Kunde im Fokus, Mitarbeitende im Zentrum

Interview mit Davide Melileo von Isabelle Riederer

Tradition und Moderne werden bei der Garage Hollenstein in Aesch grossgeschrieben. Seit bald 50 Jahren gehört der Traditionsbetrieb zu den wichtigsten BMW-Händlern der Nordwestschweiz. Gemeinsam mit Hess Automobile schlägt die Garage Hollenstein jetzt ein neues Kapitel auf. Davide Melileo, Geschäftsführer der Garage Hollenstein AG, im Interview.

Geschäftsführer*in Basel: Herr Melileo, Sie sind seit April dieses Jahres Geschäftsführer bei der Garage Hollenstein. Was hat Sie an der Position am meisten gereizt?
Davide Melileo: Zum einen der Name der Unternehmung: Die Garage Hollenstein ist ein gut situiertes Familienunternehmen in der Region Basel und der Nordwestschweiz mit einem sehr guten Ruf. Zum anderen die Marke: BMW steht für höchste Qualität und gleichzeitig für Zukunftsorientierung. Das Unternehmen verbindet wie kaum ein anderes die emotionale Automobilwelt mit einem sehr modernen Anspruch an nachhaltige Mobilität. Hinzu kommt der entscheidende Aspekt, dass ich das Unternehmen mit meinem Team und gemeinsam mit der Hess-Gruppe in die Zukunft führen darf. Mit der Übernahme ergeben sich viele Chancen und wir blicken positiv in die Zukunft. Die Rahmenbedingungen sind sehr spannend und die Perspektive, die die Hess-Gruppe uns bietet, gepaart mit der unternehmerischen Freiheit, ist ein grosser Ansporn für mich. 

Welche Erfahrungen bringen Sie mit, um die aktuellen Herausforderungen für die Garage Hollenstein anzugehen?
Ich bin seit 20 Jahren in der Branche tätig. Ich durfte einige Facetten des Automobilgewerbes kennenlernen, bei grossen national tätigen Marken wie auch bei lokalen Familienunternehmen. Ich durfte die Vorzüge eines Konzerns und die unkomplizierte Schnelligkeit eines KMU erleben. Schluss­endlich geht es darum, am Puls der Zeit zu sein. Man muss in der Lage sein, Veränderungen zu erkennen, in kurzer Zeit richtige Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen. Das habe ich in den letzten 20 Jahren oft erleben dürfen. Unser Kerngeschäft ist zwar das Verkaufen und Reparieren von Autos. Aber so banal ist das eben nicht und die Erfolgstreiber sind vielschichtig: von der Realisierung höchster Kundenzufriedenheit über das Management von Lagerflüssen und Rückständen sowie den Umgang mit dem Eurokurs und sinkenden Margen bis hin zum Einfluss der Online-Reputation und der Bedeutung von Social Media für junge Kundinnen und Kunden. Man muss unzählige Faktoren berücksichtigen, die entscheidend für den Erfolg sind.

Sie haben in Ihrer Jugend viel Fussball gespielt. Was kann der Geschäftsführer Davide Melileo vom Fussballer Melileo lernen, um die anstehenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern?
Im Team gewinnt man die Meisterschaft. Trainieren muss aber jeder auch immer wieder für sich. Dazu gehören viel Disziplin, Durchhaltewillen und vor allem Motivation. Erfolgreiche Fussballteams zeichnen zudem eine klare Kommunikation und ein hohes Commitment jedes einzelnen aus. Und nicht zuletzt eine klare Strategie, um Spiel und Meisterschaft zu gewinnen.

Welche Werte prägen Sie persönlich und wie beeinflusst dies Ihren Führungsstil?
Wie oben erwähnt, sind mir Disziplin, eine klare Kommunikation und das Commitment sehr wichtig. Führung ist für mich nicht Aufgabe eines Einzelgängers. Bei wichtigen Entscheidungen involviere ich – wann immer möglich – mein Team. Auf diese Weise kann ich vom Wissen und den Erfahrungen meines Teams profitieren. Dies stärkt das Commitment bei wichtigen Entscheidungen. Gleichzeitig fordere ich aber auch aktiv Feedback meiner Mitarbeitenden ein, und dass jeder in seinem Bereich Verantwortung übernimmt.

