Leuchtturm der Regionalen Medienlandschaft

INTERVIEW MIT RENÉ HÄFLIGER VON GABRIELA RÖTHLISBERGER

Bundesratsfeier 2023 – Moderation René Häfliger (links) – hier mit Beat Jans

Das umfangreiche berufliche Portfolio des Medien-Alleskönners René Häfliger würde mittlerweile genügend Stoff für ein Buch voller Anekdoten über Spitzensportler*innen, Stadtoriginale, Vollblutfasnachtler*innen und markante Ereignisse in der Stadt am Rheinknie bieten. Den Schritt in die erfolgreiche Selbstständigkeit als Medienproduzent wagte er 2001, seit ein paar Jahren liegt sein Fokus vermehrt auf Medientraining und Beratung.

Den langjährig versierten Medienprofi, Moderator und Herzblut-Basler René Häfliger muss man in Basel-Stadt und Agglomeration den meisten wohl nicht mehr vorstellen. Für die paar wenigen unter uns, denen dieser Name jedoch nichts sagen sollte: Für Telebasel
produzierte er das FCB-TV-Magazin «Rotblau total», moderiert das Stadion-TV des FC Basel 1883 und ist seit erster Stunde Speaker des Basel Tattoo, eines Spektakels, welches jährlich im Sommer vor rund 80’000 Zuschauenden in Basel veranstaltet wird. Davor arbeitete er für die beiden Basler Radiosender Raurach und Basilisk sowie für den TV-Sender Sat.1 (Schweiz) in Zürich.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Häfliger, zuerst einmal möchte ich Ihnen herzlich zur Geburt Ihres Töchterchens Lenia am 1. Januar dieses Jahres gratulieren – ein schöner Start ins neue Jahr. Ein Baby stellt bekanntermassen den gewohnten Tagesablauf ganz
schön auf den Kopf. Können Sie als frischgebackener Vater dem zustimmen?
René Häfliger: Das kann ich definitiv bestätigen, aber im positiven Sinn. Es ist eine schöne und sehr erfüllende Umstellung, die einem den Sinn für das Wesentliche im Leben
aufzeigt. Es gibt für mich nichts Schöneres, als das Wachsen und die Entwicklung der eigenen Tochter miterleben zu dürfen.

Die Presse betitelt Sie mit Plattitüden wie «Hansdampf in allen Mediengassen» oder «Tausendsassa». Wie würden Sie selbst Ihr umfangreiches berufliches Portfolio bezeichnen?
Ich habe das Glück, beruflich all jenen Tätigkeiten nachgehen zu dürfen, welche mir ausserordentlich Spass bereiten: spannende Podcasts für die Basler Zeitung sowie
TV-Beiträge in Eigenregie für Telebasel zu produzieren, das Basel Tattoo, FCB-Spiele und andere beliebte Events zu moderieren und vor allem meine ganzen gesammelten
Erfahrungen der vergangenen 35 Jahre in Form von individuell ausgerichtetem Coaching und Medientrainings weiterzugeben.

Irgendwo habe ich gelesen, dass Sie bereits im zarten Kindesalter Radiomoderator werden wollten. Ist das wirklich so zu- und hergegangen?
Das ist tatsächlich etwas Wahres dran. In einem Buch über das Medium Radio habe ich einmal gelesen, dass man zum Radiomenschen geboren wird. Das trifft bei mir auf jeden
Fall zu, denn ich stand bereits im zarten Alter von fünf Jahren auf einer umgekehrten Harrasse, benutze die Haarbürste als Mikrofon und unterhielt so meine gesamte Familie in regelmässigen Abständen.

Sie sagen von sich selbst, dass Redegewandtheit Ihr grösstes Talent sei. Sind Sie damit geboren worden oder ist das etwas von jedem Erlernbares?
Natürlich ist eine gewisse Grundveranlagung sehr wichtig. Dazu kommt aber definitiv der erlernbare Teil, den ich mir mit einer soliden Ausbildung am Medienausbildungszentrum
in Luzern erarbeitet habe. Schlussendlich verleiht einem im Laufe der Zeit die Erfahrung eine gewisse Souveränität, die von Routine getragen wird.

