Mehr Natur, mehr Aussicht, mehr Abendteuer

Interview mit Johannes Sutter von Niggi Freundlieb

Die Sommersaison ist eröffnet! Seit dem 13. April – mit Beendigung der Frühlings-Revision – fährt die in der Norwestschweiz einzigartige Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen wieder mit ihren  26 Panoramagondeln mit einer Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde innert acht Minuten die Strecke von 1941 Metern auf die Bergstation auf 925 Metern Höhe über Meer.

Dort können sich die Gäste im zur Bahn gehörenden «Heidi- Stübli» verpflegen. Wer es etwas sportlicher will, den erwartet ein Waldseilpark mit verschiedenen Parcours unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen. Für die kleineren und jüngeren Gäste soll diesen Sommer bei der Bergstation ein Erlebnisspielplatz eröffnet werden. Gut ausgebaute Wanderwege halten verschiedene Routen für Rundwanderungen – inklusive mehrerer Bergrestaurants zum Verweilen unterwegs – bereit. Dabei erschliessen sich den Wanderern berückende, einmalige Aussichten teilweise bis zu den Alpen. Die Spaziergänger, denen es zu langsam geht, die Strecke talwärts «per pedes» zu nehmen, können die herrliche Jurabergwelt auf zwei Rädern erleben und die vier Kurvenkilometer lange Fahrt nach Reigoldswil zur Talstation auf 541 Metern über Meer mit dem Trottinett geniessen. Seit 1956 wird die Gondelbahn von Reigoldswil auf die Wasserfallen betrieben. Bereits 1996 ging die Seilbahn in den Besitz der «Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil- Wasserfallen» (LWR) über, welche die Bahn heute auch betreibt. 2006 wurde die gesamte Anlage komplett erneuert beziehungsweise für 11 Mio. Franken – davon 8.5 Mio. Franken durch teilweise denkwürdige Spendenaktionen – neu erbaut. Die Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen finanziert sich selbst, muss aber durch grosse Eigeninitiative für die entsprechenden Einnahmen sorgen, wie Johannes Sutter, Delegierter des Stiftungsrats LWR, im Interview mit dem «Geschäftsführer» erklärt.

«Geschäftsführer»: Wie hoch ist das Passagieraufkommen auf die Wasserfallen?
Johannes Sutter: 2018 – von der Auslastung her eher ein mittleres Jahr – registrierten wir mit unseren Gondeln 109‘900 Fahrten und transportierten 76‘000 Gäste auf die Wasserfallen. Bei schönem Wetter können wir schon mal bis zu 2 500 Gäste pro Tag auf der Bergstation begrüssen.

Wie viel Personal arbeitet für die Luftseilbahn?
Wir müssen sehr flexibel sein, denn je nach Wetter benötigen wir mehr oder weniger Personal. Deshalb arbeiten wir mit einem relativ kleinen Anteil an Festangestellten und greifen je nach Situation auf qualifizierte Aushilfen und freie Mitarbeitende zurück. An normalen Tagen sind zwei, an Spitzentagen im Herbst zwischen fünf und acht Mitarbeitende direkt im Bahnbetrieb tätig. Dann benötigen wir Personal an der Kasse oder im «Heidi-Stübli» auf der Bergstation, das von uns betrieben wird. Zusätzlich bilden wir einen Seilbahn-Mechatronik-Lehrling aus – normalerweise muss man für diese Ausbildung in ein Skigebiet in den Voralpen oder Alpen. Nicht von uns, sondern in unserem Auftrag wird der Waldseilpark betrieben. Die externe Firma, welche mit dieser Aufgabe betraut ist, stellt auch das benötigte Personal an.

Die Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen wird nicht subventioniert?
Die Luftseilbahn wird von der Stiftung «Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen» (LWR), welche die Bahn auch betreibt, getragen. Subventionen gibt es nicht, wir werden aber teilweise durch Spenden – zum Beispiel durch den «Bähnli-Club» mit seinen 400 Mitgliedern und weiteren Spendern – unterstützt. Grundsätzlich müssen wir aber selbsttragend arbeiten. Dies ist uns gelungen, und wir können auch den jährlichen Unterhalt selbst finanzieren. Dieser beträgt – je nachdem, was repariert oder ersetzt werden muss – zwischen 20‘000 und 250‘000 Franken.

Die LWR ist nicht nur für den Betrieb der Luftseilbahn Reigoldswil- Wasserfallen zuständig, muss sie auch dafür besorgt sein, dass genügend Menschen die Bahn benutzen?
Man fährt ja nicht unbedingt einfach «Bähnli», weil es lustig ist – zumindest nicht in dem Umfang, den es braucht, um den Betrieb zu finanzieren. Deshalb betreiben wir auch das Marketing und arbeiten ständig an der Publikums-Attraktivität. Wir wollen unseren Gästen etwas bieten und auch auf die verschiedenen Bedürfnisse eingehen. Die einen wollen die Natur und die Ruhe der Landschaft geniessen, andere suchen das Abenteuer und wollen sich sportlich oder körperlich betätigen. Eine spezielle Zielgruppe sind Familien mit Kindern, für die wir bei der Bergstation diesen Sommer einen Erlebnisspielplatz eröffnen wollen. Wir errichten dort verschiedene tolle Möglichkeiten zum Klettern und einen für Kinder unter acht Jahren konzipierten Kinderseilpark.

Sie organisieren auch für Vereine, Firmen oder Private spezielle Gruppenangebote mit vielseitigen Programmen, die Spiel, Spass und Abenteuer versprechen?
Vom Waldseilpark über Trottinettfahren bis zur Farmer-Challenge mit «Chriesisteinspucken», Hufeisenwerfen bis zu Garettenfahren und rustikalen Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Wanderrouten können wir so ziemlich alles organisieren, was die Gäste wünschen. Auch für Schulklassen stellen wir interessante Programme zusammen. Dabei stehen nicht allein die Wasserfallen im Fokus. Wir organisieren Ausflüge zu interessanten Destinationen in der gesamten Umgebung wie zum Beispiel zur Ruine Waldenburg, zum Schloss Wildenstein, zum Musikautomatenmuseum in Seewen oder zum Krippen- und Spielzeugmuseum in Bubendorf – nur um ein paar wenige zu nennen –, die spannende und lehrreiche Eindrücke und Erlebnisse hinterlassen werden.

Organisieren Sie dann auch im Winter attraktive Outdoor-Erlebnisse?
Unsere Programme und Attraktionen richten sich natürlich auch nach der Jahreszeit. So können die Gäste auch in der kalten Jahreszeit, ab Ende November bis April 2019 – nach der Herbst-Revision – die schneebedeckten Hügellandschaften mit Schneeschuhen oder auf Winterwanderwegen erkunden. Und die Abfahrt erfolgt dann natürlich mit dem Schlitten.

WWW.REGION-WASSERFALLEN.CH