Das norwegische Cleantech-Unternehmen Otovo existiert zwar erst seit einigen Jahren, hat sich aber längst europaweit als einer der wichtigsten Partner für Privathaushalte etabliert, die einen aktiven Beitrag zu einer grünen Energieproduktion leisten wollen.
Der Solarenergiemarktplatz vermittelt Solarteuren fertig verkaufte und geplante Aufträge in der bevorzugten Region, inklusive aller relevanten Informationen für die Installation. So sparen Installateurbetriebe wertvolle Zeit und finanzielle Ressourcen, die sonst für Vertrieb, Besichtigungen sowie für die Angebotserstellung, Telefonate, Besuche und die Nachbetreuung anfallen würden. Davon profitieren nicht nur Installateure, sondern natürlich auch Otovos Kunden, welche insgesamt einfacher und schneller an ihre Solaranlage kommen.
Ende 2022 hat Otovo seine Tätigkeit auch in der Schweiz aufgenommen. Wir konnten mit dem Länderchef Maximilian Dreyer über das Schweizer Solarpotenzial reden – und darüber, welche Herausforderungen uns auch in den nächsten Jahren noch beschäftigen werden.
Herr Dreyer, Otovo hat seine Geschäftstätigkeiten vor Kurzem auch in der Schweiz aufgenommen. Das Unternehmen ist damit bereits in 13 Märkten tätig – ein rascher Aufstieg, wenn man berücksichtigt, dass das Unternehmen erst 2016 gegründet wurde. Was können Sie zu den Plänen sagen, die Otovo in der Schweiz verfolgt?
Als Andreas Thorsheim das Unternehmen in Oslo gründete, war es seine Vision, Solarmodule auf jedes Dach und Speichersysteme in jedes Haus in Europa zu bringen. Daran hat sich bis heute nichts geändert – ausser, dass der Klimawandel und die Energiekrise infolge des Ukrainekrieges diese Vision nur noch virulenter gemacht haben. Otovos Markteintritt in die Schweiz ist also – um es auf eine möglichst kurze Formel zu bringen – ein weiterer entscheidender Meilenstein auf diesem Weg.
Etwas ausführlicher gesagt, ist es aber nicht so, dass Otovo mit dem Markteintritt bloss auf eine veränderte Marktsituation reagiert, die sich aufgrund der politischen Ereignisse der vergangenen Monate kurzfristig ergeben hat. Im Gegenteil: Diese haben primär einen gesellschaftlichen Wandel beschleunigt, der schon zuvor existiert hat. Solarenergie ist die Antwort schlechthin auf drängende ökonomische, ökologische und eben auch politische Fragen. Sie löst Probleme der Abhängigkeit und befriedigt ein vielfach vorhandenes Bedürfnis nach sauberer, sprich erneuerbarer Energie.
Seit 2011 ermittelt die Universität St. Gallen (HSG) im «Kundenbarometer erneuerbare Energien» jährlich die Haltung der Schweizer Bevölkerung zu Energie- und Klimathemen. Die jüngste Ausgabe zeichnet ein deutliches Bild: 91 Prozent der Befragten glauben, dass die aktuelle Krise zu einem erhöhten Energiebewusstsein führt. Noch wichtiger für uns ist, dass sich fast die Hälfte aller Befragten neugierig gegenüber Solarenergie zeigt. 38 PRozent der Hausbesitzer gaben im Dezember 2022 an, in den folgenden drei Jahren in Photovoltaik investieren zu wollen. Die hohe Nachfrage, die wir seit unserem Markteintritt verzeichnet haben, bestätigt diese Einschätzung in jeder Hinsicht. Und dieser interessierten Bevölkerungsgruppe möchten wir eine kompetente Beratung und eine technisch hochstehende Lösung zu moderaten Preisen anbieten.
Seit Oktober 2022 arbeiten Sie als Länderchef von Otovo Schweiz und haben in dieser Zeit bestimmt bereits viele Erfahrungen in der Welt der Photovoltaik gemacht. Wie steht es um das Solarpotenzial der Schweiz?
2019 schätzte das Bundesamt für Energie (BFE) das Potenzial von Solaranlagen auf Schweizer Dächern auf bis zu 67 Terrawattstunden. Auch wenn andere Studien auf etwas weniger euphorische Zahlen kommen: Das Potenzial der hiesigen Hausdächer ist ohne jeden Zweifel riesig und löst auch politische Debatten aus, die sich etwa um Solarparks in den Bergen entfacht haben. Hinzu kommt, dass die Schweiz hinsichtlich Topografie und Sonnenexposition der «einfachere» Fall beispielsweise im Vergleich zum skandinavischen Heimatmarkt von Otovo ist. Umgekehrt muss die Botschaft an Schweizer Hauseigentümer lauten: Wenn es uns sogar in Norwegen und Schweden gelingt, enormes Solarpotenzial zu nutzen, ist das in der Schweiz erst recht möglich.
