Selbstständig machen: Pleite stets mit einkalkulieren

Selbstständig machen Pleite mit einkalkulieren

Viele Schweizer Bürgerinnen und Bürger versprechen sich vom Schritt in die Selbstständigkeit mehr Freiraum, ein höheres Einkommen und mehr Flexibilität bei der Altersvorsorge. Der Plan kann allerdings auch schnell nach hinten los gehen. Aktuelle Zahlen verdeutlichen: Die Neugründungen gehen zurück und die Pleiten steigen. Schuld ist in vielen Branchen sicherlich die Corona-Pandemie. Doch jetzt wo sich die Wogen glätten, könnte man es ja doch noch mal wagen. Allerdings ist nach wie vor Vorsicht geboten. Die Pleite sollte man stets mit einkalkulieren. Eine entsprechende Vorsorge ist Gold wert.

Selbstüberschätzung und schlechte Marktanalyse
Einer der häufigsten Gründe für das Scheitern von jungen Firmen ist eine schlechte Marktanalyse. Oft ist der Markt in der Branche, in der man sich in einer gewissen Region (oder überregional) selbstständig machen will, schlichtweg bereits gesättigt. Wäre das eigene Angebot nun deutlich besser als das der Konkurrenz, gäbe es natürlich eine Chance. Doch häufig ist das eben nicht der Fall.

Mit einher geht oft das falsche Marketing. Ein im besten Fall gutes Angebot zu haben, reicht im digitalen Zeitalter nicht mehr. Man muss es auch genauso gut kommunizieren. Mit einer anständigen Website alleine ist es allerdings längst nicht mehr getan.

Falsche Kalkulation als Grund des Scheiterns
Wie lange wird es dauern, bis ich signifikante Umsätze erziele, wie viel Geld muss ich dafür ins Marketing investieren, wie lange reicht das vorhandene Kapital und wie rasch würde durch steigende Umsätze die Bonität steigen, um die weiteren Schritte durch Kredite zu finanzieren? Und wie sicher ist die Finanzierung über Fremdkapital eigentlich – was passiert, wenn ich die Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen kann?

All das sind essentielle Fragen, die sich hoffentlich jeder und jede (zukünftige) Selbstständige stellt. Auch eine erstmal positive, weil hohe, Nachfrage nach Dienstleistungen oder Produkten muss bedient werden können. Reichen die Produktionskapazitäten nicht aus oder sind zu wenig Mitarbeitende vorhanden, kann schnell ein Dominoeffekt entstehen, der den Traum von der erfolgreichen Selbstständigkeit platzen lässt.

Gründe für das Scheitern von Unternehmen / Existenzgründern auf einen Blick:

  • fehlerhafte Finanzplanung
  • Überschätzung des Marktpotentials
  • mangelndes Branchenwissen
  • zu wenig / falsches Marketing
  • strategische Fehlentscheidungen
  • plötzliche Erkrankung von Gründern

Mangelhafte Absicherung der Gründer als Fallstrick
Während Arbeitnehmende im Krankheitsfall von der Lohnfortzahlungspflicht des Arbeitgebenden profitieren, sind Selbstständige auch hier auf sich selbst gestellt. Zugleich fehlt bei Solo-Selbständigen und Freelancern von heute auf morgen wichtiger Umsatz, da es keine festen Mitarbeiter gibt, welche die Aufträge weiter bedienen würden. Eine Abwärtsspirale, die schnell in der Aufgabe des Unternehmens gipfelt. Was also tun?

Vorbereitung, Demut und Weitblick als Eckpfeiler des Erfolgs
Neben einer guten Kalkulation, die sich immer am Minimalen statt am Maximalen orientiert, einer guten Marktanalyse und stetigen Überprüfung des eigenen Angebots sowie Demut in puncto Lebensstandard kann es mit der dauerhaften Selbstständigkeit klappen.

Darüber hinaus sind die finanzielle Absicherung des Scheiterns durch das Bilden von Rücklagen und eine nachhaltige private Altersvorsorge essentiell. Denn Selbstständige sind per Gesetz lediglich in der 1. Säule des Sozialversicherungssystems der Schweiz versichert. Und die reicht weder im Alter noch bei Invalidität aus, um ein «normales» Leben zu führen.

Eine Pflicht zur Mitgliedschaft in einer Pensionskasse besteht nur für Selbstständigerwerbende mit der Rechtsform GmbH oder AG, die den BVG-Mindestjahreslohn von aktuell CHF 21’510 verdienen. Personen mit Einzelfirma können sich freiwillig in die Pensionskasse einkaufen, sollten aber in jedem Fall über eine Vorsorge im Rahmen der 3. Säule nachdenken. Besonders lohnenswert sind Vorsorgelösungen im Rahmen der steuerlich begünstigten Säule 3a. Selbstständige ohne Pensionskasse dürfen (Stand 2022) bis zu 20 % des Netto-Erwerbseinkommens, maximal aber CHF 34’416, in die Säule 3a einzahlen. Unabhängige Vorsorgeberater unterstützen bei der Auswahl der richtigen Produkte.

Wichtige freiwillige Versicherungen für Selbstständige
Wer als Selbstständigerwerbender Mitarbeiter beschäftigt, muss sich um die obligatorische Absicherungen der Belegschaft  kümmern. AHV, Unfallversicherung, Familienzulagen und Co: alles verpflichtend. Die eigene Absicherung ist allerdings nicht so umfassend vorgeschrieben – allerdings unfassbar wichtig.

Zu den wichtigsten freiwilligen Versicherungen für Selbstständige zählt die Taggeldversicherung. Auch im Krankheitsfall oder bei dauerhafter Invalidität steht man so nicht gänzlich ohne Einkommen dar. Manche Versicherungen sind für die Absicherung temporärer Arbeitsunfähigkeit im Krankheitsfall gedacht. Andere widerum sichern das Risiko einer dauerhaften Berufs- oder gar Erwerbsunfähigkeit ab.

Gegen rechtliche Schwierigkeiten, die ebenfalls schnell das Aus eines vielversprechenden Startups bedeuten können, versichern sich Gründer mit einer guten Betriebshaftpflicht- sowie einer Rechtsschutzversicherung.