Die Welt ist ungerecht. Forderte die Politik nach der Finanzkrise die massive Reduktion der Grösse der Schweizer Banken, sieht man deren Schrumpfung heute kritischer an. Gar vom Marignano der Schweizer Banken war jüngst zu lesen. Da ist es wenig tröstlich, dass gewisse europäische Banken noch viel stärker schrumpften.
Vor dem Hintergrund der too-big-to-fail Anstrengungen erscheint es bedenklich, dass die Marktkapitalisierung vorab von amerikanischen Banken so zunahm, als hätte es die Finanzkrise nie gegeben. Zudem wuchsen auch chinesische Banken im Zuge des teilweise mit hohen Schulden finanzierten Wirtschaftsaufschwungs sehr stark (vgl. Grafik).
Erfolgreiche Krisenbewältigung in den USA
Ein Hauptgrund für die sich öffnende Schere zwischen Europa und den USA war die schnelle und radikale Bereinigung der US-Bankbilanzen mit Unterstützung der Regierung. Durch die Konsolidierung entstanden immer grössere Institute. Grosse Banken mit internationaler Ausstrahlung können Finanzierungsrisiken leichter diversifizieren und dementsprechend rentable Geschäfte eingehen. Sie sind wettbewerbsfähig und können Kapital aufbauen.
Während die Amerikaner sich an die Arbeit machten, waren die Europäer noch lange mit der Abklärung von Verantwortlichkeiten beschäftigt. In der nachfolgenden Rezession fehlten Kraft und Wille zu schmerzhaften Eingriffen und zur Entkoppelung von Finanzinstituten und Staat. Die langandauernde Tiefzinsphase tat dann das ihre und bot den im Zinsgeschäft verwurzelten europäischen Banken nicht den zur Gesundung nötigen Nährboden.
EU-Bankenunion in Warteschlaufe
Einige Europäische Banken befinden sich noch immer in schlechter Verfassung. Dies ist wohl der entscheidende Punkt für den Stillstand bei der Errichtung der EU-Bankenunion. Sie soll Banken zentral beaufsichtigen und bei Illiquidität abwickeln können. Eine Union aber, die mit labilen Banken startet, kann kein vertrauensvolles Projekt sein. Andererseits würde ein Ausschluss Banken in Schieflage stigmatisieren und sie noch stärker unter Druck setzen.
Trotz diesem Dilemma ist klar: Ohne EU-Bankenunion kann es keine grossen pan-europäischen Banken geben. Doch genau solche wären nötig, um der erstarkten Konkurrenz aus Übersee und den Techfirmen die Stirn bieten zu können.
Marktfragmentierung als Hemmschuh
So bleibt es bei einem Finanzsystem, in dem die Staaten durch Ringfencing ihre Steuerzahler schützen, damit aber gleichzeitig der Fragmentierung Vorschub leisten. Globale Banken können ihr Kapital nicht mehr dort halten, wo es am produktivsten eingesetzt werden kann. Zudem stabilisieren sie sich nicht durch Risikostreuung, sondern durch Risikoabbau, was nach der Finanzkrise vielerorts zu Kreditklemmen geführt hat.
Abhängigkeit vom Ausland als Risiko für Wirtschaft
Ohne nationale Grossbanken, die im Investment Banking tätig sind, hängt der Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten gänzlich vom Ausland ab. Grössere Firmen sind für frisches Kapital, Zusammenschlüsse und andere gewichtige Intermediationsdienstleistungen zunehmend auf wenige amerikanische Banken angewiesen. Das ist ein volkswirtschaftliches Risiko.
Einerseits kann die Marktkonzentration im Investment Banking zu oligopolistischem Verhalten führen. Andererseits ziehen sich globale Kapitalgeber in einer Krise üblicherweise auf den Heimmarkt zurück. Ohne nationale Dienstleister, die als Alternative zu den US-Banken als Kapitalgeber einspringen können, ist die einheimische Wirtschaft einem Finanzierungsrisiko ausgesetzt.
Die Schweiz ist ein Schritt weiter
Auch die Schweizer Grossbanken sind geschrumpft und haben sich neu ausgerichtet. So spielen sie beispielsweise in der Top-Liga der globalen Vermögensverwalter. Sie zeichnen sich durch eine starke Kapitalisierung aus und erfüllen die geltenden TBTF-Auflagen. Ein kontrolliertes Wachstum auf einer gesunden Basis ist nicht nur für die Institute wichtig. Durch ihre Funktionen im internationalen Geschäft leisten sie einen wichtigen Beitrag für unsere Volkswirtschaft.
Mehr Informationen zu diesem Thema finden sich im Diskussionspapier der SBVg.