Freude bereiten – der Charme von Schmuck

Interview mit Simon Etter von Georg Lutz

Träume in Schmuck fassen – das ist die Herausforderung.

Gold war und repräsentiert einen Sehnsuchtsort, egal ob es als Wertanlage, als religiöses Symbol oder als Schmuck verwendet wird. In anspruchsvollen Schmucklösungen fliessen handwerkliche Kunst und Phantasiewelten auf engstem Raum zusammen.

Kunsthandwerk mit edlen Materialien wie Gold hat in Basel seit über vier Jahrzehnten eine zentrale Anlaufstelle: die Schneidergasse 22. Dort arbeitet verantwortlich Simon Etter,
seitdem er 2015 das Geschäft vom Gründer Peter Gschwind übernommen hatte. Hier entstehen innovative und modische Schmuck-Innovationen, die gleichzeitig den alten Werten und Traditionen des Goldschmiedehandwerks verbunden sind.

Gold symbolisiert einen alten Menschheitstraum. Wie sind Sie zum Material Gold in Kombination mit dem Thema Handwerk gekommen?
Simon Etter: Mit 15 Jahren hat man Träume und muss manchmal doch nüchterne Entscheidungen treffen. Ich habe mich für eine Lehre entschieden. Handwerklich zu gestalten lag mir. Ich hatte viel Ruhe, Geduld und den Willen, etwas perfekt zu machen. Dass dies am Schluss in den Beruf des Goldschmieds mündete, war in diesem Alter fast Zufall – vielleicht auch Schicksal.

Sie haben auf Ihrer Website, um Ihre Philosophie zu unterstreichen, ein Zitat von Richard Sennett stehen: «Das Bestreben, eine Tätigkeit um ihrer selbst willen gut zu machen.» Richard Sennett ist ein Theoretiker der urbanen Stadt und der in ihr wohnenden Menschen, die oft haltlos wirken. Vermittelt Ihr Schmuck Halt in
einer Postmoderne, die sehr hektisch und stressig ist?
Ja, ich denke schon. Schmuck ist pure Emotion und gleichzeitig etwas nahezu Beständiges. Gut gestalteter und verarbeiteter Schmuck wird uns alle überdauern und seine Geschichten auch kommenden Generationen erzählen. Schmuck schenkt man auch Freunden, Partnern oder Kindern, die man ins Herz geschlossen hat und in seiner Nähe haben möchte. Die Bindung ermöglicht ein Goldschmied und auch nach 50 Jahre ist dies zu spüren. Ist das nicht wunderbar?

Mit Schmuck vermittelt die Trägerin oder der Träger auf jeden Fall Botschaften. Welche sind dies aus Ihrer Sicht?
Das ist so individuell verschieden. Manche möchten ihren Sinn für Ästhetik mit Schmuck zum Ausdruck bringen, manche eine Geschichte damit erzählen. Dann gibt es Schmuck, der die Verbundenheit zu jemanden symbolisiert oder etwas aufzeigen will. Es gibt aber auch Schmuck, der ein Statussymbol darstellt.

Bei der Schmuckproduktion geht es um das Wesentliche und Perfekte. Schmuckproduktion verlangt handwerkliches Geschick, das ist klar. Welche Voraussetzungen braucht es hier zudem?
Für das handwerkliche Geschick braucht man sicher eine gewisse Veranlagung, viel Übung, Willen und Erfahrung. Dazu kommen eine ruhige Hand, gute Augen und Sitzleder. Etwas Leidensfähigkeit sollte man auch im Kompetenzen-Rucksack haben. Die Akteure dürfen keine Scheu vor schmutzigen Fingern und ab und zu Blasen und Schrammen an den Händen haben.

Jetzt hat Schmuck auch eine phantasievolle Note. Wie realisiert man eine Phantasie?
Es braucht Sinn für Formgebung, Mut für Neues und viel Geduld.

Ihr Haus wurde von Ihrem Vorgänger Peter Gschwind Anfang der Siebzigerjahre gegründet. Was hat sich seit dieser Zeit, in Ihrer Goldschmiede verändert?
Die Werkstatt wurde immer voller. Manchmal fühle ich mich wie in einem Tetris-Spiel oder Raum-Puzzle, um die vielen durch die Jahre dazugewonnen Maschinen und Werkzeuge unterzubringen. Der Schmuck hat sich durch die Jahre verändert und oft dem Zeitgeist angepasst. Es gibt aber auch Schmuck-Konstanten, die von Peter Gschwind kreiert wurden und heute immer noch sehr gefragt sind – im Übrigen von Jung und Alt. Diese, so kann man mit leichtem Stolz betonen, gehören zur Basler Schmuckgeschichte.

Gibt es Moden- und Materialzyklen?
Ja klar, wie das meist auch in anderen Branchen zu beobachten ist. Besonders in der Mode und Architektur kennen wir das. Ich arbeite oft mit traditionellen Werkstoffen und Formen, die aber mit den aktuellen Anforderungen, Materialien und Techniken gemischt werden. Gewisse Materialien kommen und gehen und erleben, wie zum Beispiel das Rotgold, wieder eine Renaissance.

Schmuck kann auch verändert werden. Gibt es immer wieder neue Phasen in meinem Leben, in denen ich meinen Schmuck anpassen sollte?
Da gibt es naheliegende praktische Gründe, wenn beispielsweise die Grösse der Ringe nicht mehr passt. Oft bewirken schon eine professionelle Reinigung und Auffrischung optische Wunder. Ansonsten sollte jeder für sich entscheiden, ob das Schmuckstück noch zu ihm passt oder nicht. Aber es ist sicher gut zu wissen, dass man Schmuck, teilweise auch ohne grossen Aufwand, passend zum neuen Lebensabschnitt ändern kann.

Welche Zielgruppen sind bei Ihnen zu finden?
Das geht querbeet. Es gibt aber einen gemeinsamen Nenner: Meine Kundschaft hat Freude an schönen Dingen, auch wenn das nur die kleinen Dinge im Leben sind. Zudem fallen die Lust und der Spass, sich für etwas zu entscheiden, auf.

Haben Sie sich für die nächsten zwei, drei Jahre Ziele gesetzt und welche sind das?
Da ich seit anderthalb Jahren stolzer Vater der wundervollsten Tochter bin, ist mein Ziel, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Ein grosses Ziel, von meinem Beruf hergesehen, ist es, vielen Leuten den unbekannten oder scheinbar etwas angestaubten Goldschmied näherzubringen. Bei uns gehen die traditionellen Werte Hand in Hand einer lebendigen und funkelnden Zukunft entgegen.

www.simons-goldschmiede.ch