Ein Profi durch und durch

von Daniel Sollberger

Interview mit Cyliane Howald

In der Pandemie wanderten Businessevents vielfach in die Welt des Internets. Jetzt sind wieder analoge Formate möglich und die Verantwortlichen erkennen, wie wichtig die Moderator*innen im Rahmen solcher Veranstaltungen sind.

Die Basler Moderatorin und Schauspielerin Cyliane Howald hat sich im In- und Ausland einen Namen gemacht und lebt aktuell wieder in Basel. «Back to the roots» heisst das Motto. Die Agentur SOLEXPO Entertainment hat sie unter ihre Fittiche genommen. Im folgenden Interview stellen wir die Persönlichkeit vor.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Der Beruf Moderation und Schauspielerei ist üblicherweise kein geradliniger Karriereweg. Wie sah Ihr Weg aus?
Cyliane Howald: Ich war eine mittelmässige bis gute Schülerin, Sport und andere Fächer fand ich ganz nett. Wenn jedoch die Planung für das grosse Abschlusstheater losging, war ich Feuer und Flamme. Ich habe versucht, meine «Gspänli» für das Theater zu begeistern und ihnen mit der Aussprache, Gestik und dem Auftreten zu helfen. Ich hatte tatsächlich auch immer die Hauptrolle. In den Teenie-Jahren habe ich die Schauspielerei aber komplett aus den Augen verloren. Ich habe immer wieder daran gedacht, aber ich war zu realistisch. Ich dachte mir: Wieso soll gerade ich, die kleine Cyliane Howald aus Basel, eine gute und erfolgreiche Schauspielerin werden? So habe ich meine Leidenschaft für das Reisen entdeckt. Ich habe in jungen Jahren schon viele Länder bereist, teils allein mit meinem Rucksack, teils gemeinsam mit meiner Mutter, ebenfalls mit dem Rucksack.

Und wie haben Sie dann die Kurve in Richtung Schauspielerei wieder bekommen?
Als ich dann nach einer längeren Reise eine Stelle bei einer Versicherung angenommen habe, hatte ich einen Moment des Erwachens. Kann ich mir wirklich vorstellen, mein Leben lang in einem Büro zu arbeiten, um dann wieder zu kündigen, um auf Reisen zu gehen, bis mein Budget aufgebraucht ist, und mir dann meinen nächsten Job zu suchen? So habe ich mich mit 25 zum ersten Mal mit dem Prozedere einer Schauspielschule auseinandergesetzt. Ich wusste, dass ich raus aus meinem gewohnten Umfeld wollte, am besten raus aus der Schweiz. So habe ich mich in Köln und in Berlin an Ausbildungsstätten vorgestellt. Tatsächlich wurde ich an beiden Schauspielschulen angenommen. Aus meinem Bauchgefühl heraus habe ich mich dann für Köln entschieden – vielleicht wegen des Dialekts, vielleicht auch wegen des Rheins. So habe ich schliesslich an der internationalen Akademie für Filmschauspiel meine dreijährige Ausbildung absolviert, bei der ich mehr über mich erfahren habe als in meinem vergangenen Leben je zuvor.

Und jetzt sind Sie nach Basel zurückgekommen. Wo liegen die Gründe?
Das Leben als frischgebackene Schauspielerin war härter als gedacht. Während der Ausbildung ist man noch in einem geschützten Kokon. Dann bist du auf einmal auf dich allein gestellt. Und du merkst, die Caster haben nicht nur auf dich gewartet. Gerade in Deutschland gibt es jährlich unfassbar viele Absolventen. Ich war die älteste auf meiner Schule, das heisst, ich bewerbe mich nicht mehr für die Teenie-Rollen, sondern bereits für die Ehefrau oder die junge Mutter. Von diesen Schauspielerinnen gibt es aber schon viele, die etablierter waren als ich. Jedenfalls hatte ich immer wieder kleinere Rollen und das war wunderbar. Nebenher habe ich immer noch gekellnert. Das ist im Übrigen der klassische Nebenjob jedes Schauspielers und jeder Schauspielerin.

Das sind aber doch unterschiedliche Welten?
Ja, ich habe immer in einer Parallelwelt gelebt. Es war jedoch eine sehr spannende Zeit. Ich konnte in verschiedenen grossen Produktionen mitwirken – in der Werbung wie auch in Serien. Meine Schwester schickte mir eines Tages einen Aufruf von Telebasel zu: Sie suchten eine neue Moderatorin. Ohne grosse Hoffnungen habe ich mich auch auf dieses Casting beworben. Und ein paar Wochen später habe ich einen Rückruf erhalten, dass sie mich gerne kennenlernen würden. Als ich den Job bekommen habe, bin ich anfangs noch viel gependelt. Genau in der Zeit ging auch Corona los.

