Vor über 50 Jahren war das Sammeln und Tauschen von Briefmarken in den Pausenhöfen der Schulhäuser ein beliebter Zeitvertreib. Heute drücken die Jugendlichen nur noch auf ihren Handys herum. Dieses frühe Interesse am Sammeln von Briefmarken fehlt der jungen Generation. Somit ist es immer schwieriger, neue Sammler zu gewinnen. Aber das Sammeln von Briefmarken ist immer noch weit verbreitet und findet sogar neue Liebhaber, aber meist unter erwachsenen Personen und fast nur bei Männern.
Grosse Raritäten und Seltenheiten finden immer ihre Abnehmer, oft für weit höhere Preise als vor Jahren. Nehmen wir als Beispiel unsere weltweit beliebten «Basler Tauben» – ein
Traum für jeden Jungsammler und auch als Kulturgut oder sogar als Investment immer gefragt.
In meinem neuesten Buch habe ich die 400 bekannten erhaltenen Briefe beschrieben und abgebildet. Bei meinen Recherchen zu diesem Werk kam ich zum Schluss, dass viele dieser begehrten Frankaturen heute viel mehr Wert sind als noch vor Jahren. Es gibt Briefe die in den Neunzigerjahren mit 30’000 bis 40’000 Schweizer Franken gehandelt wurden und in den letzten Jahren für 80’000 bis 100’000 Schweizer Franken die Besitzer wechselten. Sicher ist das nicht die Regel, aber je schöner die Erhaltung, je höher der Preis. Aber auch durchschnittliche und sogar bescheidenere Erhaltungen finden Liebhaber zu sehr guten Preisen.
Für Neueinsteiger möchte ich folgende Empfehlungen abgeben: Kaufen Sie nur bei bekannten Händlern (Mitglieder des Schweizer Briefmarken-Händler-Verbandes) und bei angesehenen Auktionatoren. Fallen Sie nicht auf sogenannte «Schnäppchen-Angebote» im Internet herein. Kaufen Sie bessere Marken nur mit Attesten und Quittungen. Zu empfehlen ist eine Mitgliedschaft in einem Briefmarkensammler-Verein (mit dem Abonnement für die Schweizer Briefmarken Zeitung, www.vspv.ch), kaufen Sie den
Schweizer Briefmarkenkatalog (SBK) und besorgen Sie sich Fachliteratur (natürlich: Basler Tauben – historische Briefe 1845 – 1852, 310 Seiten von Jean-Paul Bach, ISBN 978-3.9524885-4-6, 28 Schweizer Franken).
Zusammenfassend heisst das, sich zuerst zu informieren, eventuell zu dokumentieren und erst dann zu investieren. Aber das Wichtigste beim Sammeln ist und bleibt die Sammlerfreude und sammeln kann man all das, was Freude macht. Es muss ja nicht jeder mit klassischen Briefmarken beginnen. Man kann nach Motiven sammeln, Ansichtskarten statt Briefmarken, irgendwelche Länder, an die man schöne Erinnerungen hat, auch Vorphilatelie, das heisst Briefe aus der Zeit bevor es Marken gab, ein besonders reizvolles Sammelgebiet für Geschichtsinteressierte. Es gibt eigentlich keine Grenzen und das ist das schöne beim Sammeln, man macht sich selbst Freude mit jedem Objekt, das man seiner Sammlung beifügen kann. Vielleicht hat der eine oder andere noch eine Jugendsammlung auf dem Estrich. Das kann wieder ein Anstoss zu einer sehr befriedigenden Sammeltätigkeit werden.