«IN ENGLAND GEHT DIE POST AB!»

Seit letzten Sommer ist der ehemalige GC-, FCB- und Schweizer Nationalmannschafts-Goalie Pascal Zuberbühler Torhütertrainer beim englischen Zweitligisten Derby County, der als Spitzenclub in der Football League Championship den Aufstieg in die Premier League, aus der er 2008 abgestiegen ist, anvisiert.

Der 51-fache Internationale hatte soeben den in die Promotion League zwangsrelegierten FC Servette nach zwei Jahren als Technischer Direktor verlassen, als ihn der neue Head Coach von Derby County, Paul Clement, anfragte, ob er ihn als Goalietrainer bei seinen Aufstiegsplänen unterstützen wolle. Dieses Angebot konnte und wollte «Zubi» nicht ablehnen und kehrte nach England zurück, wo er bereits 2006/07 bei West Bromwich Albion unter Vertrag stand und von 2008 bis zu seinem Karrieren-Ende 2011 dritter Torhüter bei Fulham war.

Der gebürtige Frauenfelder errang in seiner Karriere mit GC und dem FC Basel sechs Meistertitel, drei Cupsiege und nahm viermal an der Champions League teil. Als Nationalmannschafts-Goalie nahm «Zubi» an den Weltmeisterschaften 2006 teil, wo er das Kunststück schaffte, sein Tor in allen Gruppenspielen reinzuhalten.

Im Interview schildert Pascal Zuberbühler, was das Engagement bei Derby County für ihn bedeutet und wie realistisch die Aufstiegspläne des englischen Traditionsclubs sind.

«Geschäftsführer»: Welche Bedeutung hat es für Sie, dass eine Trainerpersönlichkeit wie Paul Clement Sie mit einem Dreijahresvertrag für seinen Trainerstab engagierte?
Pascal Zuberbühler: In der Tat ist Paul Clement, der Assistent von Carlo Ancelotti bei Chelsea, Paris St-Germain und Real Madrid war, eine herausragende Trainerpersönlichkeit. Sein Wunsch, mich in seinem Trainerstab zu haben, ist eine grosse Ehre für mich, umso mehr ich aus Erfahrung weiss, dass englische Trainer kaum Ausländer für ihren Staff engagieren. Geholfen hat vielleicht auch, dass ich mit seinem Bruder Neil Clement bei West Bromwich Albion zusammengespielt habe und bei Fulham einen guten Job als Goalietrainer gemacht hatte.

Wie beurteilen Sie die Aufstiegsambitionen von Derby County in die Premier League?
Nach einem nicht ganz optimalen Start in die Meisterschaft hat sich das Team noch verstärkt und nach vorne gekämpft. Die Chancen für den Aufstieg sind sehr gross, und hier in Derby erwartet man eigentlich auch nichts anderes. Derby ist eine total fussballverrückte Stadt, die Unterstützung der Fans ist gigantisch, und das «iPro Stadium» ist immer mit über 30’000 Zuschauern ausverkauft. Auch bei den Auswärtsspielen füllen die Derby-Fans die Gästesektoren komplett und peitschen das Team voran. In der Schweiz kann man sich gar nicht vorstellen, welche Emotionen hier beim Fussball freigesetzt werden und wie die Post abgeht.

Tut auch der Club alles, um diesen Aufstieg zu realisieren?

Absolut. Hier sind alle von diesem Ziel beseelt und ziehen an einem Strick. Der Clubbesitzer Mel Morris investiert enorm viel Geld in das Team und in die Infrastruktur. Das Trainingsgelände mit zwölf Trainingsplätzen, Schwimmhallen und Rehabilitationsräumen ist eines der besten in England. Für den Aufstieg in die Premier League verschulden sich viele Clubs massiv, um an die horrenden Fernsehgelder zu kommen, bei Derby County ist das anders, denn der Club ist gut
geführt, finanzstark und gesund.

Sie sind ja junger Vater von Zwillingen – ist Ihre Familie auch nach England gezügelt?
Das ist zwar geplant, aber im Moment pendle ich noch fleissig zwischen der Schweiz und England hin und her. Mit dem Flugzeug ist das aber zeitlich problemlos machbar, und ich geniesse es, die Zwillinge und meine Frau, die mich total unterstützt und weiss, was der englische Fussball für mich bedeutet, so oft wie möglich zu sehen.