Seit drei Jahrzehnten spornt Michel Grasso in seiner Funktion als Coach das Basler Frauen-Wasserball-Team mit grossem Engagement zu Höchstleistungen an. Das Resultat: zahlreiche Meistertitel und Cupsiege.
Michel Grasso, Sie befinden sich in ihrer 30. Saison als Trainer. Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Die gleiche Frage wurde mir letzten Sommer nach Erreichen des 11. Meistertitels von einem Journalisten gestellt. Für mich standen die Weiterentwicklung der Spielerinnen und das Streben nach Erfolg immer im Vordergrund, aber wenn ich mir das so überlege: schon der Wahnsinn, mehr als die Hälfte meines Lebens am Beckenrand zu sein.
Würden Sie heute denselben Weg wieder gehen?
Natürlich, in den vergangenen drei Jahrzehnten habe ich viele tolle Momente im In- und Ausland erlebt, sei es primär für den WSV Basel oder in der Nationalmannschaft, in der ich nebst Junioren- auch Elite-Nationaltrainer war.
Ihr schönster Moment?
Natürlich der erste Meistertitel 1997, diese Emotionen waren überwältigend. Einen ähnlichen Moment erlebte ich 2019, als wir nach einem Vier-Tore-Rückstand im entscheidenden Finalspiel das Spiel gedreht haben und zum zehnten Mal Meister wurden.
Es gab sicherlich auch weniger schöne Momente …
Auch die gab es, allen voran 2007: Damals noch mit einem Auswärtssieg in die Finalserie gestartet, verloren wir dann beide entscheidenden Spiele zu Hause im Penaltyschiessen.
Die Meisterschaft 2023 läuft bereits wieder. Wie sind Sie mit Ihrem Team gestartet?
Gegen einen Mitfavoriten haben wir uns sowohl auswärts als auch zu Hause deutlich durchgesetzt, des Weiteren haben wir uns auch für das Cup-Halbfinale qualifiziert.
Wie viele Trainings brauchen Sie, um erfolgreich zu sein?
Wir haben aktuell vier Trainingseinheiten pro Woche, dazu kommen Spiele der U17/U20 sowie Elite- und Trainingsweekends der diversen Nationalmannschaften.
Man hört immer wieder von einer Wasserknappheit in der Region Basel. Kennen Sie das Problem?
Oh ja, seit Jahrzenten müssen wir hinsichtlich der Trainingszeiten und Trainingsorte sehr flexibel sein. Aktuell trainieren wir im Hallenbad St. Jakob, Bäumlihof und Laguna in Weil am Rhein.
Da freut es Sie sicherlich, dass seitens der Basler Regierung bezüglich des 50-Meter-Hallenbadprojekts endlich konkret vorwärts gemacht wird.
Grundsätzlich ja.
Wie darf ich das verstehen?
Sehen Sie, seit 20 Jahren werden immer wieder Projekte vorgestellt, gewisse etwas konkreter, gewisse wohl eher als Denkanstoss gedacht.
Voraussichtlich ab 2029 kann man am Standort des aktuellen Musical-Theaters die ersten Längen schwimmen.
Ich hoffe es, dennoch habe ich auch meine Bedenken dazu. Einerseits kann in sechs Jahren noch viel passieren, andererseits scheint mir der geplante Standort im aktuellen Musical-Theater keineswegs optimal. Eine allfällige Initiative zum Erhalt des Musical-Theaters könnte Erfolg haben und würde das Projekt um Jahre verzögern – analog zum Fussballstadion in Zürich und Aarau.
Hätten sie einen anderen Standort gewählt?
Ja, in den vergangenen Jahrzehnten haben wir in vielen Hallenbädern im In- und Ausland gespielt. In den meisten Fällen waren es kombinierte Bäder, das heisst, dass Hallenbäder gleich neben Freibädern standen. Ich finde es schade, dass man die Chance anlässlich der umfassenden Sanierung der St. Jakobshalle verpasst hat, um das bestehende Hallenbad auszubauen. Noch idealer wäre es, das Hallenbad auf dem Grund des aktuellen Gartenbades St. Jakob zu bauen, wo grosse Flächen schon seit Jahrzehnten ungenutzt sind. Durch die Kombination aus Eishalle und Hallenbad könnte man den Energieverbrauch markant reduzieren, dies gerade im Hinblick auf die allgegenwärtige Diskussion um Klimaneutralität.