Gebühren für Roller-Parkplätze sorgen für heisse Köpfe

Interview mit Heinz Oertle von Niggi Freundlieb

Das neue Verkehrsregime in der Basler Innenstadt sorgt vor allem beim Gewerbe, bei der Gastronomie oder beim Detailhandel für heftige Diskussionen und Ärger. Unverständnis gibt es allerorten auch über die geplante Einführung einer Parkgebühr für Motorräder und Roller, welche in der Basler Innenstadt demnach bald nicht mehr gratis abgestellt werden können. Damit wäre Basel die erste Schweizer Stadt, die eine solche Gebühr einführen würde.

Geplant sind gegen 340 Motorrad-Parkfelder an etwa 35 Standorten in der Innenstadt auf beiden Seiten des Rheins und beim Bahnhof SBB, entlang der neuen Fussgängerzone. Die Gebühr beträgt 50 Rappen pro Stunde und muss unter der Woche von 8 bis 19 Uhr bezahlt werden.

Nachdem der Grosse Rat einen Zusatzkredit zur Anschaffung neuer Parkuhren genehmigt hatte, wäre der Einführung von Rollerparkgebühren eigentlich nichts mehr im Wege gestanden, wenn nicht die Junge CVP Basel-Stadt, die Junge SVP, die Jungliberalen und die Jungfreisinnigen die Volksinitiative «für kostenloses Parkieren von Zweirädern auf Allmendgebiet» lanciert hätten.

Im Interview mit dem GESCHÄFTSFÜHRER zeigt Motorrad- und Roller-Händler Heinz Oertle, Inhaber und Geschäftsführer der Phoenix Basel AG an der Reinacherstrasse 80 + 84, gar kein Verständnis für die geplante Einführung einer Parkgebühr für Motorräder und Roller und hält mit seinem Ärger nicht hinter dem Berg.

GESCHÄFTSFÜHRER: Was haben Sie gegen eine verkehrsfreie Basler Innerstadt?
Heinz Oertle: Die Innerstadt  ist ja nicht verkehrsfrei, sondern «privatmotorfahrzeug-verkehrsfrei», was doch ein Unterschied ist! Aber darum geht es bei meinem Ärger nicht einmal primär.

… sondern?
Mich ärgert vor allem, dass mit dem Roller ein Fahrzeug betroffen ist, das wohl das ökologischste Verkehrsmittel mit Verbrennungsmotor ist, weil es wenig Benzin verbraucht, wenig Platz benötigt und immer zu mindestens 50 Prozent ausgelastet ist, was man zum Beispiel vom ÖV nicht behaupten kann. Dazu kommt ein weiterer, sozialer Aspekt dazu, denn gerade für weniger gut Verdienende ist der Roller die einzig erschwingliche Möglichkeit für individuelle Mobilität. Insgesamt könnte man sogar überspitzt sagen, dass die Einführung der Parkgebühren für Roller eine asoziale Idee ist. Lieber «schenkt» man den Baslerinnen und Baslern eine Tramlinie nach Deutschland, damit sie dort günstig einkaufen können, was – wie wir in letzter Zeit sehen – für das Basler Gewerbe schädliche Auswirkungen hat.

Welche Folgen befürchten Sie bei der Einführung der Parkgebühr für Roller?
Die Parkgebühren schaden der Umwelt, weil der Suchverkehr erhöht wird und Rollerfahrer wieder auf das Auto umsteigen. Zu erwarten ist auch, dass vermehrt wild parkiert wird. Ich befürchte auch, dass die Parkgebühren für den Kanton ein Verlustgeschäft sein werden, weil die Kosten für die Erstellung der Parkfelder und die Kontrollen der Parkuhren höher sind als die voraussichtlichen Einnahmen.

Was halten Sie von der Schaffung von Rollerparkplätzen in Parkhäusern?
Ich denke, wenn die Politik gedeckte und geschützte Parkmöglichkeiten für Velos propagiert, dann wäre das doch auch für Roller angebracht.

Spüren Sie als Händler schon die angekündigten Parkgebühren?
Mir haben tatsächlich potenzielle Kunden mitgeteilt – gerade solche, die mit dem Roller zur Arbeit fahren wollen –, dass sie nun den Kauf eines Rollers nicht mehr in Erwägung ziehen, weil ihnen mit den Gebühren zusätzliche Kosten von ca. Fr. 100.– pro Monat entstehen würden. Und es gibt auch Kunden, welche angekündigt haben, ihren Roller wieder zu verkaufen, wenn die Gebühr eingeführt wird.

Weitere Informationen:
Phoenix Basel AG
Reinacherstrasse 80 – 84
4053 Basel
www.phoenixbasel.ch