Die Mitarbeitenden der Nagra haben den anspruchsvollen Job, die sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle zu planen und umzusetzen. Ein Projekt, welches auf Zehntausende von Jahren in der Zukunft ausgelegt ist – ein für uns Menschen nahezu unvorstellbar langer Zeithorizont. Um diese Aufgabe bewältigen zu können, muss viel Know-how aufgebaut werden – und ein «Wächter» vorhanden sein, der die Isolation der Abfälle von unserer Umwelt gewährleisten kann: eine geeignete Gesteinsschicht.
Warum geologische Tiefenlager?
Bei der Entsorgung von radioaktiven Abfällen hat die Sicherheit in jeder Phase oberste Priorität. Deshalb arbeitet die Nagra mit wissenschaftlicher Sorgfalt und nach objektiv überprüfbaren Grundsätzen. Sie pflegt eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Entsorgungsorganisationen und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland und ist in der Tiefenlagerforschung bestens vernetzt. Die internationale Fachwelt ist sich einig: Die Lagerung der Abfälle in geeigneten geologischen Schichten ist aus heutiger Sicht die einzige und sicherste Lösung, um Mensch und Umwelt für lange Zeiträume vor möglichen negativen Auswirkungen zu schützen. Die Lagerung an der Erdoberfläche ist keine langfristige Lösung, denn diese könnte schon mittelfristig zu einer Gefahr werden: Sabotage, Krieg, Eiszeiten oder Erdbeben sind dabei mögliche Gefährdungsszenarien. Zudem würde eine Tausende von Jahren dauernde Langzeitüberwachung der Abfälle an der Oberfläche den Menschen wohl überfordern und dem Gebot der Nachhaltigkeit widersprechen.
Rückholbarkeit und Langzeitüberwachung der Abfälle sind gewährleistet
Sicherheit und Handlungsspielraum der Gesellschaft müssen bei der Entsorgung gewährleistet sein. Das Kernenergiegesetz schreibt deshalb vor, dass die Rückholung der Abfälle aus einem Tiefenlager machbar sein muss. Während des Einlagerungsbetriebs und selbst nach einem künftigen Verschluss des geologischen Tiefenlagers ist eine Rückholung möglich. Sie wäre beispielsweise denkbar, wenn künftige Generationen die radioaktiven Abfälle als Rohstoffe verwenden möchten oder sich für eine andere Entsorgungslösung entscheiden sollten.
Wie werden Standorte für geologische Tiefenlager gewählt?
Die Standortwahl für ein geologisches Tiefenlager erfolgt gemäss «Sachplan geologische Tiefenlager» (SGT) unter Leitung des Bundes. Entscheidend für die Sicherheit eines Lagerstandorts sind die Verhältnisse im Untergrund und nicht diejenigen an der Erdoberfläche. In einem Tiefenlager gibt es mehrere Sicherheitsbarrieren, die den Schutz von Mensch und Umwelt sicherstellen. Die Schweiz plant die Errichtung von Tiefenlagern im «Opalinuston»; das Gestein ist die wichtigste Sicherheitsbarriere. Das rund 175 Millionen Jahre alte Tongestein schliesst Wasser und darin gelöste Stoffe über Millionen von Jahren praktisch vollständig ein.
Die Bedeutung eines Tiefenlagers für eine Region
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte sind gewichtige Faktoren für eine potenzielle Standortregion. Ausführliche Studien von Bund, Kantonen und Regionen beleuchten wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Aspekte und ermöglichen es den Regionen, darauf basierend eine geeignete Entwicklungsstrategie für die Zukunft zu entwerfen.