Die passenden Lösungen finden

Interview mit Thomas Aegerter und Mark Gerber von Georg Lutz

UBS Basel Team 2020.

Die Zeiten sind für KMU-Verantwortliche sehr volatil. Gerade heute brauchen Sie auch von seiten Ihrer Bank eine kompetente Beratung auf den unterschiedlichen Feldern, um so Ihren unternehmerischen Spielraum durch passende Finanzierungslösungen zu erweitern. Man denke nur an das Megathema „Digitale Transformation“. Im Zeichen von Corona kann es aber auch um zusätzliche Liquidität gehen. Firmenfinanzierung ist ein aktuelles Thema und prägt Unternehmensschicksale.

Wer die UBS-Filiale in der Aeschenvorstadt 1 betritt, steht auf den ersten Blick in einem altehrwürdigen Gebäude. Auf den zweiten Blick entdeckt sie oder er modernste Technologien in Kombination mit innovativen Ideen, um KMU-Verantwortlichen die passende Lösung zu bieten.

«Geschäftsführer»: Mit welchen zentralen Herausforderungen kämpfen
Ihre kleineren Unternehmenskunden?
Mark Gerber: Grundsätzlich gibt es drei oder vier Themen, die sicherlich vor der Corona-Krise auch schon präsent waren. Auf der einen Seite stellen sich die Unternehmer immer die Frage: Ist man strategisch richtig ausgerichtet, sprich, hat man die richtigen Märkte, die richtigen Kunden, den richtigen Standort? Zusammengefasst: Bin ich am Markt richtig
positioniert? Dann steht die Kostenfrage auf der Agenda. Habe ich die richtige Kostenstruktur, könnte ich effizienter und / oder effektiver produzieren? Ist es möglich, das Ganze mit niedrigeren Kosten an den Mann oder die Frau zu bringen? Und drittens, was auch schon vor der Krise sehr präsent war, ist die Investment-Frage. Wo will ich investieren, in welchen Sektoren kann ich noch ausbauen? Wo kann ich mehr Marktanteile gewinnen?

Was hat sich hier seit Mitte März, im Zeichen der Corona-Krise, verändert?
Mark Gerber: Im Frühjahr mit dem Lockdown war plötzlich das Thema Liquidität ganz oben auf der Agenda. Selbst wenn man ökonomisch auf gesunden Beinen stand, waren Liquiditätsthemen zunächst wenig im Fokus, und dann, von einem Tag auf den anderen,
waren sie sehr präsent. Und jetzt wissen wir, diese Krise geht nicht von heute auf morgen vorbei. Da gab es im Sommer einige zu optimistische Szenarien, die sich leider nicht bestätigt haben. Daher gewinnen nun auch andere Themen an Gewicht. Beispielsweise beim Thema Investitionen müssen sich KMU-Verantwortliche heute fragen, was ist «nice to have» und was ist ein «must have». Das zweite Thema ist stark branchenspezifisch. Sind wir richtig aufgestellt? Da gibt es gerade im Kleingewerbe, im Handel, in der  Unterhaltungsbranche, in der Gastronomie, der Eventbranche und in der Hotellerie die Frage: Können wir in die alte Welt zurück? Und die Antwort ist zurzeit eindeutig Nein. Da muss man grundsätzlich ganz neue Wege gehen. In anderen Branchen müssen hingegen nur ein paar Stellschrauben verändert werden. Wir schauen dies gemeinsam mit unseren Kunden genau an.

Kommen wir zur Finanzbranche selbst. Inzwischen gibt es ja ganz neue Wettbewerber. Dazu gehören die Fintechs, aber auch andere Player. So hat beispielsweise in Deutschland im Herbst die Vergleichsplattform Check24 eine Banklizenz bekommen. Hier kann man mit einer App nicht nur ein Girokonto, sondern auch seinen Bausparvertrag bearbeiten. Wie gehen Sie damit um?
Thomas Aegerter: Der Schlüssel liegt in einer passenden und überzeugenden Gesamtstrategie. Hier gilt es, zwischen dem Schweizer Markt und den internationalen Geschäftsfeldern zu unterscheiden. International haben wir die Möglichkeit zu skalieren, da wir der grösste Vermögensverwalter weltweit sind und gleichzeitig trotzdem mit modernsten Tools und Technologien arbeiten. Ausruhen ist hier trotzdem keine Option. In der Schweiz ist es so, dass wir einen gewissen Vorteil haben, da wir den Heimmarkt sehr gut kennen. Ohne Frage wird man aber als Branchenführer herausgefordert. Sie sprechen die Fintechs an. Sehr oft schneiden die sich aus der Angebotskette einen Teil heraus. Es ist unser Vorteil, dass wir den Kunden von A bis Z begleiten können. Das gibt ein gegenseitiges Vertrauen, auf das wir auch weiter aufbauen wollen.

