OZEANIUM: DAS MEER NACH BASEL HOLEN?

Umfrage von Niggi Freundlieb

Ozeanium ja oder nein? – Die Pläne für das Ozeanium-Projekt des Basler Zoos, einen Neubau mit Grossaquarien, über das dieser Tage abgestimmt wird, hatte in Basel in den letzten Monaten für starke Emotionen gesorgt. Standortattraktivität versus Tierschutz – vereinfacht formuliert kreisten um diese beiden Punkte die Pro- und die Contra-Argumente. Dass dabei – quasi durch die Hintertür – eigentlich auch über ein zentrales, städtebauliches Thema, nämlich die Entwicklung und Neugestaltung der Heuwaage und deren Perimeter, durch die Abstimmung vollendete Tatsachen geschaffen werden könnten, bevor sich der Souverän überhaupt diesbezügliche Gedanken machen konnte, ist im Abstimmungskampf mehr oder weniger untergegangen. 

Immerhin wurden gegen Ende des Abstimmungskampfes doch noch Stimmen laut, welche sich verunsichert darüber zeigten, dass man sich eigentlich gar nicht genau vorstellen könne, wie die Heuwaage als Ganzes konkret mit dem Ozeanium-Bau aussehen würde. Der Zoo und Befürworter des Projektes konterten darauf, die entsprechenden Pläne und Fotomontagen sollten eigentlich genügen, um der Bevölkerung einen illustrativen Eindruck zu vermitteln. Fast vergessen ging dabei die Tatsache, dass vor fast 16 Jahren in einer Volksabstimmung das Projekt eines Multiplex-Kinos der Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron auf der Heuwaage mit einem Nein-Stimmen-Anteil von 68.4 Prozent klar bachab geschickt worden ist. Der Weg sei nun frei, konstruktiv eine Aufwertung der Heuwaage nach städtebaulich und stadtökologisch modernen Prinzipien anzupacken, schrieb damals das Referendumskomitee.

Zwar wurde mittlerweile das Nachtigallenwäldeli aufgewertet, oder der Birsig ein kleines Stück weit offengelegt, aber nach wie vor sind sich eigentlich alle einig, dass die Heuwaage immer noch ein «Unort» sei, wo städtebaulich vieles im Argen liege. Tatsächlich präsentiert sich die Heuwaage weiterhin als komplexes Areal mit komplizierten Verkehrsführungen für Individualverkehr sowie ÖV und zahlreichen baulichen und gestalterischen Problemfeldern – sei es in den Bereichen Binningerstrasse, Innere Margarethenstrasse oder hin zum Eingang zur «Steinen». Noch ist zum Beispiel vielen nicht bewusst, dass «Basel erstes Hochhaus», das 1955 erbaute Heuwaage-Hochhaus, bald abgerissen wird und durch einen 70 Meter hohen, 20-stöckigen Neubau der Architekten Miller & Maranta ersetzt werden soll. Bevor es allerdings so weit ist, muss zusammen mit dem Kanton ein Bebauungsplan ausgearbeitet werden, der vom Grossen Rat genehmigt werden muss. Ausserdem muss das Projekt noch auf seine technische Machbarkeit hin geprüft werden. Deshalb ist kaum mit einem Baubeginn vor 2020 zu rechnen. Wer sich ausserdem die gesamte bauliche Situation insgesamt Anfang Steinenvorstadt und Steinentorstrasse – inklusive Birsigparkplatz – mit diversen, teilweise stark sanierungsbedürftigen Immobilien vor Augen hält, kann sich lebhaft vorstellen, dass weitere Pläne für zahlreiche Neubauten im Geviert rund um die Heuwaage in den Schubladen liegen. Dementsprechend wäre es durchaus angesagt, mehr über eine Gesamtplanung rund um die Heuwaage – wenn es denn eine solche gibt – zu erfahren. Nur mit einer gesamtperspektivischen Sicht könnte man als Stimmbürger ein der Sache angemessenes Votum abgeben.