Das «Herzstück» von Otovo ist die proprietäre Technologie, mit der sich in kurzer Zeit ein Bild von der Solartauglichkeit jedes Hausdachs machen lässt. Wie genau funktioniert diese Technologie?
Otovos Technologie basiert im Grunde genommen auf einer doppelten Dateneinspeisung: Wir verwenden zum einen proprietäre Daten, um Systemgrösse und Energieproduktion bei unterschiedlichen topografischen Bedingungen zu analysieren. Dieses Bild wird zum anderen durch Daten des Bundesamts für Landestopografie (swisstopo) komplettiert, insbesondere was akkurate Gebäudedaten angeht. Demnächst wird noch ein dritter Faktor dazukommen, wenn uns die aktuellen Daten zu Strompreisen und Einspeisevergütungen auf Gemeindeebene zur Verfügung stehen. Gibt ein an Solarenergie interessierter Hausbesitzer die Adresse seiner Liegenschaft ein, analysiert unser smartes Tool anhand dieser Daten in kürzester Zeit deren Solarpotenzial.
Was bedeutet der Markteintritt von Otovo für Schweizer Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer?
In erster Linie geht mit unserer Technologie eine Kostensenkung einher, weil sich dadurch die teuren administrativen Prozesse, die zuvor für eine Photovoltaikanlage erforderlich waren, zu einem Grossteil einsparen lassen. Wer einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten möchte, kommt durch Otovo schneller und einfacher zu einer fertig installierten Solaranlage – momentan in nur drei bis vier Monaten –, während man im Markt von Wartelisten bis zu einem Jahr hört. Ebenso können Otovo-Kunden aus zwei Modellen, dem Direktkauf oder der Miete, auswählen.
Die ersten Erfahrungen, die wir in der Schweiz gemacht haben, zeigen ein überraschend grosses Interesse am Mietmodell. Das mag zwei Gründe haben: Einerseits gibt es eine Kundengruppe, die es schätzt, dass sich Otovo für 20 Jahre um die Wartung der Anlage kümmert, während sie selbst sorgenfrei Solarenergie bezieht. Die andere Gruppe ist, aus welchen Gründen auch immer, nicht oder noch nicht bereit, eine Einmalinvestition zu tätigen. Auch wenn der direkte Kauf rentabler ist, muss hier dennoch festgehalten werden, dass auch das Mietmodell keine Sackgasse ist. Mietanlagen können jederzeit gegen einen fairen Marktwert ins Eigentum übernommen werden. Alternativ gehen sie nach 20 Jahren an den Kunden. Die Erfahrung zeigt, dass sie auch nach dieser Zeit noch circa zehn weitere Jahre kostenfreien Strom generieren.
Sobald uns alle Informationen vom Dach des Kunden zur Verfügung stehen, braucht sich dieser also nur noch für ein Finanzierungsmodell zu entscheiden und anschliessend den Vertrag digital zu signieren – bequem von zu Hause aus. Im Anschluss vergibt Otovo den Auftrag an einen unserer lokalen und kontrollierten Partnerinstallateure, die wiederum die Hardware besorgen und die Planung und Umsetzung der Anlage durchführen. Wir bezahlen die Installateure und überwachen den gesamten Prozess von Zürich aus.
In der Schweiz gibt es seit Längerem eine etablierte Solarbranche. Ab dem Schuljahr 2024/25 werden sogar eigens zwei Berufslehren zum «Solarmonteur EBA» beziehungsweise «Solarinstallateur EFZ» angeboten. Wie positioniert sich Otovo gegenüber der hiesigen Branche?
Zunächst einmal begrüssen wir die Bemühungen um die solide Berufsausbildung künftiger Solarinstallateure. Wir erachten dies als wichtigen Schritt, wenn es darum geht, gemeinsam von fossilen Brennstoffen hin zu sauberer Energieproduktion zu kommen. Gleichzeitig wird es noch einige Zeit dauern, bis der Effekt der neuen Berufsbilder spürbar ist. Dementsprechend gilt es, auch mit den Humanressourcen sorgsam umzugehen. Das bedeutet für uns konkret, dass wir als Plattform massgeblich dazu beitragen können, den Rücken der Installateure dafür freizuhalten, was deren Arbeit auszeichnet, nämlich für die Installation und Instandsetzung der Photovoltaikanlagen. Administrative Prozesse gehören eindeutig nicht dazu und sollten, wo immer möglich, reduziert werden. Gerade deshalb können wir für die Schweizer Solarbranche ein zuverlässiger und nutzbringender Partner sein.