Wie lautet Ihre Definition für «gut reden können»?
Gut reden zu können, heisst in meinen Augen, vor allem auch gut zuhören zu können. Wer nicht gut zuhört, kann unmöglich einfühlsam und respektvoll auf sein Gegenüber eingehen. Was die Stimme und die Rhetorik betrifft, gibt es einige grundsätzliche Regeln, die man sich aneignen kann. Alles in allem gibt es drei Sachen, die absolut unabdingbar sind: Authentizität, Authentizität und Authentizität. Wer als Moderator etwas vorspielt, wirkt unglaubwürdig – schliesslich sind wir keine Schauspieler.

Als langjähriger FCB-Moderator haben Sie in der Region einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Natürlich möchte ich Ihren interessanten beruflichen Werdegang nicht lediglich auf Fussball reduzieren, aber die Basler*innen haben nun einmal eine grosse Affinität zu diesem Sport. Wie aufregend ist die Realität in Wahrheit gestrickt, so nahe bei den Spielenden, ihren Erfolgen und Niederlagen?
Sehr aufregend. Ich habe das Glück, in meinem Beruf und mit meinem Jahrgang die goldrichtige Epoche des FC Basel mit den ganzen glorreichen Titeln und Champions-LeagueErfolgen hautnah miterlebt haben zu dürfen und somit auch Teil davon gewesen zu sein. Aktuell sind die Zeiten etwas schwieriger, aber ein turbulentes Auf und Ab gehört nun
einmal zum Sport. «Sunneschyn und Räge» ist deshalb ein treffendes Motto der FCB-Fans.

Dem Ball nachjagen, dribbeln und Tore schiessen – bei derart viel Begeisterung für den Fussball haben Sie sicherlich selbst einmal gespielt. Ja sicher, Fussball gehörte schon immer in irgendeiner Form zu meinem Leben. Als Junior spielte ich voller Enthusiasmus
beim FC Concordia und dann auch noch kurz beim FC Basel. Spätestens beim FCB merkte ich jedoch, dass mein Talent für eine berufliche Karriere nicht ausreicht. Da wurde mir
klar, dass ich mir mehr Chancen in der Berichterstattung über diesen Sport ausrechnen konnte.

Nach Ihrer erfolgreichen Karriere als Moderator bei Radio Raurach, Radio Basilisk und Sat.1 Schweiz haben Sie sich im Jahr 2001 für eine berufliche Selbstständigkeit entschieden. Da ist es oftmals nicht zu vermeiden, dass der Beruf und das Privatleben mit einem nahtlosen
Übergang verschmelzen. Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?
Ich liebe es, wenn sich berufliche Selbstständigkeit und Privatleben verschmelzen. Das ist ein Zeichen dafür, dass man gerne arbeitet, weil man seinen Beruf liebt. Ich schätze es,
keine festen Arbeitszeiten zu haben, dann und dort arbeiten zu können, wo und wann ich gerade Lust darauf habe.

Welches sind die hauptsächlichen Standbeine Ihrer Selbstständigkeit?
Das sind ganz viele und es ist auch diese Vielseitigkeit, welche mir grossen Spass bereitet. Am längsten arbeite ich für den FC Basel 1893, für den ich die Heimspiele und weitere Events moderiere. Zudem bin ich als Mann der ersten Stunde seit zwanzig Jahren als Speaker für das Basel Tattoo tätig. Das ist ebenfalls eine Herzensangelegenheit. Ich produziere und moderiere die Podcastreihe «Los emol» für die Basler Zeitung. Darüber hinaus produziere ich Inhalte für weitere elektronische Medien und gebe meine Erfahrung in Medientrainings und individuellen Coachings weiter.

Wer beruflich sein eigener Chef ist, besonders bei einer mit Terminen prallvollen Agenda, sollte diszipliniert und pflichtbewusst sein. Wie gut ist Ihre Arbeitsmoral diesbezüglich aufgestellt?
Sehr gut, alleine schon deshalb, weil ich Freude an meiner Arbeit habe. Wobei der frühe Morgen, ehrlich gesagt, nicht meine produktivste Tageszeit ist. Ich bin eher der Typ Nachtvogel und werde munter, wenn der Tag sich verabschiedet. Bis spät in die
Nacht hinein zu arbeiten ist mein Ding, da bin ich kreativ und voll leistungsfähig. Aus diesem Grund bin ich äusserst dankbar dafür, dass ich keine fixen Arbeitszeiten habe, sondern mir selbst einteilen kann, wann ich meine Arbeit erledigen möchte. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind neben der unverzichtbaren hohen Qualität jedoch das höchste Gut der Selbstständigkeit. Schliesslich möchten die Auftraggeber*innen wissen, woran sie sind und dass sie jederzeit definitiv auf mich zählen können.