Wie möchten Sie sicherstellen, dass die Übernahme der Garage Hollenstein durch Hess Automobile für das Personal positive Auswirkungen hat, und welche Veränderungen können die Mitarbeitenden erwarten?
Vor allem können wir mit der Hess-Gruppe viele Synergien nutzen. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Digitalisierung, Customer Care und Marketing. Für einen regionalen KMU-Betrieb ist es wichtig, in diesen Bereichen «inhouse» Unterstützung zu erhalten. Hier ergeben sich durch die Grösse und die Erfahrung von Hess Automobile neue Perspektiven, von denen die Garage Hollenstein klar profitieren wird. Auf diese Weise wird die Zukunft der Garage und der Mitarbeitenden langfristig gesichert.

Wie möchten Sie das Vertrauen und die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden stärken, um eine positive Arbeitsatmosphäre im Autohaus zu schaffen?
Ich konzentriere mich aktuell stark auf den Faktor Mensch. Für die Mitarbeitenden war die Zeit der Übernahme nicht einfach. Viel Vertrautes hat sich verändert: neue Inhaber, ein neuer Geschäftsführer. In dieser Situation ergeben sich auch Existenzängste, mit denen ich bewusst umgehen möchte. Für mich ist es wichtig, das Team im Veränderungsprozess mitzunehmen, ihnen den zukünftigen Weg der Firma transparent zu machen, auf ihre Fragen einzugehen und ihnen die Chancen für sie ganz persönlich aufzuzeigen.

Die Übernahme der Garage Hollenstein durch Hess Automobile hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Hat sich dadurch etwas verändert – für Ihre Kunden, für Ihre Mitarbeitenden?
Für die Region und für unsere Kundinnen und Kunden wird sich durch die Übernahme nichts ändern. Wir führen den Betrieb mit demselben Know-how und Engagement weiter. Wir werden aber selbstbewusster in der Region auftreten und präsenter auf dem Markt werden, um stärker wahrgenommen zu werden. Auch haben wir bereits in neues Personal im Kundendienst, im Verkauf, in der Werkstatt und in der Administration investiert. Es tut sich also einiges, um unseren Kundinnen und Kunden einen gewohnt optimalen oder gar noch besseren Service zu bieten.

Kommen wir zurück zur Hess-Gruppe: Wer ist Hess Automobile? Sie blicken auf eine rund 70-jährige Geschichte zurück.
Die Hess-Gruppe mit Hauptsitz in Strasbourg (Frankreich) ist ein Familienunternehmen und wird in der dritten Generation von den beiden Brüdern Anthony und Jonathan Hess geführt. Sie betreiben in Frankreich über 70 eigene Garagenbetriebe mit rund 2 000 Mitarbeitenden. Insgesamt führen sie 22 Marken in ihrem Portfolio und verkaufen in der Gesamtheit rund 65’000 Fahrzeuge pro Jahr. Ich bin immer wieder von der Professionalität der Führung und des operativen Geschäfts der Hess-Gruppe beeindruckt. Davon können wir lernen und werden ganz konkret profitieren.

Von Frankreich nach Basel – die Garage Hollenstein ist in der Region Basel tief verwurzelt. Wie wichtig wird dieser Bezug zur Region in Zukunft sein?
Die Garage Hollenstein feiert nächstes Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Die Beziehung zur Region ist enorm wichtig, und daran wird sich auch nichts ändern. Wir sind hier zu Hause und haben einen treuen Kundenstamm, dem ich von Herzen für das entgegengebrachte Vertrauen danke. Wir engagieren uns in verschiedenen Bereichen in der Region, alle unsere Partner sind von hier. Es ist ein Geben und Nehmen, und das wird auch so bleiben. Regionale Verankerung steht in meinem Verständnis nicht in Konkurrenz zu internationaler Kompetenz. Ganz im Gegenteil: Beide Facetten können sich bestens ergänzen.

Welche Pläne haben Sie, um die Garage Hollenstein zu einem Vorreiter in Bezug auf Kundenservice und Kunden­zufriedenheit zu machen – sowohl beim Kauf eines BMW-Fahrzeugs als auch bei Serviceleistungen?
Die Hollenstein-Kundschaft kennt und schätzt unsere hervorragenden Leistungen. Die Kundenzufriedenheitswerte sind auf hohem Niveau. Eine besondere Herausforderung in unserer Branche ist aber, dass viele Elemente im Gesamtprozess bereits vom Hersteller beziehungsweise Importeur vorgegeben werden. Wir können zum Beispiel Produkt und Preis nicht so eigenständig gestalten, wie dies in anderen Industrien der Fall ist. Das bedeutet, dass wir besonderen Wert auf das «perfekte» Kundenerlebnis legen. Ein technisch hochprofessioneller Kundenservice bildet hierzu die Basis. Ebenfalls ist der individuelle und persönliche Umgang mit den Kundinnen und Kunden wichtig. Lösungsorientiertes und motiviertes Personal ist hierzu die wichtigste Grundlage. Beispielweise führen wir aktuell umfassende interne Schulungen zum Thema Elektromobilität durch und investieren viel in das Wissen und die Kompetenz der Mitarbeitenden. Ziel ist, dass diese Aktivitäten für die Kundschaft spürbar werden und sie nicht nur mit uns zufrieden, sondern im besten Fall begeistert ist.