Sie haben es angesprochen: Das Schlagwort «Fachkräftemangel» ist derzeit in aller Munde. Wie schätzen Sie persönlich das Problem kurz- und mittelfristig ein?
In der Tat ist der Fachkräftemangel derzeit die vielleicht grösste Herausforderung, wenn es um den Solarzubau geht. Aus einem Mangel an Hardware ist zunehmend ein Mangel an Fachkräften geworden, der uns wahrscheinlich noch eine Weile beschäftigen wird. Die Wartezeiten für Solaranlagen werden deshalb länger und länger. Für unsere Kundinnen und Kunden ist das natürlich umso ärgerlicher, weil sie gerne eine aktive Rolle zugunsten der Energiewende spielen möchten. Es ist mir ein Anliegen, nochmals zu betonen, dass Otovo in der Schweiz ebenso wie in den anderen Märkten alles daransetzt, die Prozesse sowohl für Kunden als auch für Installateure so einfach und damit so zeitschonend wie möglich zu gestalten. Dies zeigt sich an aktuellen Installationszeiten von nur wenigen Monaten – in einem Markt, der vielfach bis zu einem Jahr hin ausgebucht ist.
Neben dem Fachkräftemangel sind es – spätestens seit der Corona-Pandemie – hauptsächlich unterbrochene oder mindestens gestörte Lieferketten, die unsere Wirtschaft beschäftigen. Wie schätzen Sie die Lage diesbezüglich für die Solarbranche ein?
Im Gegensatz zum Fachkräftemangel bin ich bei der Hardware zuversichtlicher. Wichtig ist uns hier, den lokalen Installateuren bis zu einem gewissen Grad freie Hand zu lassen. Sie sollen mit ihren bevorzugten Produkten arbeiten können. Dafür geben wir eine «Whitelist» vor, die alle Module, Wechselrichter, Stromspeicher und intelligenten Zähler umfasst, die von Otovo freigegeben sind.
Gerade weil die Hardware nach wie vor ein knappes Gut ist, legen wir Wert auf einen sorgfältigen Umgang und qualitativ hochwertige Produkte. Wir können dafür aber im Gegenzug eine Garantie von zehn Jahren auf die gesamte Anlage gewähren, während branchenüblich nur fünf Jahre angeboten werden. Beim Mietkauf gewähren wir sogar 20 Jahre. Zudem haben in beiden Fällen alle unserer PV-Module eine Leistungsgarantie von mindestens 25 Jahren.
Selbstverständlich liegt uns auch viel an der Sicherheit von Produzenten und Installateuren, weshalb auf ISO-Zertifizierungen (9001:2015 und 14001:2015) beziehungsweise die Einhaltung entsprechender eidgenössischer Normen geachtet wird.
Erlauben Sie uns zum Schluss eine persönliche Frage: Den direkten beruflichen Werdegang zur Solarbranche gibt es in der Schweiz ja bekanntlich erst ab dem Sommer 2024. Wie sind Sie zur Photovoltaik gekommen?
Ich bin von klein auf technikbegeistert, habe aber bei meiner Ausbildung einen anderen Fokus gewählt. Beruflich kam ich dementsprechend vergleichsweise spät zur Solarenergie. Das hat aber – wie überall – den Vorteil, dass man mit einem frischen Blick ganz andere Fragen stellen kann. Studiert habe ich Betriebswirtschaft und Jura an der Universität St. Gallen (HSG). Ausserdem verfüge ich über einen Master of Law der Bucerius Law School. Danach war ich länger bei der Unternehmensberatung «Bain & Company» tätig, was sich allein schon deshalb als Glücksfall erwiesen hat, als ich dadurch reiche Erfahrung mit Schweizer ebenso wie mit internationalen Unternehmen sammeln konnte. Daraufhin wechselte ich in die Geschäftsleitung von «CHECK24», Deutschlands grösster Vergleichsplattform, wo ich ein Department aufbaute und gemeinsam mit meinen engagierten Teams mehr Wachstum, tiefere Kosten und erhöhte Kundenzufriedenheit im Reisebereich erreichen konnte. Auch diese Station hat sich für meine jetzige Tätigkeit als wahrer Segen erwiesen, denn sie hat mich von Grund auf mit der Funktionsweise der heute omnipräsenten «platform economy» vertraut gemacht.