ORTHOPÄDIE-TECHNIK FRÜHER UND HEUTE

von Benjamin Hueskes

Benjamin Hueskes, Hueskes Orthopädie AG

In der Frühlingsausgabe von GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL habe ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vorgestellt, was Orthopädie-Technik ist und dass wir bei Hueskes-Orthopädie Menschen, denen wegen einer Krankheit, eines Unfalls oder von Geburt an eine Gliedmasse fehlt, mit Vorfuss-, Unterschenkel-, Oberschenkel-, Unterarm- und Oberarmprothesen helfen. Diese Prothesen sind heutzutage aus leichten Hightech-Materialien gefertigte Ersatzglieder, die je nach Wunsch verkleidet oder offen getragen werden. Doch das war nicht immer so.

Als ich meinen Beruf erlernte, haben wir Prothesen aus Materialien wie Holz, Leder und Metallschienen hergestellt, das Modell wurde mit Gipsbinden und das Gipsnegativ mit Gips ausgegossen. Diese Materialien und die damit einhergehenden komplexen Herstellungstechniken erfordern sehr grosses handwerkliches Geschick und kommen je nach Anforderung auch heute noch zum Einsatz. Insbesondere für das Modell wird in der Regel Gips verwendet, allerdings hat im Laufe der Jahre – wie in so vielen anderen technischen Gewerben auch – der Computer eine tragende Rolle übernommen. So können Modelle auch mit dem 3D-Scanner abgeformt und am Computer modelliert werden. Danach kann das Modell gedruckt oder aus einem Schaum hartgefräst werden.

Die Möglichkeit, ein orthopädisches Hilfsmittel mit dem 3D-Drucker zu fertigen, vereinheitlicht den digitalen Herstellungsprozess. Dies gelingt jedoch nicht immer, denn die Anforderungen an Festigkeit und Flexibilität der Hilfsmittel sind je nach Einsatzzweck extrem hoch und da stösst der 3D-Druck an seine Grenzen. Es ist also viel Erfahrung notwendig, um von Anfang an ermessen zu können, in welchem Verfahren ein Hilfsmittel am sinnvollsten produziert werden soll.

Nebst den klassischen, weiter oben erwähnten Materialien kommen heute vor allem Faserverbundwerkstoffe (FVW) wie Carbonfasern zum Einsatz, sowie auch Harze, Gelenke aus Titan, diverse Kunststoffe oder Schaumstoffe in verschiedenen Härtegraden et cetera. Der grosse Vorteil moderner Herstellungsmethoden für die Patientinnen und Patienten ist, dass das Modell nicht am Körper selbst mit Gips abgeformt werden muss, sondern mit einem Scanner fast kontaktlos erstellt werden kann. Schneller ist dieser Prozess allerdings nicht – und die Orthopädietechniker*innen brauchen ein sehr gutes Vorstellungsvermögen bei der Arbeit am Computer.

Das Berufsbild der Orthopädie-Technik bringt also so einiges zusammen: handwerkliches Geschick, das Beherrschen modernster technischer und digitaler Werkzeuge und Prozesse sowie – last but not least – Fingerspitzengefühl und ein gutes Gespür im Umgang mit den Patientinnen und Patienten, befinden sich diese doch aufgrund der Notwendigkeit einer Prothese oder Orthese oft in einer schwierigen Lebenslage.

Die technischen Möglichkeiten der Herstellung von Prothesen oder Orthesen werden sich laufend weiterentwickeln und den Prozess vereinfachen und beschleunigen. Gleichzeitig wird es auch weiterhin notwendig sein, in gewissen Fällen althergebrachte, bewährte Methoden einzusetzen. Dieses Spektrum wird unsere Tätigkeit in Zukunft noch spannender machen und unseren Patientinnen und Patienten das Leben erleichtern.

www.hueskes.ch