Die Automobilbranche ist einem stetigen Wandel unterworfen. Wie möchten Sie sicherstellen, dass Hollenstein flexibel und anpassungsfähig bleibt, um auf zukünftige Veränderungen und neue Technologien reagieren zu können?
In meinen 20 Jahren in der Branche habe ich viel erlebt. Die aktuelle Transformation ist aber sicherlich eine der grössten Veränderungen für die Branche: neue Vertriebswege (Stichwort Agenturmodell), Elektromobilität und Carsharing prägen den Markt ebenso wie Margenreduktion, hohe Investitionen in IT-Infrastrukturen und gestiegene Unterhaltskosten. Und natürlich verändern sich die Kundenbedürfnisse und das Kaufverhalten. Nachhaltigkeit erhält einen zentralen Stellenwert, und bei den jungen Kundinnen und Kunden müssen wir uns über neue Mobilitätsbedürfnisse und Kommunikationswege Gedanken machen. Die Zeiten der glamourösen Events auf den klassischen Automobilsalons sind vorbei. Wir brauchen Innovation und Offenheit für neue Ideen, um diese Herausforderungen zu meistern. Genau dies treibt mich persönlich immer wieder an: Wir werden die richtigen Schlüsse für unser Business ziehen und die Chancen für den zukünftigen Geschäftserfolg ergreifen. Agilität ist dabei sehr wichtig, indem wir laufend unsere Strukturen auf Aktualität prüfen und unsere Prozesse im Hinblick auf die Kundenbedürfnisse hinterfragen. 

In der Automobilbranche ist der Fachkräftemangel gross. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um? Wie kommen Sie an die guten Fachkräfte, um auch morgen noch einen optimalen Kundenservice sicherzustellen?
Das Thema Fachkräfte liegt mir besonders am Herzen. Sie sind der Schlüssel für ein herausragendes Kundenerlebnis. Bei Hollenstein werden wir auch zukünftig auf Schweizer Fachkräftequalität setzen. Ich möchte eine Kultur entwickeln, die die Identifikation und Loyalität der Mitarbeitenden fördert, um auf diese Weise qualifiziertes Personal langfristig an Hollenstein zu binden. Gleichzeitig wollen wir neue, talentierte Fachkräfte gewinnen und intern weiterentwickeln. Hierzu setzen wir auf attraktive Arbeitsbedingungen sowie Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Beispielsweise haben wir unsere Einarbeitungsprogramme deutlich ausgeweitet. Wir müssen über den gesamten Prozess vom Recruiting über das Onboarding bis zur Personalentwicklung alle Chancen nutzen, um die Herausforderungen des Fachkräfte­mangels zu meistern. 

Welche langfristigen Ziele haben Sie für Hollenstein und wie möchten Sie diese erreichen?
Wir wollen unsere Marktposition im Premiumsegment deutlich ausbauen. Mein Ziel ist dabei kein geringeres, als die Firma langfristig solide zu führen und sie gleichzeitig zu dem BMW-Partner in der Region zu machen. Dazu arbeiten wir an einer gezielten Marketing- und Vertriebsstrategie, setzen auf die Bindung und Entwicklung von qualifiziertem Personal und werden junge Kundinnen und Kunden durch innovative Serviceleistungen und neue Mobilitätslösungen erreichen.

Was ist Ihre Vision, wo Hollenstein in fünf Jahren stehen soll?
Wir wollen der beste Partner für alle unsere Anspruchsgruppen sein: für die Kundinnen und Kunden durch herausragenden Service, für unsere Mitarbeitenden durch ein attraktives Arbeitsumfeld, für BMW und Hess Automobile durch Rentabilitätserfolge und für die Region durch unser Verantwortungsbewusstsein und unser Engagement. 

www.garage-hollenstein.ch