Das war in Deutschland für eine Schauspielerin sicher hart.
Mit den Lockdowns in Deutschland und den Regelungen habe ich immer mehr Zeit in Basel verbracht und mich schliesslich nochmals neu in die Stadt verliebt. Es hat nicht lange gedauert und ich habe den Entschluss gefasst, meine Segel in Köln zu streichen und hier nochmals neu anzufangen. Ich habe so viele Dinge neu zu schätzen gelernt: die Schönheit der Häuser, die kleinen Gassen, das Essen, unsere Kultur, das Schwimmen im Rhein. Sie haben Basel wieder neu entdeckt. Was lieben Sie an Basel? Es sind vor allem die kleinen Dinge, die ich zu schätzen gelernt habe. Wir sind in unmittelbarer Nähe der wunderschönen Natur. Bei uns kann man Früchte, Konfi und Blumen kaufen, indem man das Geld auf Vertrauen in ein Kässeli legt. Wir haben grossartige Bäckereien mit dem weltbesten Brot. Eine kurze Abkühlung in der Mittagspause im Rhein, am Samstagmorgen ein Kaffee auf dem Marktplatz, eine kleine Runde über den Petersplatz drehen und mit der Fähri rüberfahren, was will man mehr. Und nicht zu vergessen – die drey scheenschde Dääg.

Für wen schlägt Ihr Herz: Gross- oder Glaybasel?
Ui, das ist eine gemeine Frage, aber da würde ich mich aus dem Bauch heraus fürs Glaybasel entscheiden. Da wohne ich, da gehe ich abends was trinken, da sitze ich am Rhein, da geniesse ich abends den Sonnenuntergang.

Sie arbeiten als News-Moderatorin beim Telebasel und waren aktuell auf der Bühne (Fauteuil Basel) mit dem Pfyfferli- & HD-Läppli-Ensemble zu sehen. Wie war es, wieder auf der Theater-Bühne du stehen?
Es war der absolute Wahnsinn! Meine dreijährige Ausbildung war sehr auf den Film bezogen, was extrem spannend war. Aber meine Theaterherz hat nie aufgehört zu schlagen. Diese Nähe zum Publikum, das unmittelbare Feedback, die Energie sind beeindruckend. Nach jedem Auftritt ist man so überwältigt. Und auch in diesem Basler Traditionstheater spielen zu dürfen, war eine grossartige Erfahrung. Das Pfyfferli- & HD-Läppli-Ensemble und das ganze Team drum herum sind einfach grossartig. Ich bin für diese Zeit sehr dankbar.

«Diese Nähe zum Publikum,
das unmittelbare
Feedback, die Energie sind
beeindruckend».

Ist das Film-Business auch wieder ein Thema oder bleiben Sie dem Theater treu?
Einen guten Film zu schauen und dabei ein Glas Wein zu trinken, finde ich etwas vom Schönsten überhaupt. Und selbst daran mitwirken zu können … definitiv. Aber die Leidenschaft für das Theater wird immer bleiben. Ich finde, beide Welten lassen sich sehr gut kombinieren. Wir sind Schauspieler, egal ob auf der Bühne oder vor der Kamera.
Die Arbeit unterscheidet sich etwas, aber das Handwerk selbst bleibt
das Gleiche.

Wenn Sie sich ein Treffen mit einem Schauspieler oder einer Schauspielerin wünschen könnten, welche Person wäre dies und wieso?
Ich bin ein grosser Fan von Adam Driver oder Marion Cotillard. Aber ich weiss nicht, ob ich mir unbedingt ein Treffen mit ihnen wünschen würde. Ich treffe in meinem Alltag immer wieder auf so faszinierende Menschen. Ich denke, diese Inspiration ist wichtig für uns alle, gerade in dieser Branche. Wenn wir mit einem offenen Herzen und ohne Vorurteile durch das Leben gehen, können wunderbare Dinge entstehen.

Was kann man von Ihnen in Zukunft erwarten? Wie sehen Ihre Ziele aus?
Jeden Tag gesund aufstehen zu können und das zu machen, was mich erfüllt. Weiter in der Moderation tätig zu sein und meiner Passion, der Schauspielerei, nachzugehen. Aktuell stehe ich für das Stück HD Läppli im Fauteuil auf der Bühne und werde danach mit meinem Rucksack durch Kolumbien reisen. Und dann mal schauen, was das Universum für mich bereithält.

Weitere Informationen:
www.solexpo.ch