Die Corona-Krise verursachte einen grossen Umbruch in der Gastronomie, denn die enorme Veränderung traf diese, wie auch alle anderen Branchen, vollkommen unvorbereitet. Eine Flurbereinigung war dringend nötig, sagen die einen und machen das Beste aus der Situation. Jammern, Däumchen drehen und auf die Hilfe des Staates warten ist die Devise der anderen.
Im Baselbieter Branchenverband GastroBaselland ist die Co-Präsidentin Fabienne Ballmer auch interimistische Geschäftsführerin. Zusammen mit Co-Präsident Philipp Bühler brachte sie den Verband innert kurzer Zeit wieder in die Gewinnzone. Damit wurde die Handlungsfähigkeit verbessert und man kann in die Zukunft investieren. In Liestal besitzt der Verband ein eigenes Zentrum. Dort werden überbetriebliche Kurse, Wirtekurse und andere Veranstaltungen durchgeführt.
Fehlende Festessen und Fachkräftemangel
Zwei grosse Themen, die von den Mitgliedern immer wieder angeschnitten werden, sind die Geschäftsessen am Jahresende und die privaten Anlässe. Im Lockdown fehlten diese lukrativen Umsatzbringer und solche Lücken können nur schwer kompensiert werden. Fabienne Ballmer setzt sich immer wieder bei Politikern und auch direkt bei der Regierung für die Anliegen der Branche ein. Immerhin gehört die Gastronomie zu den grössten Arbeitgebern und viele Zulieferer hängen von ihr ab.
Ein weiteres brisantes Thema ist der Fachkräftemangel. In der Krise wurde Personal entlassen oder es wanderte ab. Wer etwas Neues gefunden hat, vielleicht sogar mit besseren Arbeitszeiten und höherem Lohn, kehrt nicht zurück. Mit einer Roadshow will Ballmer die Gastronomie zum Publikum bringen und junge Leute für diese Berufe begeistern. Auf dem Wasserturmplatz in Liestal wurde ein Dreibein aufgestellt und über offenem Feuer kochten Lehrlinge feine Paella. Jeder Autofahrer, der vorbeifuhr, und auch die Passagiere in den Autobussen hatten direkten Blick in die grosse Pfanne. Die gelbe Farbe des Reises dominierte und die Bohnen, weiteres Gemüse und Pouletschenkel sorgten für die Farb- und Geschmackstupfer. Die schmackhaften Portionen der Jungprofis wurden an Passanten und Interessenten der Gastroberufe verteilt. Dazu servierten sie frisches Schlangenbrot. An der Bar wurden kühle Drinks mit und ohne Alkohol gemixt. Um den Jugendlichen am richtigen Standort begegnen zu können, will man die Roadshows nach den Sommerferien an Schulen und anderen Orten, an denen sich die jungen Leute aufhalten, aufbauen und geeignete Begegnungsplätze schaffen.
Geschichten und Erlebnisse
Kurzfristig wurde eine Podiumsdiskussion mit Fachleuten organisiert und nach Lösungen gesucht. Eine wichtige Aussage war, dass die Gastronomen wieder investieren. Wenn die Gäste zurückkommen, wollen sie ihnen zeigen, dass sie parat sind und nicht zwei Jahre lang untätig waren. Lohnexzesse «in dieser schönsten aller Branchen mit enorm vielen Entwicklungsmöglichkeiten» wurden kritisiert. Im Gegensatz zu früher kommen die Jungen heute mit klaren Plänen in die Lehre und sie haben viel mehr Möglichkeiten. Wichtig war den Diskussionsteilnehmern, dass die Gastronomie ihren Gästen Geschichten und Erlebnisse liefern soll. Wenn altes Handwerk, Hausgemachtes und Regionalität genutzt werden, schreiben sich diese wie von selbst, denn «wir sind eine coole Branche».