Bürokratische Hürden erschweren die Umsetzung des neuen Energiegesetzes von Basel-Stadt. Bis eine Wärmepumpe installiert werden kann, dauert es bis zu vier Monate. Hauseigentümer sind am Verzweifeln; Heizungsfachleute fühlen sich wie gelähmt. Der Verein Energie Ertrag Schweiz fordert einen runden Tisch.
Das Heizen einer Liegenschaft scheint nicht mehr zu den Grundbedürfnissen unserer Gesellschaft zu gehören. Wie sonst ist es möglich, dass ein Hauseigentümer in Riehen vier Monate auf die Installation einer Wärmepumpe neben dem Haus warten musste?
Der schnelle Ersatz einer Gas- oder Ölheizung ist seit dem am 1. Oktober 2017 geltenden Energiegesetz in Basel-Stadt unmöglich geworden. Erst braucht es den Gebäudeausweis der Kantone (GEAK). In Basel-Stadt muss der Hausbesitzer in jedem Fall, ob sinnvoll oder nicht, ein alternatives Energiesystem offerieren lassen. Dazu kommen überflüssige Gesuche bis zu einer Baubewilligung für Wärmepumpen, die im Freien stehen. Geht’s noch? fragt man sich unwillkürlich – im Wissen, dass im vorliegenden Fall keine Alternative möglich war. Und der aufgezeigte Fall ist kein Einzelfall!
Der Markt steht praktisch still
Angesichts dieser bürokratischen Erschwernisse steht der Markt im Heizungsbereich praktisch still. Fast niemand hat derzeit Interesse, eine Heizung zu sanieren und damit einen Beitrag zur Energiewende zu leisten – ausser die Heizung gibt den Geist auf.
Obwohl der Kanton in letzter Sekunde eine Übergangsfrist zum neuen Energiegesetz bewilligte, kam in der Branche eine Hektik auf, wie ich sie in meiner bald 30-jährigen Tätigkeit in der Gebäudetechnik noch nie erlebt habe. Aus Angst, keine Ersatzteile mehr zu bekommen, erhielten wir Angebote für die Übernahme von ausgebauten Wärmeerzeugern. Solche Bilder kennt man eigentlich aus Drittweltländern…
Dank der Motion des Basler Grossrats André Auderset (LDP) sollte die Bewilligungspflicht für im Freien stehende Wärmepumpen in spätestens einem Jahr abgeschafft sein. Und natürlich hoffen wir auf eine Übergangslösung.
Hohe Mehrkosten
Das neue Energiegesetz stand in Basel-Stadt von Anfang an unter einem schlechten Stern. Das Gesetz am 1. Oktober 2017 in Kraft zu setzen, war falsch. Unterschätzt wurde auch die Tatsache, dass ein alternatives Energiesystem im Vergleich zu einer Öl- oder Gasheizung deutlich mehr kostet – je nach System doppelt oder dreimal so viel.
Umso wichtiger ist es, dass Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer richtig investieren – so, dass sie danach über Jahre profitieren. Eine Gas- oder Ölheizung durch ein top geplantes und gebautes Wärmepumpensystem zu ersetzen, darf für ein Einfamilienhaus ruhig 15’000 bis 25’000 Franken mehr kosten. Im Gegenzug entlasten jährliche Minderkosten für Energie- und Unterhalt von 1’750 Franken und mehr das Haushaltsbudget.
Kontrollen von Wärmepumpen fehlen
An solchen Lösungen scheint der Staat wenig Interesse zu haben, sonst würde er dem Bau neuer Wärmepumpen nicht derart viele bürokratische Hürden in den Weg legen. Ist eine Wärmepumpe einmal installiert, kümmert es den Kanton komischerweise nicht, ob die Anlage richtig funktioniert und entsprechend energieeffizient läuft. Im Gegensatz zu Gas- oder Fernwärmeheizungen gehen Wärmepumpen ohne IWB-Kontrolle in Betrieb. So können «Energiefresser» wie die Elektroheizeinsätze schön brav Strom verschwenden, ohne dass es jemand merkt. Gesetzlich sind Elektroheizeinsätze nur zur Not zugelassen! Dass durch die Nicht-Kontrolle der Wärmepumpen die Hauseigentümer kaum Beweise gegen allfällige Verfehlungen des Heizungsfachbetriebs haben, sei nur am Rande erwähnt.
Das im Energiegesetz festgelegte Ziel der Dekarbonisierung (Reduktion und Vermeidung von CO2) sehen wir als grosse Chance, auf einer wie in Basel-Stadt begrenzten Fläche hoch effiziente und nachhaltige Heizungslösungen zu planen und zu bauen. Die Beweise für die Energieeffizienz einer Anlage werden neue, moderne Mess- und Diagnosesysteme liefern. Das ist eine zusätzliche Leistung, die nicht nur kostet, sondern sich auf Zeit auch rechnet.
Die Lage ist sehr ernst
Auf dem Weg zur Energiewende fühlen wir uns ziemlich allein gelassen. Die Lage ist ernst, sehr ernst! Der maximale Büroaufwand und lange Wartezeiten bis zum Auftragsstart bedeuten eine riesige Herausforderung für die Fachfirmen der Heizungsbranche. Je nach Jahreszeit wird es immer grössere Lücken ohne Arbeit geben, obwohl man jede Jahreszeit zur Inbetriebnahme neuzeitlicher Energiesysteme nützen kann.
Warum setzen wir uns nicht zusammen an einen runden Tisch und besprechen, wie wir das Energiegesetz möglichst praxistauglich umsetzen könnten?
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein nachhaltiges 2018 mit erneuerbaren Energiesystemen und spitzenmässigen Erträgen. Zeigen wir – gemeinsam – der Welt, was auf dem Weg zur Energiewende wirklich möglich ist.