Gibt es da im Vergleich zu Europa Schweizer Besonderheiten?
Thomas Aegerter: Lassen Sie mich den Unterschied am Beispiel Paypal verdeutlichen. Paypal hat lange gewartet, bis die Verantwortlichen eine Banklizenz in der Schweiz beantragt haben. Einerseits ist die Schweiz ein kleiner Markt und andererseits extrem stark reguliert. Aber es gilt, wachsam zu bleiben und die Kunden mit spannenden, komfortablen und überzeugenden Lösungen zu überzeugen.

Kommen wir zum Alltag. Natürlich haben heute alle Banken Themen wie E-Banking oder Mobile Banking, die smart sind, mit an Bord. Sie bieten Mehrwert und sind einfach zu bedienen. Wo liegen die Unterscheidungsmerkmale Ihres Hauses? 
Thomas Aegerter: Wir haben den Anspruch, im Schweizer Banking Marktführer für digitale Lösungen zu sein. Unsere E- und Mobile-Banking-Plattform, die auch immer wieder ausgezeichnet wird, bietet Convenience aber auch Sicherheit. Wir verwenden im E-Banking beispielsweise die UBS Access App für eine sichere Authentifizierung.

Mark Gerber: Es ist unsere Absicht, dass wir als Bank in Ökosystemen denken. Wir versuchen, nicht alles auf eine Plattform zu packen, sondern wirklich auch immer zu überlegen, wo können wir Kooperationen eingehen oder Technologien einkaufen? Damit wollen wir ein Netzwerk von verschiedenen Anbietern schaffen, nicht nur für den Zahlungsverkehr, sondern auch für Buchhaltungs- und Versicherungsfragen, das bei UBS zusammenkommt.

Weiterbildung steht bei Ihnen sicher oben auf der Agenda?
Thomas Aegerter: Weiterbildung ist bei uns ein zentrales Thema. Wir haben natürlich auch Spezialisten, die schon jahrelange Erfahrung in der jeweiligen Branche haben, doch auch hier gilt das Motto «lebenslanges Lernen». Wir können interdisziplinäre Teams innerhalb der Bank zusammenstellen, je nach Thema oder Kunde. Das geht natürlich noch weiter: unsere Bank beschäftigt zahlreiche Spezialisten für neue Technologien wie zum Beispiel Blockchain. Im Tessin bauen wir dazu eine Einheit auf, damit wir einerseits bei technologischen Themen vorne mitspielen und dem Kunden optimale Lösungen bieten können und um andererseits natürlich diese Technologien auch intern, für uns als Bank
nutzen zu können.

Mark Gerber: Die Spezialisten sind vor Ort und es hilft uns, dass wir eine Sicht über die ganze Branche haben. Das heisst, wenn wir bestimmte Fälle sehen, können wir die Erfahrung weitergeben. Es kann sein, dass ein Gastrobetrieb in Genf dieselben Problemstellungen hat wie ein ähnlicher Betrieb in Basel. Diese Erfahrungen können wir teilen und weitergeben. Solche Ansätze haben aber ihre Grenzen. Wir sind ein Finanzinstitut und keine Unternehmensberater. Wir sind ein Sparring-Partner für unsere Kunden und bieten ihnen eine fundierte Beratung zu allen strategischen und operativen Aspekten rund um ihre Finanzen. Wir sind aber nicht da, um einzelnen Hotels zu sagen, wie sie die nächsten Jahre rentabel arbeiten können.

