unterhalten und somit den Kontakt pflegen. Zur Wohnstrategie im APH Humanitas: Was ist unter dem «Konzept der guten Orte» zu verstehen? Im AHP Humanitas wohnt man nicht einfach in einem der drei Stockwerke, sondern in farblich und mit unterschiedlichen Motiven gestalteten Orten wie dem «Autäli» im ersten, dem «Maienbühl» im zweiten oder im «Wenkenpark» im dritten Obergeschoss. Gleichzeitig hat jeder «Gute Ort» seinen eigenen Speiseraum. Damit besetzen wir für die Bewohnenden, welche ja teilweise nicht mehr so mobil sind, ihren Wohnort positiv und sie profitieren von kurzen Wegen, wenn sie nicht in einen zentralen Speisesaal gehen müssen.

In den drei Speiseräumen des AHP Humanitas gibt es sogenannte «mobile Freeflow-Verpflegung» – was ist darunter zu verstehen?
Die Bewohnenden bekommen nicht einfach fixfertige Portionen serviert, sondern werden mittags und abends aus einem Menü-Wagen bedient und können selbst «a la minute» entscheiden, was und wie viel sie von den angebotenen Speisen essen möchten. Dieser Menü-Wagen ist übrigens eine Eigenentwicklung mit eingebauter, akkubetriebener Induktionstechnik. Mit diesem System ermöglichen wir bei den Bewohnenden selbstbestimmung bei der Verpflegung und können gleichzeitig unser Konzept der «Care-Gastronomie» nachhaltig umsetzen.

Was beinhaltet denn «Care Gastronomie» insgesamt?
Vor rund einem Jahr haben wir den Umgang mit Lebensmitteln zum Schwerpunktthema gemacht. Ziel war es, Kosten zu senken, denn durch teuren Tellerrückgang – also Speisen, die nicht aufgegessen werden – oder Vernichtung von Lebensmitteln, weil sie das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, gehen uns jährlich Lebensmittel für mehrere hunderttausend Franken verloren. Mit dem Konzept des Menü-Wagens gibt es praktisch keine Verschwendung mehr. Dank Vakuum-Garen wird zudem für Lebensmittel eine längere Haltbarkeit garantiert, wodurch Personalressourcen optimiert und Reserven für Wochen erreicht werden. Weitere Massnahmen wie das Einkaufen von Gemüse zweiter Wahl für Suppen haben uns messbare Verbesserungen gebracht, und weil wir einige weitere Kühlgeräte angeschafft haben, konnte eine ausgeweitete Lagerung von produzierten Speisen ermöglicht werden. Summa summarum registrieren wir heute – ein Jahr später – immer noch sinkende Lebensmittelkosten, dies auch bei steigenden Umsätzen im Restaurant «Rosis Garten» und beim Mahlzeitendienst «Stübli-Kurier».

Apropos «Rosis Garten» und «Stübli-Kurier»  eine Erfolgsgeschichte?
Bis zur Corona-bedingten Schliessung hat sich «Rosis Garten» fast kometenhaft entwickelt. Stimmungsvolle Atmosphäre, ansprechende Mittagskarte, englische Teatime mit Scones und Häppchen oder abends ein Apéro riche an einem privaten Anlass sowie vernünftige Preise – ich denke, wir haben mit «Rosis Garten» als Treffpunkt genau den Nerv der Bevölkerung in Riehen getroffen und sind überzeugt, dass dies auch in Zukunft wieder so wird. Ebenso begeistert bin ich von der Entwicklung des Mahlzeitendienstes «Stübli-Kurier», den ich 2011 ins Leben gerufen habe und der mittlerweile nicht nur in Riehen, sondern auch in einigen Quartieren des Kleinbasels präsent ist. Haben wir vor Corona pro Monat 900 Mahlzeiten ausgeliefert, hat sich während Corona diese Zahl verdoppelt. Der «Stübli- Kurier» ist der Rolls Royce unter den Mahlzeitendiensten, mit Porzellangeschirr, freundlichen Fahrern, einem Bonussystem und natürlich hervorragenden, nachhaltig zubereiteten Speisen!

www.humanitas.ch