
Die Digitalisierung, die Globalisierung sowie gesellschaftliche Umbrüche und Unsicherheiten stellen für die aktuelle Arbeitswelt komplexe Herausforderungen dar. Und diese Dynamik fordert von Führungskräften, Veränderungen nicht nur zu begleiten, sondern auch aktiv zu gestalten. Doch inmitten von Zahlen, Daten und Strategien geht eine entscheidende Komponente oft verloren: der Mensch. Führung bedeutet heute mehr denn je, Menschen zu inspirieren, Vertrauen aufzubauen, Wertschätzung zu zeigen und Widerstände in Motivation umzuwandeln. Hier zeigt sich die wahre Stärke emotionaler Intelligenz.
Emotionale Intelligenz, kurz EQ, ist die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und die der anderen wahrzunehmen, zu verstehen, sie zu regulieren und bewusst darauf zu reagieren. Emotionale Intelligenz befähigt Führungskräfte, die Bedürfnisse ihrer Teams zu erkennen und darauf einzugehen, gerade in Zeiten des Wandels. Studien zeigen, dass emotionale Intelligenz die Grundlage für Vertrauen, Motivation und Resilienz bildet – alles essenziell, um Veränderungsprozesse erfolgreich zu gestalten und zu meistern.
Und gerade in Veränderungsprozessen zeigt sich, wie entscheidend diese starke Kompetenz ist. Wandel bringt oft Unsicherheit, Ängste und Widerstände mit sich – und zwar auf allen Ebenen einer Organisation. Eine Führungskraft mit hoher emotionaler Intelligenz erkennt diese Dynamiken nicht nur, sondern sie nutzt sie auch, um Orientierung und Halt zu geben. Sie kommuniziert wertschätzend, klar und einfühlsam, schafft Vertrauen und gibt dem Team das Gefühl, gehört zu werden.
Die Grundlage dafür ist die Selbstreflexion. Dazu gehören die bewusste Wahrnehmung sowie das Selbstmanagement. Wer seine eigenen Emotionen versteht und in der Lage ist, sie zu regulieren, kann authentisch und souverän agieren, auch in stürmischen Zeiten und stressigen Situationen. Gleichzeitig ist Empathie entscheidend, um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erkennen sowie deren Potenziale optimal zu fördern und auf sie einzugehen. Führung wird so nicht zu einer reinen Autoritätsausübung, sondern zu einer echten Verbindung zwischen Menschen, die im Unternehmen ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Führung im Wandel verlangt jedoch nicht nur ein Verständnis für den Einzelnen, sondern auch für das Zusammenspiel innerhalb von Teams. Emotionale Intelligenz befähigt Führungskräfte im Bereich des Beziehungsmanagements auch, Konflikte rasch zu erkennen und sie zeitnah konstruktiv zu lösen. Effektive Kommunikation und Konfliktlösung sind entscheidend, um Teams durch einen Wandel zu führen. Damit schaffen Führungskräfte eine Unternehmenskultur, in der Offenheit und Vertrauen wachsen können – eine Kultur, die auch Innovation begünstigt. Denn nur in einem Umfeld, in dem Menschen sich sicher fühlen, entstehen die wertvollen Ideen, die den Unterschied machen.
Auch die eigene Haltung spielt eine zentrale Rolle. Führungskräfte mit EQ sind bereit, sich selbst weiterzuentwickeln und Feedback anzunehmen. Sie geben nicht nur vor, wohin die unternehmerische Reise geht, sondern nehmen ihre Mitarbeitenden auch mit auf den Weg. Dabei sind sie nicht unfehlbar, sondern menschlich – und gerade das macht sie echt und inspirierend.
In einer unsicheren Welt ist emotionale Intelligenz das stabile Fundament, auf dem Vertrauen, Resilienz und Innovationskraft aufgebaut werden. Sie ermöglicht es Führungskräften, nicht nur schwierige Situationen zu meistern, sondern auch Chancen zu erkennen und zu nutzen. Denn echte Führungsstärke zeigt sich darin, nicht nur Prozesse zu steuern, sondern Menschen zu inspirieren und sie durch den Wandel zu begleiten – mit Klarheit, Empathie und einem tiefen Verständnis für die Dynamiken, die Veränderung mit sich bringt.
Führung im Wandel verlangt also weit mehr als technisches Wissen oder strategische Fähigkeiten. Sie erfordert mehr denn je emotionale Intelligenz, um den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und so langfristig Erfolge zu sichern. Dazu gehören in der Praxis die Schaffung von Klarheit, das Fördern von emotionaler Sicherheit sowie – nicht zu vergessen- ein Vorbild zu sein.
Denn eines ist klar: Nur wer versteht, was Menschen wirklich bewegt, kann sie führen. Deswegen ist emotionale Intelligenz keine weiche Fähigkeit, sondern eine essenzielle Führungsstärke, die in der heutigen Arbeitswelt den Unterschied ausmacht.
ÜBER DIE AUTORIN
Claudia Räber-Abegg, Inhaberin und Geschäftsführerin von Claudia Räber-Abegg Consulting GmbH, ist Expertin für Leadership und emotionale Intelligenz und bietet hierzu Workshops und Kurse an. Sie hält einen Master in Leadership & Management von der ZHAW und unterstützt als Coach Einzel- personen und Führungskräfte bei ihrer beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung. Sie ist zudem Keynote Speaker, gibt Sicherheitstrainings für Unternehmen im Kunden- kontakt und ist Advanced Instruktorin in Krav Maga, wofür sie auch spezialisierte Workshops für Frauen anbietet. In ihren 24 Jahren als Polizistin
war sie Instruktorin sowie Personenschützerin und leitete als stellvertretende Abteilungsleiterin einen Dienst in der Aus- und Weiterbildung.