Wie gehen Sie mit den unterschiedlichen Generationen um? Die Babyboomer verabschiedet sich aus dem Arbeitsleben. Die Generation Z will wieder mehr Sinnhaftigkeit im Leben. Da sind Reibungspunkte absehbar. Das Thema Nachfolge brennt gerade KMU-Verantwortlichen unter den Nägeln. Auch Sie haben hier Dienstleitungsangebote parat. Trotzdem klappt der Wechsel der Generationen oft nicht. Wo liegen die zentralen Gründe?
Thomas Aegerter: Man muss aufpassen, dass man nicht zu stark pauschalisiert und in Schubladen denkt. Es gibt bei jungen Leuten durchaus ehrgeizige Leute, die klare Karrierevorstellungen haben. Es ist richtig, wir diskutieren viel mehr über Sinnhaftigkeit des Jobs als noch vor 20 Jahren. Und das ist auch gut so. Als Arbeitgeber gilt es, neue Ideen und Arbeitsformen auszuprobieren und umzusetzen, um den Lebensrealitäten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht zu werden. In der Region Basel haben wir bereits zwei Geschäftsstellen, die von zwei Frauen in Teilzeit geleitet werden. Mit dem Co-Leading oder Top-Sharing machen wir hervorragende Erfahrungen. Zusätzlich wurde das
Thema Home Office durch Corona extrem beschleunigt. Wir haben gute Erfahrungen mit Home Office gemacht. 91 Prozent der UBS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sagen von sich, im Home Office genauso effizient oder effizienter wie im Büro zu arbeiten. Schlussendlich geht es um Zusammenarbeit, um Möglichkeiten und Perspektiven.

Mark Gerber: Beim Thema KMU-Nachfolge sind wir sehr präsent, da in nächster Zeit eine Nachfolgeplanungswelle auf uns zukommt. Wichtig ist, das Thema so früh wie möglich anzusprechen. Am besten auch von Aussenstehenden, denn häufig ist das Thema emotional belastet. Es geht gar nicht nur ums Alter, es kann auch etwas passieren, und plötzlich braucht man eine passende Nachfolgeregelung. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Nachfolge und die entsprechende Beratung sollte stimmen. Es gibt zudem auch viele KMU-Verantwortliche, welche noch nie an Vorsorge gedacht haben; sie haben ihr Geld immer reinvestiert und plötzlich kommt eine Krise, alles Geld ist im Unternehmen,
nichts gespart und das Unternehmen ist aufgrund dieser Krise nur noch einen Drittel wert. Das sind anspruchsvolle Situationen, bei denen wir unseren Kunden zur Seite stehen.

Werfen wir noch einen Blick in die Zukunft. Wo werden Sie in Basel in den nächsten drei Jahren Akzente setzen oder/und Veränderungen umsetzen?
Thomas Aegerter: Die digitale Transformation hat aus Bankensicht zwei Seiten: erstens die Schnittstelle zum Kunden und zweitens die interne digitale Transformation von Prozessen. Da haben wir viele Projekte am Laufen, sowohl extern als auch intern und wir investieren viel. Das Geschäftsstellennetz wird sich verändern. Vor einigen Jahren konnten wir im Novartis Campus exklusiv eine UBS-Filiale eröffnen – nächstes Jahr eröffnen wir eine Filiale im Roche Campus. Da freuen wir uns sehr darauf. Dies wird schweizweit unsere erste CO2-neutrale Filiale sein. Nur ein kleines Beispiel, um zu zeigen, dass auch das Thema Nachhaltigkeit für uns als Bank enorm wichtig ist.

Mark Gerber: Ohne Menschen, die mitgenommen werden wollen, wird die digitale Transformation nicht klappen. Das ist die Herausforderung für uns, für die Bank, für alle. Ich bin, gerade auch in dieser Welt, die digitalisiert und globalisiert wird, sicher, dass wir es auch in der UBS und der Region Basel schaffen, diese Proximität, sprich, die Nähe zum
Kunden, zu erhalten. Es gilt, physisch da zu sein. Das Zusammenspiel zwischen den Welten verstehen wir als Herausforderung.

Thomas Aegerter: Das Beziehungsnetz wird wieder wichtiger. Eine professionelle Beratung gewinnt wieder an Bedeutung. Gleichzeitig gibt es Basisdienstleistungen, die müssen digital funktionieren.

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