EWR statt EU – ein Neustart, der gelingen muss!

von Thomas Ruepp

Thomas Ruepp Unternehmer

Meine Kolumne im Geschäftsführer Basel 2/2021 hat Vorausgesagtes jetzt, ein Jahr später, bestätigt. Die plumpe Haltung unserer Bundesräte zum Thema EU ist und bleibt eine
Wirtschaftsbremse und wird uns die nächsten Jahre stark und zum Negativen begleiten. Wie naiv darf man dabei sein? Die Schweiz ist eine indirekte Demokratie mit einer starken
Innovationskraft, vielseitigen Forschungsinstitutionen und Universitäten, einer Vielzahl von Start-ups, 99.3 Prozent Klein- und Mittelunternehmungen (KMU) und 0.7 Prozent Konzernunternehmungen. Diese Unternehmungen produzieren dabei mit ihren Mitarbeiter*innen für den Export des eigenen Landes einen Umsatz von 259 Milliarden Schweizer Franken. Also geht es in diesem Land jeden etwas an.

Mit einem Neustart die verfahrene Situation einmal positiv zu sehen, wäre der Schweiz nur zu wünschen. Bei ihrer Forschung und dem Export von 259 Milliarden Franken, wobei die EU 200 Milliarden ausmacht, könnte sich die Schweiz wie Norwegen, Island und Lichtenstein der EWR anschliessen. Die heutige Situation sieht seit Mai 2021 etwas anders aus als 1992: ein ganz neues Projekt, da das alte so oder so verfahren ist – und damit auch unser Export. Ein Flickwerk kann nicht zu langfristigen Lösungen führen, das hat die jetzige Situation bewiesen.

Im Moment können Medtech-Firmen wieder nach Deutschland liefern, ohne Zustimmung der EU! Mir selbst als Schweizer Unternehmer ist dasselbe zugestossen, da wir unsere Zertifikate erneuern mussten, um weiterhin nach Deutschland zu liefern. Dabei bezahlen wir, bei einem Jahresumsatz von 0.5 Millionen Franken, der CertBerlin 60’000 Franken, um weiterhin liefern zu dürfen. Gemäss einem Gespräch mit dem Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann im Oktober 2021 hat Herr Bundesrat Parmelin ihn um Hilfe gebeten und seine Antwort war: Wir haben bei der Medizinbranche begonnen und als nächstes ist die Maschinenindustrie dran. Er würde gerne helfen, aber das sei Sache der EU. Im Februar 2022 vermeldete Herr Kretschmann, mit der EU Kontakt aufgenommen zu haben, um zumindest die Probleme der Nachbarschaft bekanntzugeben, insbesondere
hinsichtlich der Forschung. Ohne Erfolg. Man reagiert eben politisch erst dann, wenn in zehn Jahren ein Desaster und ein Trümmerhaufen vorliegt, weil es solange dauert, bis es
sichtbar und spürbar wird. Die Konzerne haben es uns vorgemacht, sie besitzen Niederlassungen in ganz Europa. Betroffen sind nur die KMU, die 99.3 Prozent der Schweizer Unternehmen ausmachen.

Darum ist es höchste Zeit, die Mitgliedschaft mit der EWR anzugehen und Spezialwünsche aussen vor zu lassen. Entweder wir entscheiden uns für den bisherigen Wohlstand, oder wir verlieren wie die Engländer langfristig den wirtschaftlichen Anschluss und Erfolg. Vielleicht braucht es auch die Überzeugung der richtigen Bundesräte, um die bestehende Situation zu beurteilen. Das Ganze wird nur funktionieren, wenn man will, wenn man die Situation für die Schweiz erkennt. Eine andere Idee wäre, nur als Tipp für die KMU-Betriebe, den Sitz in die EU zu verlegen, um weiterhin Erfolg zu haben. Da genügt Lichtenstein.

Ein erfahrener und direkt betroffener KMU-Export-Betrieb