Der Dreiklang Hygiene, Sauberkeit und Atmosphäre

Interview mit Pascal Rueff von Georg Lutz

Marcello Calicchio, Pascal Rueff, Thomas Graf, Max Graf und Francesco Spallato (v. l. n. r. ).

Mit Hygiene und Sauberkeit kann man schnell Rahmenbedingungen schaffen, in denen Menschen sich wohlfühlen. Voraussetzung sind aber professionelle Lösungen. Diese bestehen heute nicht nur aus strapazierfähigem Putzmaterial oder gut funktionierenden Geräten, sondern auch darin, beispielsweise mit einer dezenten Beduftung die Atmosphäre von sensiblen Räumlichkeiten wie Hotellobbys oder Gastronomieräumen positiv zu beeinflussen.

Seit über vierzig Jahren bilden Sauberkeit, Reinheit und Hygiene das Kerngeschäft der Atavis Graf AG. Unterschiedliche Generationen bringen ihre Erfahrungen und Ideen in einem inzwischen sehr anspruchsvollen Markt ein. Wir führten ein Interview mit dem Mitinhaber Pascal Rueff über die Herausforderungen seiner Branche – nicht nur in Pandemiezeiten.

«Geschäftsführer»: Die Pandemie nervt uns alle. Ihr Kernbusiness ist Sauberkeit und Reinheit. Das sind gerade in der Pandemie – und vermutlich auch danach – grosse Themen. Dies dürfte Ihnen entgegenkommen. Die Sensibilität ist doch bei diesen Themen gewachsen?
Pascal Rueff: Zunächst waren auch wir von der Pandemie betroffen und auch erschrocken. Klar: Desinfektion, Masken, Hygiene und Reinheit bekamen vor knapp zwei Jahren plötzlich eine viel höhere Bedeutung. Das hat uns in die Karten gespielt. Andererseits sind Branchen, die für uns sehr wichtig sind, unter die Räder gekommen. Der Lockdown im letzten Jahr hat beispielsweise die Gastrobranche voll getroffen. In der Folge gingen die Bestellungen von dort massiv zurück.

Da sind Kunden ausgefallen?
Ja, die Pandemie war für uns eine Herausforderung, da wir einige neue Produkte gut absetzen konnten, andere etablierte Produkte besser liefen, es aber auch Einbrüche gab. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Umsätze erhöht haben, die Gewinne aber abgeschmolzen sind.

Lassen Sie uns einen Überblick gewinnen. Wie sieht Ihr Produktsortiment aus?
Die Hauptsektoren sind bei uns Verbrauchsmaterialien, Reinigungsmittel, Reinigungsmaschinen und Reinigungsgeräte. Alles zusammengezählt haben wir über 2000 Artikel auf Lager …

… das überrascht mich.
Die Reinigungsbranche ist heute sehr umfassend aufgestellt. In den letzten Jahren sind auch neue Produktlinien dazugekommen. Dies kann man in unserem Onlineshop aber praktisch schnell filtern, um zu seiner passenden Lösung zu kommen.

Es geht also nicht nur um Sauberkeit, sondern beispielsweise auch um Atmosphäre?
Heute gilt es, den Dreiklang Sauberkeit, Hygiene und Wohlbefinden unter einen Hut zu bekommen. Es braucht dabei meist einzelne Lösungen, die dann aber zusammen eine überzeugende Lösung darstellen müssen.

Dazu braucht es Duftlösungen?
Ja, wir arbeiten hier mit ätherischen Ölen, deren Basis aber Naturprodukte sind. Synthetische Düfte schrecken eher ab und passen nicht in unsere nachhaltige Philosophie. Die Kunst besteht darin, in Hotellobbys, Kantinen, Geschäftsräumen oder Sanitäranlagen eine stimmige Duft-Atmosphäre zu erzeugen. Die Besucherin oder der Besucher nimmt nur unbewusst die Lösung wahr. Wer in eine Hotellobby kommt und von einem künstlichen, schweren Patschuliduft erschlagen wird, dessen Laune zeigt eher nach unten. Solche Lösungen sind kontraproduktiv. Sie kennen sicher auch noch die Duftbäume unter dem Rückspiegel in Autos. Das ist künstlich und abschreckend. Wer sich dagegen in der Lobby wohlfühlt, aber die Gründe hierfür gar nicht kennt, wird wiederkommen.

Ich verstehe, das ist eine komplexe Herausforderung, die Erfahrung und Professionalität benötigt.
Genau, das bringt es auf den Punkt.

Ihre Zielgruppen sind aber Businesskunden?
Wir beliefern keine Privatkunden und konzentrieren uns auf Businesskunden. Das sind gewerbliche Kunden, aber auch Schulhäuser oder Sportanlagen der öffentlichen Hand. Hotels, Gasthöfe und Beizen sind bei uns ein grosses Thema. Dazu kommen Kantinen oder Wäschereien. Bei Letzteren geht es um Wäschereien im eigentlichen Sinne, aber auch um Wäschereien, die in Pflegeheimen oder Krankenhäusern intern angesiedelt sind.

