Am 15. Oktober 2017 jährte sich der Todestag von Johann Ludwig Burckhardt (1784–1817) zum 200. Mal. Das Historische Museum Basel ehrt den Basler, der als «Scheich Ibrahim» den Orient erkundete, mit einer stark überarbeiteten und erweiterten Neuauflage seiner lange vergriffenen Biografie, welche im Christoph Merian Verlag erschienen ist. Den meisten Baslern ist allerdings nicht bewusst, dass Johann Ludwig Burckhardt zum Beispiel die berühmte Felsenstadt Petra im heutigen Jordanien wiederentdeckte.
Johann Ludwig Burckhardt wuchs als Sohn eines wohlhabenden Seidenbandfabrikanten im Haus zum Kirschgarten in Basel auf, wo ihm heute eine kleine Ausstellungsecke gewidmet ist. Dort wird eine kleine, aber feine Auswahl von Objekten gezeigt, die die posthume Anerkennung des Basler Orientreisenden vor Augen führt. Als besonderes Highlight sind für begrenzte Zeit Burckhardts Briefe an seine Eltern und Geschwister sowie die Urkunde seiner Pilgerfahrt nach Mekka von 1814 als Leihgabe der Universitätsbibliothek Basel im Original zu sehen
Nach ausgedehnten Studien in Deutschland reiste Johann Ludwig Burckhardt zur Arbeitssuche nach London, wo er 1809 von der Forschungsgesellschaft «African Association» den Auftrag erhielt, den Handelsweg zwischen Kairo und Timbuktu zu erkunden. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit, in der er sich vor allem dem Studium der arabischen Sprache widmete, brach er nach Aleppo auf. Um einem möglichen Spionageverdacht zu entgehen, kleidete sich Johann Ludwig Burckhardt in der Folge orientalisch und nannte sich Scheich Ibrahim ibn Abdallah. Bis zu seinem frühen Tod infolge einer Darmerkrankung im Alter von 32 Jahren reiste er inkognito durch die damals noch wenig bekannten Gebiete im Nahen Osten. Seine eindrucksvollen Reiseberichte und Beschreibungen der Beduinen wurden im 19. Jahrhundert zu wichtigen Quellen für die Kartografie und Ethnografie. Diese Berichte stossen bis heute auf grosses Interesse und werden immer wieder neu herausgegeben.
Johann Ludwig Burckhardt war einer der ersten Europäer, der erfolgreich die nubische Wüste durchquerte. Kenntnisreich beschrieb er die antiken Stätten Nubiens sowie die Sitten und Bräuche der Nubier. Darüber hinaus schilderte der Kaufmannssohn detaillierte Beobachtungen zum Handel, was dem Auftrag der britischen Forschungsgesellschaft entsprach. Und nicht zuletzt lieferte er der westlichen Welt den ersten Bericht über den grossen Tempel von Abu Simbel mit seinen Kolossalstatuen.
Das Autorenteam des Historischen Museums Basel beleuchtet in dieser grundlegend überarbeiteten und erweiterten Neuauflage anschaulich das Leben des faszinierenden Orientforschers. Diese einzige deutschsprachige Publikation über Johann Ludwig Burckhardt bot zudem die Gelegenheit, sein Heranwachsen im Haus zum Kirschgarten, sein familiäres Umfeld, seine Ausbildung und frühe Prägung stärker zu gewichten. Mit einer reichen Auswahl von Zitaten aus seinen Briefen und Berichten lässt die Neuerscheinung Scheich Ibrahim auch selbst zu Wort kommen.
«Scheich Ibrahim – Der Basler Kaufmannssohn Johann Ludwig Burckhardt
(1784–1817) und seine Reisen durch den Orient»