Vietnam hat einen ungewöhnlich hohen Anteil von Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen: Mehr als 15 Prozent der über fünfjährigen Einwohner*innen leiden darunter.
Unser Projekt – Über die Hilfsorganisation Green Cross, die Opfer von umweltbedingten Gesundheitsschäden unterstützt, entstand vor etwa 20 Jahren der Kontakt zwischen der Schule für Orthopädietechnik in Hanoi und dem Basler Orthopädietechniker Dr. h. c. Daniel Hueskes – meinem Vater und Gründer unseres Familienbetriebs. Man suchte dort Hilfe bei der Verbesserung der prothetischen Versorgung von jungen Patienten mit Deformitäten des Bewegungsapparates. Daniel Hueskes hatte langjährige Erfahrung mit der Behandlung von angeborenen Deformitäten – insbesondere durch Contergan – und viele Jahre mit den chirurgischen und orthopädischen Abteilungen des Basler Universitätsspitals und Kinderspitals zusammengearbeitet. Er erkannte, dass für viele der Deformitäten in Vietnam orthopädietechnische Massnahmen allein nicht ausreichten, und konnte den Basler Orthopäden Dr. Claude Müller als operativ tätigen Arzt für das Projekt gewinnen.
Die deutschsprachige Vietnamesin Pham Thuy, administrative Leiterin des Vietnamese Training Centre for Orthopaedic Technologists (Vietcot), wurde zu unserer wichtigsten Verbindungsperson. Ihre sprachlichen und fachlichen Kenntnisse und ihr Verständnis für beide Kulturen erwiesen sich als Glücksfall, und bis heute ist sie Dreh- und Angelpunkt für all unsere Aktivitäten.
Nach diversen Anlaufschwierigkeiten etablierte sich eine Zusammenarbeit mit dem orthopädischen Rehabilitationsspital in Thai Nguyen, rund 100 Kilometer nördlich von Hanoi. Dieses Spital bildet zusammen mit der Vietcot in Hanoi das Zentrum des Basler Hilfsprojekts. Während der jährlichen Besuche von Daniel und Benjamin Hueskes sowie Dr. Claude Müller konnten viele Kinder und Erwachsene mit angeborenen und erworbenen Deformitäten, vorwiegend der unteren Extremität, erfolgreich behandelt und beraten werden. Auch Patienten mit Spätfolgen von Verletzungen suchen häufig Rat bei der Schweizer Equipe. Neben dieser eigentlichen Patientenbehandlung ist die Ausbildung der örtlichen Ärzte der andere Schwerpunkt des Projekts: Von Anfang an war es das Ziel, einfache, für die örtlichen Ärzte verständliche Behandlungsschemata zu entwickeln, damit die praktizierten Operationen mit den vorhandenen Materialien durchgeführt werden können.
Stärken des Projekts – Mit unserem kleinen Team bleibt der administrative Aufwand auf ein Minimum beschränkt und die kontinuierliche Zusammenarbeit mit denselben Kliniken sorgt für ein enges gegenseitiges Vertrauensverhältnis und für nachhaltige Verbindlichkeit.
Unser Alltag in Vietnam – Die Ärzte vor Ort registrieren geeignete Patient*innen. Im Rahmen einer Sprechstunde werden diese dann gemeinsam untersucht, Behandlungsvorschläge werden diskutiert und es wird entschieden, wer mit Hilfsmitteln versorgt oder in den folgenden Tagen operativ behandelt werden kann. Im Rahmen der regelmässigen Aufenthalte von zwei bis drei Wochen pro Jahr werden an drei Standorten jeweils circa 40 Patient*innen untersucht. Rund ein Drittel davon wird orthopädietechnisch versorgt oder operativ behandelt.