Die für mich naheliegende Frage ist, warum die Verantwortlichen, nehmen wir das Beispiel eines Pflegeheheims, nicht in ein Fachgeschäft oder den Baumarkt gehen und sich dort ihre Reinigungsmaterialien kaufen.
Hier gilt es, unterschiedliche Antworten zu geben. Zunächst einmal geht es um das schon erwähnte Thema der Erfahrung. Unsere Firma gibt es seit 46 Jahren. Bei uns stehen die Betreuung des Kunden und der Service für den Kunden an vorderster Stelle. Und das ist hier nicht die übliche Floskel, sondern wird bei jedem Kunden mit Inhalt gefüllt. Gleichzeitig gibt es aber auch Kunden, die wissen, was sie wollen, aber unser breites Sortiment schätzen. Hier kommt unser Onlineauftritt und -shop ins Spiel. Aber die meisten Kunden wollen von uns betreut und gepflegt werden. Das ist klar unsere Stärke. Dazu braucht es qualitativ hochwertige Lösungen.

Wie wählen Sie Ihre Produkte aus?
Wir kennen jedes unserer Produkte und testen es auch im Vorfeld. Das kann man sich wie eine vorgeschaltete interne Qualitätskontrolle vorstellen. Was wir nicht brauchen können, sind Ladenhüter. Aus diesem Grund kommen Kunden auch schon bei der Produktauswahl oft mit ins Boot. Sie treffen nach einem Test- und Beratungsprozess Entscheidungen.

Ökologie und Nachhaltigkeit sind wichtige Megatrends. Inwieweit spielen diese Themen bei Ihnen eine Rolle? Gibt es beispielsweise Ansätze für Lösungen im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft?
Man unterscheidet hier zwei Produktkategorien. Bei Chemikalien liegt der Fokus auf dem Thema Ökologie. Es geht hier um Lösungen, die gut abbaubar sind und einer Schweizer Kläranlage keine Probleme bereiten. Das Produkt ist einfach zu bearbeiten und schnell wieder abbaubar. Demgegenüber kommt Nachhaltigkeit beispielsweise beim Reinigungspapier zum Zug. Hier gilt es, die Wertschöpfungskette genau anzuschauen. Woher kommt das Papier? Wird der Wald wieder aufgeforstet? Solche Fragen brauchen bei uns überzeugende Antworten. Das sind Werte und Informationen, die wir unseren Kunden gerne weitervermitteln.

Diese müssen der Realität standhalten, sonst landet man schnell beim Thema Greenwashing.
Richtig. Aus diesem Grund sind unsere Produkte auch dementsprechend zertifiziert. Wir sprechen hier nicht von Sonntagsreden, sondern von Produkten, die klar und nachvollziehbar vom Hersteller zertifiziert sind. Wir setzen aus diesem Grund in erster Linie auf Markenartikel.

Kommen wir zu Ihrer Geschäftsleitung. Sie sind ja ein typisches Schweizer KMU und das Thema Generationenwechsel und Nachfolge ist eine heikle Angelegenheit. Wie haben die unterschiedlichen Generationen diese Herausforderung gelöst?
Thomas und Max Graf sind Brüder und Söhne des Unternehmensgründers. Noch vor drei Jahrzehnten war unsere Branche auf wenige Produkte und Technologien beschränkt.

Hier wird deutlich, welche massiven Veränderungen es gegeben hat.
Thomas und Max haben das Geschäft weitergeführt und ausgebaut. Wichtig sind unternehmerische Strukturen, die in die Zeit und zum Unternehmen passen. Thomas Graf ist Hauptaktionär. Das Unternehmen ist im Familienbesitz. Ich selbst habe von Max Graf Anteile erworben und bin Mitinhaber. Max Graf ist noch bis Juni 2022 Geschäftsführer und geht dann in Ruhestand. In Francesco Spallato, der die Nachfolge antreten wird, haben wir eine Person gefunden, die den Übergang meistern kann. Er ist seit fünf Jahren bei uns im Hause und hat sich die neue Geschäftsführungsposition auch verdient. So hoffen wir auf einen reibungslosen Übergang.

Es geht also um eine interne Lösung?
Genau. Und er hat auch mit Mitte dreissig ein ideales Alter. Da kommt junges Blut in die Firma. Wir haben mit dieser Aufstellung drei Generationen in der Firma. Alle können ihre spezifischen Erfahrungen einbringen. Dazu gekommen ist Dominik, der Sohn von Thomas Graf, der jetzt mit Mitte zwanzig auch an Bord ist. Er leitet das operative Geschäft im Lager. So bekommen wir auch immer wieder neue Ideen in die Umsetzung.

Können Sie uns hier ein Beispiel verraten?
Die junge Generation kann im Bereich Marketing neue Türen aufstossen. Sie arbeitet auch mit viel flacheren Hierarchien.

Das dürfte nicht ganz einfach für den alten Patron sein.
Nein, auch er will nicht den Häuptling spielen, der alles unter Kontrolle hat. Wir sind ein Team und alle können ihre Ideen einbringen.

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