Wie auch immer: Am 19. Mai stimmt also das baselstädtische Stimmvolk über das Referendum «gegen den Beschluss des Grossen Rates vom 17. Oktober 2018 betreffend Ratschlag Ozeanium». Der Grosse Rat hatte damals der Vorlage mit 69 gegen 13 Stimmen bei 13 Enthaltungen zugestimmt und damit auch alle Einsprachen erledigt. Bereits am 28. November 2018 wurde das von 4 649 stimmberechtigten Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnete Referendum – 2 000 Unterschriften wären notwendig gewesen, mehr als doppelt so viele sind es geworden – der Staatskanzlei Basel-Stadt übergeben. In der «Gedschäftsführer»-Umfrage sprechen sich die Befragten für das Ozeanium-Projekt aus. Es muss allerdings an dieser Stelle erwähnt werden, dass einige Befragte, die dem Projekt kritisch gegenüberstehen, auf eine Stellungnahme verzichtet haben.

Stimmen zur Abstimmung

JOSEF MEYER-RUSCHEL, SCHLOSSHOF PFEFFINGEN
Das Ozeanium wird sicher ein markanter
touristischer Anziehungspunkt werden
und wird für die Region Nordwestschweiz
eine weitere Bereicherung darstellen.

BALZ STÜCKELBERGER, GESCHÄFTSFÜHRER «ARBEITGEBER BANKEN»
Das Projekt ist für Basel und die gesamte Region ein Gewinn.
Ich denke, es ist auch aus ökologischer Sicht durchaus
sinnvoller, in Basel das Ozeanium zu besuchen, als in ein
Flugzeug zu steigen, um in Florida oder sonstwo in Übersee
Haifische zu betrachten.

ROLF SEEHOLZER, GESCHÄFTSFÜHRER ROFRA BAU AG
Das Ozeanium ist ein tolles Projekt, das
Basel als Standort stärkt und ein Touristen-
Magnet allererster Güte wird.

STEVEN SCHENK, EMIL FREY AG, MÜNCHENSTEIN
Ich bin generell gegenüber allem, was
den Standort Basel als Tourismusdestination
stärkt, positiv eingestellt.

THOMAS SCHNEIDER, GESCHÄFTSFÜHRER IC UNICON
Ich war gerade kürzlich wieder einmal im
Zolli. Dort habe ich die Pläne für das Ozeanium
angeschaut und bin begeistert.

ROLAND MING, PRÄSIDENT FC REINACH,
MITGLIED DER GESCHÄFTSLEITUNG ALLTECH INSTALLATIONEN AG
Ich stelle immer wieder fest, wie der Basler Zolli neue Projekte
entwickelt und seine Philosophie des Artenschutzes weiterführt.
Ihm geht es nicht darum, einfach Tiere auszustellen,
sondern artgerechte Räume zu schaffen. Deshalb halte ich
auch das Ozeanium-Projekt für sehr bemerkenswert.

OLIVIER PAGAN, DIREKTOR ZOO BASEL
Natürlich sind wir überzeugt, dass das Ozeanium auch für
die Tourismus-Destination Basel ein weiteres Highlight wird.
Aber in erster Linie stehen für uns die Erholung für die Bevölkerung,
Forschung, Naturschutz und Bildung im Vordergrund
und nicht die Show oder der Kommerz. Mit dem Ozeanium
wird ein Zentrum für Umweltbildung entstehen, welches
ein markantes Zeichen für Naturschutz und Nachhaltigkeit
setzt. Damit führen wir unsere Philosophie konsequent fort.
Der Zoo Basel pflegt eine professionelle Ausrichtung auf
Umweltbildung und ökologische Gesamtsicht und sieht
sich als Botschafter zwischen Mensch und Natur. Er möchte
seinen Besucherinnen und Besuchern die Natur näherbringen
und sie für das Verständnis natürlicher Zusammenhänge
sensibilisieren. Darüber hinaus vermittelt der Zoo
Basel Wissen, indem er Tiere und ihre Lebensräume veranschaulicht
und Neugierde weckt. Der Zoo Basel regt dazu
an, über die Natur nachzudenken und einen Beitrag zu ihrem
Schutz zu leisten und forscht in den Bereichen Artenschutz,
Tierhaltung sowie Tiergesundheit und arbeitet eng
mit Universitäten und anderen wissenschaftlichen Institutionen
zusammen.»