Sie halten seit vielen Jahrzehnten ein anspruchsvolles Arbeitspensum aufrecht. Wie generieren Sie die dafür benötigte Energie?
In den vergangenen 20 Jahren lag mein Arbeitspensum in der Tat durchschnittlich deutlich höher als bei 100Prozent. Das lässt sich über einen längeren Zeitraum viel einfacher
bewältigen, wenn man die täglich anstehende Arbeit mit Leidenschaft und Freude in Angriff nehmen kann. Den nötigen Ausgleich hole ich mir bevorzugt in den Bergen. Ich besitze ein Chalet in Bürchen, traumhaft gelegen in der wunderschönen Moosalpregion, wo ich meine kostbare Freizeit sowohl im Sommer als auch im Winter am liebsten verbringe und hervorragend abschalten und auftanken kann.

In letzter Zeit ist das von Ihnen angebotene Medientraining vermehrt in den Fokus gerückt. Wann ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Ihr Wissen und den langjährigen Erfahrungsschatz rund um die Medienlandschaft weiterzugeben?
Als ich vor rund 25 Jahren dazu angehalten wurde, ein Medientraining für hohe Offiziere der Schweizer Armee abzuhalten, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen,
aus welchem Erfahrungsschatz ich mein Wissen weitergeben kann: dass ich nicht nur auf jede Frage eine klare Antwort habe, sondern oft auch ein selbst erlebtes Beispiel aus der Praxis erzählen kann. Das ist bei den Kursteilnehmenden meines ersten Medientrainings sehr gut angekommen und ist bis heute so geblieben. Am meisten Spass bereiten mir jedoch die Einzelcoachings, welche individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Teilnehmenden zugeschnitten sind und stundenweise bei mir gebucht werden können.

Sind Sie nun beruflich vollends zufrieden angekommen oder verfolgen Sie in naher Zukunft wiederum neue Projekte, die eine andere Richtung einschlagen?
Aktuell bin ich sehr zufrieden und happy mit allen meinen beruflichen Herausforderungen. Aber vom Typ her bin ich halt immer offen für Neues – man weiss ja nie, ob sich zukünftig noch interessante Gelegenheiten ergeben werden.

Sie sind in Basel-Stadt sowie deren Agglomeration eine prominente Persönlichkeit. Wie verbunden fühlen Sie sich mit der Stadt am Rheinknie?
Seit jeher sehr verbunden, was sich auch in meiner aktiven Fasnachtstätigkeit seit bald fünfzig Jahren als Pfeifer der Basler Bebbi und Mitglied der «Zunft zu Schiffleuten» widerspiegelt. Ich habe das Privileg, direkt am Rhein wohnen zu dürfen und geniesse die Vorzüge der schönsten Kleinstadt der Welt mit ihrem reichbefrachteten Jahreskalender, den kurzen Distanzen und weltoffenen Menschen im Dreiländereck in vollen Zügen.

Sie haben einen vierjährigen Abstecher in die Politik unternommen: Von 2017 bis 2021 waren Sie als Vertreterder Liberal-Demokratischen Partei Mitglied im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt tätig. Was waren hierfür Ihre hauptsächlichen Gründe?
Da steckte eigentlich nichts Kompliziertes dahinter, ich wollte mich schlichtweg für das Gemeinwohl einsetzen – ebenso für liberales Denken und mehr Wirtschaftsfreundlichkeit. Mein politisches Engagement zielte damals auf diese drei Grundpfeiler ab, welche mir auch heute noch sehr am Herzen liegen.

Jeder führt ja irgendwie eine Bucket List. Verfolgen Sie Ziele, die Sie gerne zukünftig noch erreichen möchten?
Den Gipfel des Matterhorns habe ich zusammen mit meinem Freund Daniel Egloff bereits erklommen, das war ein wichtiger Punkt auf meiner Liste. Nun gibt es doch noch einige Reiseziele, die ich seit Längerem anvisiere und wegen meines bisherigen Arbeitspensums nicht realisieren konnte. Beispielsweise war ich aus zeitlichen Gründen noch nie im fernen Australien, einem Kontinent, den ich gerne bereisen würde. Und ich denke, den Wahnsinn und Trubel rund um Dubai möchte ich demnächst ebenfalls unbedingt einmal hautnah erleben. Gerade fällt mir auf, dass meine Liste irgendwie nie wirklich komplett ist – da kommen fortlaufend neue unerledigte Wünsche und
unerreichte Ziele hinzu.

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