Stürmische Zeiten für FCB-Präsident Bernhard Burgerer. Die Corona-Pandemie mit ihren Rigorosen einschnitten reisst, bei weiterlaufenden Kosten, riesige Löcher in die Finanzen, gleichzeitig sieht sich Bernhard Burgerer mit Kritik Konfrontiert, obwohl er seit seinem Amtsantritt im Juli 2017 immer wieder klar gemacht hatte, dass die „Goldenen Zeiten“, als die Geldflüsse überdurchschnittlich flossen, der Vergangenheit angehörten, und der Club infrastrukturelle Anpassungen vornehmen und sich Zukunftsgerichtet neu aufstellen müssen. Die von ihm damals vorgestellten diesbezüglichen Strategien und Pläne wurden in der Folge weitherum Wohlwollend aufgenommen.
Nachdem sich die Öffentlichkeit an die sportlichen und finanziellen Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene während der Amtszeit seines Vorgängers Bernhard Heusler gewöhnt hatte, wies Bernhard Burgener immer wieder daraufhin, dass sich die Voraussetzungen für eine Qualifikation der Schweizer Fussballklubs an den europäischen Wettbewerben wie die Champions League oder auch die Europa League – und damit die Einnahmesituation – massiv verschlechtert hatten. Trotzdem gelang es ihm, zentrale Punkte seines Vier-Jahreslans umzusetzen und strukturelle Veränderungen auf den Weg zu bringen, deren Auswirkungen sich in der Zukunft positiv auswirken sollten. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» gibt Bernhard Burgener Einblicke in die letzten Monate, die zum Teil schwere Einschnitte für den FCB brachten. Da das Interview bereits Ende Juni stattfinden musste, konnten aktuelle Ereignisse und Entwicklungen nicht berücksichtigt werden.
«Geschäftsführer»: Wie geht es in Corona-Zeiten Ihnen und Ihrer Familie gesundheitlich?
Bernhard Burgener: Uns ist es bislang gut ergangen, wir sind nicht krank geworden und hoffen, natürlich unter Einhaltung aller Schutz- und Hygienemassnahmen, weiterhin gesund zu bleiben.
Hätten Sie es als FCB-Präsident und Unternehmer jemals für möglich gehalten, dass eine Pandemie die Wirtschaft und das öffentliche Leben derart lahmlegen könnte?
Als Unternehmer schaut man natürlich neben dem «daily business» auch immer wieder über den eigenen Tellerrand, vor allem weil man ja auch verantwortlich für seine Mitarbeitenden ist, deren Wohl und Gesundheit an erster Stelle stehen. Aber der weltweite Ausbruch einer Pandemie und deren Auswirkungen waren weder vorausseh- noch denkbar.
Hätten Sie Alternativen zu den Lockdown-Massnahmen in Wirtschaft, Sport oder Kultur gesehen?
Es lässt sich natürlich im Nachhinein trefflich darüber diskutieren, ob und welche Massnahmen richtig und zum richtigen Zeitpunkt waren. Grundsätzlich vertraue ich aber den Experten und glaube, dass wir in der Schweiz einen gangbaren Weg eingeschlagen haben. Richtig ist aber auch, dass nun alles unternommen werden muss, dass kein weiterer Lockdown ausgerufen wird, denn ein solcher würde Wirtschaft, Sport oder Kultur endgültig strangulieren. Insbesondere gilt auch für alle Menschen, sich verantwortungsbewusst zu verhalten sowie Hygiene- und Schutzmassnahmen ernst zu nehmen.
Sind Sie eigentlich noch gerne Präsident des FCB, oder hätten Sie es sich einfacher vorgestellt?
(lacht) Ich bin gerne FCB-Präsident. Ich wusste allerdings von Anfang an, dass Veränderungen unumgänglich sind. Wir mussten und müssen Kosten reduzieren, weil sich unter anderem die Voraussetzungen für eine Qualifikation der Schweizer Fussballklubs an den europäischen Wettbewerben verschlechtert haben. Während in den grossen Europäischen Ligen die TV-Gelder üppig fliessen, machen diese in der Schweiz nur rund zehn Prozent aus. Der Rest wird aus Zuschauereinnahmen, Transfererlöse, Hospitality- und Sponsoring-Einnahmen generiert. Demenstsprechend ist es unerlässlich, dass baldmöglichst wieder mit Publikum vor vollem Stadion gespielt werden kann. Sollte dies wegen Corona nicht möglich sein, stünden wir allerdings vor fast unüberwindbaren Herausforderungen. Deshalb finden laufend Gespräche mit der Swiss Football League (SFL) statt und wir analysieren die Lage ständig. Der Schweizer Fussball spielt eine tragende Rolle im Schweizer Sport, und die Clubs sind nicht verantwortlich für Corona und die damit verbundenen Massnahmen. Ich haltes deshalb für wichtig, dass im «worst case» – also bei einem erneuten Lockdown, oder wenn weiterhin nur weniger oder keine Zuschauer in die Stadien gelassen werden – die Clubs auch Staatshilfe – seien dies Darlehen oder finanzielle Rettungspakete – beantragen können.
Wie kommen Sie zur Aussage, dass Sie Ihren Vier-Jahresplan bisher haben einhalten können?
Trotz schwindender Einnahmen konnten wir ausgeglichene Budgets präsentieren, in der Saison 2017 / 2018 die nach Punkten erfolgreichste Champions-League-Kampagne der Clubgeschichte absolvieren, 2019 den Schweizer Cup gewinnen oder konnten dieses Jahr europäisch überwintern und weiterhin zu den Schweizer Spitzenclubs gehören. Ebenso erfolgreich war die Integration junger Spieler aus der FCB-Elite-Schule in die erste Mannschaft, die Reduktion des Profikaders auf 16 bis 18 Stammspieler sowie der Plan, mindestens sechs bis acht FCB Spieler mit Basler Hintergrund in die ersten Mannschaft einzubauen.
A propos Transfererlöse: War es konsequent, auf den Verkauf von Spielern zu verzichten, wäre doch damit der operative Verlust von knapp 20 Mio. Franken ausgeglichen worden?
Wir hatten für diese Spieler sehr gute Angebote vorliegen. Sie haben aber Recht, es war ein Risiko. Wir waren jedoch der Meinung, dass wir durch den Verkauf die Mannschaft sportlich derart geschwächt hätten, dass eine erfolgreiche Teilnahme, an der der Europa League mit den entsprechenden Einnahmen fraglich gewesen wäre.
Wie gehen Sie mit der Kritik in den Medien und von den Fans an Ihrer Person um?
Ich nehme Kritik, wenn sie den Tatsachen entspricht, immer ernst und gestehe sie auch allen zu. Wir pflegen und fördern den Dialog mit den Fans und sind uns der Herausforderungen bewusst, welche auf uns zu kommen. Schlussendlich steht auch nicht meine Person im Mittelpunkt, sondern die Interessen und das Wohlergehen des FCB – und vor allem die erste Mannschaft, der Trainer, der staff und auch alle Mitarbeitrinnen und Mitarbeiter.