Schwebt lautlos durch Basel: ein Sportwagen mit Gewissen

Eigentlich ist ein Wagen wie der neue BMW i8 nicht von dieser Welt. Dennoch hat der Plug-Hybrid Sportwagen diese Tage Basels Strassen erreicht, offiziell zugelassen mit Schweizer Kennzeichen. Unhörbar, aber zu sehen. Hergestellt aus 100% grüner Energie, Verbrauch 2.1 Liter Benzin auf 100 km. CO2-Emission 49 gr/km. Amtlich geprüft durch den TÜV-Süd. Das Bundesamt für Energie verpflichtet Schweizer Importeure, die CO2-Emissionen von Neuwagen ab Sommer dieses Jahres auf 130 (!) Gramm pro Kilometer zu senken. 80 Gramm mehr, als der i8 braucht. Wer also leistet sich so einen Wagen und vor allem weshalb? Wunderschön ist der zukünftige Klassiker mit Flügeltüren, das leugnen neidlos selbst eingefleischte Autohasser nicht: Der Platz in exklusiven Sammlungen und den Museen ist ihm damit sicher. Doch nicht alleine wegen seiner Form, sondern als technisch vielleicht genialster Meilenstein in der Geschichte des motorisierten Individualverkehrs, MIV seit Carl Benz.

Barfi.ch hat den i8 gefahren. Als rücksichtsvoller, umweltbewusster MIV. Zunächst noch zögernd, dann mit wachsendem Respekt, am Ende voller Begeisterung. Und dies ist keine Publireportage. Der Bericht entstand aus reinem Gwunder und mit Vorbehalten. Immerhin hat da einer der bedeutendsten Hersteller bescheiden leise, aber bestimmt verlautet: «Der i8 ist wohl das revolutionärste Auto, das BMW je gebaut hat.» Das kleine, elektronisch bestückte Kästchen zum Öffnen des Wagens, wurde uns an einem frühen, regnerischen Montagmorgen ohne jegliche Einführung in die Hand gedrückt. Als handle es sich lediglich um den Schlüssel der Kundentoilette. Einziger Kommentar: Sprit, Strom und allfällige Bussen gingen auf unsere Kappe, das Auto sei versichert, man hätte es aber gerne am Stück zurück. Der erste Eindruck beim Nähertreten: Gewöhnungsbedürftig. Als Familien-, oder Erstwagen eigentlich unbrauchbar und zudem nicht gerade billig. Doch erstmal drin, was sehr gewöhnungsbedürftig ist, zeigt sich: Der i8 ist technisch tatsächlich das derzeit faszinierendste serienmässig hergestellte Fahrzeug dieses Globus. Taste Triebwerk durch Fingerdruck auf «on», einziges Geräusch der eigene Atem, losrollen. Für einmal ist fliegen nicht schöner. Und die Ökobilanz des provokativ gestylten Plug-In Hyprids mit Brennstoffzelle liegt bei normaler Fahrweise tatsächlich nur kapp über dem, eines kleinen 110 Kubik-Motorrollers. Eine Woche Pendelverkehr mitten im rot-
grünen Basel, Fernfahrten quer durch Südbaden und sogar bis zum weitgelegenen St. Gallen: In der Gewissheit, die Umwelt dabei weniger zu belasten, als 99  Prozent aller neben uns herfahrenden Automobile. Den bisher so geliebten (und zugegeben in seiner heutigen Form deutlich bequemer besteig- wie bepackbaren Tesla) war sofort vergessen: Treue gebrochen, ein Betrug ohne Ansatz schlechten Gewissens. Der i8 spielt in einer anderen Liga.

Die beste Technik aller Zeiten, weshalb nicht gleich für Personenwagen?

Der Allrad-Bayer verfügt dank seinem tiefen Schwerpunkt und breiten Reifen selbst bei heftigstem Schneetreiben über eine ausgezeichnete Strassenhaltung. Das Fahrzeug ist ausgerüstet mit den modernsten Fahrhilfen. Spurhalteassistenz, Müdigkeitswarner, Headup-Display, Radarabstandshilfe, automatische Vollbremse bei Gefahr, 360 Grad-kamera und, und, und. Die Reise könnte komfortabler nicht sein. Würde BMW die für den i8 entwickelte Technik bald als Basis normaler Personenwagen einsetzen (Anzeichen dafür gibt es bereits) und in grosser Produktion herstellen, dürften die Bayerischen Motoren Werke einen einzigartigen Durchbruch erwarten. Trotz Plug-In/Verbrennungs-motor-Kombination benötigen solche Fahrzeuge nicht zwangsläufig Aufladestationen, sondern haben eine unbeschränkte Reichweite. Der benötigte Strom wird zu einem wesentlichen Teil während der Reise massgeblich aus Bremsmanövern, Ausrollen oder Abwärtsfahrten hinzugewonnen. Dies ergab bei aufgebrauchter Energie aus der Steckdose nach barfi.ch-Messungen einen Bedarf von unglaublichen 3.2 Litern.

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