In der «Coop-Zeitung» war vor Kurzem zu lesen, dass sich 61 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz als «zufrieden» bis «sehr zufrieden» mit ihren Vorgesetzten bezeichnen. Weniger als zehn Prozent sind «eher» oder «überhaupt nicht zufrieden». In kurzen Stellungnahmen erklären drei Personen, dass die Kombination von «Freiheit» und «konstruktivem Feedback», die Förderung der guten Zusammenarbeit und das daraus entstehende «offene Arbeitsklima» sowie die richtige Wahl des Arbeitsplatzes beziehungsweise der Ausbildung entscheidend zur Zufriedenheit beitragen.
Nun – es stellt sich zwar die Frage, wie stark der Arbeitgeber für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter verantwortlich sei. Immerhin ein Drittel der Arbeitnehmer ist gemäss Fachliteratur nämlich der Ansicht, das sei nicht der Fall, sondern sie selber seien für ihre Zufriedenheit zuständig. Mehr als 40 Prozent sehen aber sowohl den Arbeitgeber als auch sich selber in der Pflicht. Und für rund 27 Prozent ist die Zufriedenheit der Arbeitnehmer die alleinige Sache des Arbeitgebers. So oder so erinnern die Kommentare und die Ergebnisse der «Coop-Zeitung»-Umfrage wieder einmal daran, dass das Führungsverhalten in einem engen Zusammenhang zur Mitarbeiterzufriedenheit steht. Zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten produktiver, setzen sich stärker für «ihr» Unternehmen ein, wechseln weniger häufig die Stelle und fördern aufgrund ihrer positiven Einstellung und Motivation das Image ihres Arbeitgebers. Es sprechen also – neben dem grundsätzlichen Wunsch, die eigenen Angestellten möglichst zufrieden zu sehen – auch ganz profane betriebswirtschaftliche Gründe dafür, sich von Zeit zu Zeit mit dem Thema Mitarbeiterzufriedenheit zu befassen.
Der Zürcher Personaldienstleister Robert Half hat im März 2017 die Ergebnisse einer breit angelegten Studie dazu veröffentlicht. In acht Ländern wurden über 23’000 Angestellte gefragt, wie glücklich sie in ihrer Funktion seien und auf welche Gründe sie ihre Befindlichkeit zurückführten. Dabei sind sechs Faktoren zum Vorschein gekommen, die unabhängig von individuellen Bedürfnissen, Zielen und Vorlieben offenbar universelle Gültigkeit haben. Besonders glücklich macht es demnach, den «richtigen Job» zu haben, Verantwortung tragen zu dürfen, ehrliche Wertschätzung zu erfahren, die eigene Arbeit als sinnstiftend zu empfinden, fair und respektvoll behandelt zu werden und ein positives Arbeitsklima zu erleben.
Auf alle diese Elemente können die Vorgesetzten entscheidenden Einfluss nehmen: Ein gut durchdachter Rekrutierungsprozess verhilft zu den richtigen Angestellten am richtigen Ort. Mit bewusstem Überlassen von Entscheidungskompetenz und Handlungsfreiheit macht man die Mitarbeiter glücklicher. Wertschätzung lässt sich vermitteln durch konstruktives Echo und ehrliche Anerkennung guter Leistungen. Erläuterungen zu den betrieblichen Zusammenhängen machen die Arbeit sinnvoller und fördern den Stolz auf das «eigene» Unternehmen. Insbesondere Frauen macht es besonders zufrieden, wenn sie am Arbeitsplatz respektvoll und gerecht behandelt werden. Und nicht zuletzt können Vorgesetzte dafür sorgen, dass eine angenehme Arbeitsatmosphäre herrscht, die eine gute Zusammenarbeit möglich macht. Kurzum: Mitarbeiterzufriedenheit dient allen, eben nicht nur den Mitarbeitern selbst. Ein guter Arbeitgeber ist sich dessen bewusst.