«Memphis. 40 Jahre Kitsch und Eleganz»

Zum 40. Gründungsjahr der Gruppe «Memphis» gibt die Ausstellung «Memphis. 40 Jahre Kitsch und Eleganz» in der Vitra Design Museum Gallery bis Ende Januar 2022 anhand von Exponaten wie Möbeln, Leuchten, Schalen, Zeichnungen, Skizzen und Fotografien einen Einblick in die Welt von «Memphis». Unter den Ausstellungsstücken befinden sich Werke unter anderem von Ettore Sottsass, Michele De Lucchi, Martine Bedin, Michael Graves, Barbara Radice, Peter Shire, Nathalie Du Pasquier und Shiro Kuramata.

Das italienische Design-Kollektiv «Memphis» zählt zu den aussergewöhnlichsten Erscheinungen im Design der letzten Jahrzehnte. Es entstand im Winter 1980/81, als sich um den italienischen Designer und Architekten Ettore Sottsass eine Gruppe junger Designer versammelte, die aus den Dogmen des Industriedesigns ausbrechen wollten. Bereits im September 1981 erlangte die Gruppe mit der Präsentation ihrer ersten Kollektion in der Mailänder Galerie Arc’74 internationale Aufmerksamkeit. Die Memphis-Entwürfe wirkten mit ihren schrillen Farben und Mustern wie aus einem Comic entsprungen und prägten einen völlig neuen Look, bei dem sich Popkultur, Werbeästhetik und Postmoderne zu einem wilden Mix verbanden.

Das Diktat des Funktionalismus überwinden, das Banale oder Alltägliche feiern und die Regeln des guten Geschmacks brechen – das waren die Ziele des Kollektivs. Seine Gestaltungsphilosophie war auch von der gerade entstehenden Informationsgesellschaft geprägt. Wie Fernseher und Computer sollten die Memphis-Objekte mit dem Betrachter kommunizieren und eine eigene, unverwechselbare Geschichte erzählen. Der endgültige Durchbruch erfolgte 1982, als Modezar Karl Lagerfeld seine Wohnung in Monte Carlo mit Memphis-Möbeln einrichtete.

Initiator und Vordenker von Memphis war der italienische Architekt und Designer Ettore Sottsass, der bei der Gründung der Gruppe bereits auf eine längere Laufbahn zurückblicken konnte. Seit den 1960er-Jahren hatte er mit skulpturalen Möbeln experimentiert, die er als »Totems« bezeichnete und mit bunten Plastiklaminaten beklebte. Zu den wichtigsten Memphis-Objekten zählen Sottsass’ raumgreifende Regalentwürfe, darunter das Modell »Beverly« (1981), das in der Ausstellung zu sehen ist.

Der Regalentwurf »Beverly«.

Das Spiel mit unterschiedlichen Bedeutungen und Bezügen kennzeichnet viele Memphis-Entwürfe und machte die Gruppe zu der wohl einflussreichsten Bewegung der Postmoderne im Design. Viele Memphis-Mitglieder standen bei der Gründung der Gruppe am Anfang ihrer Laufbahn und wurden durch Memphis weltweit bekannt. So sind Matteo Thun und Michele De Lucchi bis heute international als Industriedesigner tätig. Die Ausstellung zeigt neben De Lucchis Tisch »Kristall« (1981) auch seinen Stuhl »First« (1983). Ein weiteres wichtiges Memphis-Mitglied war Nathalie Du Pasquier, die die Ideen der Gruppe auf raffinierte Textilmuster und Interieur-Entwürfe übertrug. Ihre Zeichnungen sind in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Skizzen des amerikanischen Architekten Michael Graves, der lose mit der Gruppe verbunden war.

Bis zur abrupten Auflösung des Kollektivs 1987 blieb «Memphis» ein eher loser Zusammenschluss gleichgesinnter Designer. Trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens sind die Geschichte und der Einfluss der Gruppe legendär. Die Ausstellung in der Vitra Design Museum Gallery ist eine Hommage an die kurze, aber umso intensivere Ära der Gruppe «Memphis», deren Energie und Gestaltungswille bis heute faszinieren.

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