Taten statt Worte

INTERVIEW MIT OLIVIA SCHAUB VON GABRIELA RÖTHLISBERGER

Der Arbeitgeber- und Fachverband suissetec Nordwestschweiz ist seit 1870 die führende Berufs-, Branchen- und Dienstleistungsorganisation für das Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Sanitär- und Spenglergewerbe. Die effiziente Organisation wird mit schlanken Führungs-, Entscheidungs- und Ablaufstrukturen nach unternehmerischen und wirtschaftlichen Kriterien geführt.

Die beiden Ausbildungszentren von suissetec NWS befinden sich in Liestal und Basel. Im Rahmen der Nachwuchsrekrutierung sowie der Aus- und Weiterbildung betreibt der Verband eine aktive Bildungspolitik und setzt sich für eine breite gesellschaftliche Anerkennung und die Wertschätzung der durch die Mitglieder erbrachten Leistungen ein.

GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Frau Schaub, Sie sind die Geschäftsführerin von suissetec Nordwestschweiz – die moderne und professionell organsierte Geschäftsstelle ist das ausführende Organ des Gebäudetechnikverbands. Wann haben Sie diese Stelle angetreten und welche Hard Skills bringen Sie für diese verantwortungsvolle Position mit?

Olivia Schaub: Bei suissetec NWS bin ich seit dem 1. August 2018 mit an Bord – als Finanzbuchhalterin und stellvertretende Geschäftsführerin. Im April 2021 habe ich dann den Posten der Geschäftsführerin angetreten. Mein Vater war Präsident des Haustechnikverbands Baselland, hatte eine eigene Sanitär- und Spenglereifirma und war über 30 Jahre lang an der Gewerbeschule Liestal Fachlehrer für die lernenden Sanitärinstallateur*innen. Somit bin ich praktisch in der Gebäudetechnikbranche gross geworden, war oft mit auf dem Bau und von klein auf mit Verbandsarbeit vertraut. Später habe ich Dachdeckerin gelernt, war langjährig in der Geschäftsführung des Familienunternehmens involviert, besuchte diverse Personalweiterbildungen und absolvierte den eidgenössischen Abschluss als Finanzbuchhalterin. Somit verfüge ich über breitgefächerte Kompetenzen.

Soziale Fähigkeiten wie etwa Kommunikationstalent, Entscheidungsfreude, Organisationstalent, unternehmerisches Denken, ein hohes Mass an Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und eine ordentliche Portion Stressresistenz sind zur Ausübung Ihres Jobs ohne Frage nötig. Was braucht es aus Ihrer Sicht noch zusätzlich als Geschäftsführerin?

Sicher auch ein fundiertes Finanzwissen, betriebswirtschaft- liches Denken und Handeln sowie strategisches Planen – schlussendlich sollte nie das Gesamtbild aus den Augen ver- loren werden. Persönlich ist für mich Bodenständigkeit wichtig – zu wissen, wo man seine Wurzeln hat. Da ich selbst einmal Mitglied des Verbands war, hilft mir die beidseitige Betrachtungsweise bei der Lösungsfindung.

Wie abwechslungsreich gestaltet sich Ihr Arbeitsalltag?

Sehr unterschiedlich. Ein grosses Thema: die Lehrlingsausbildung. Dann natürlich die Anliegen der Mitglieder, es gibt Tage vielen telefonischen Anfragen – zur Zeit von der Klimapolitik geprägt. Durch das Mandat zur Betreuung der Einhaltung des GAVs (Paritätische Kommission), hat man viel mit Abklärungen zu Baustellenkontrollen zu tun. Vorbereitungen sowie die Durchführung von Anlässen und Infoveranstaltungen fallen ebenfalls in den Arbeitsalltag. Im Rahmen unserer 20 jährigen Fusion (Baselland und Basel-Stadt) habe ich alle Aktivmitglieder besucht, um ihre Wünsche zu sondieren, diese dann intern zu diskutieren und dem Vorstand zur Beratung vorzulegen. Sitzungen und die Erledigung der daraus resultierenden Aufgaben füllen den Arbeitstag ebenfalls mit abwechslungsreichen Tätigkeiten.

Der Gebäudetechnikverband suissetec Nordwestschweiz scheint als die führende Berufs- und Branchenorganisation für das Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Sanitär- und Spenglergewerbe in der Nordwestschweiz doch einige Mammutaufgaben zu koordinieren und in Einklang bringen zu müssen. Können Sie mir darüber einen kurzen Einblick gewähren?

Es allen Mitgliedern recht machen zu können, erfordert manchmal einen regelrechten Spagat, da nicht immer alle die gleiche Meinung zu einem Thema haben. In vielen politischen Themen halten wir uns eher im Hintergrund, doch wenn es dann sein muss, bekennen wir Farbe.

Die Lernenden sind unsere Kernaufgabe. Für unsere Betriebe müssen wir stets up to date sein, was manchmal auch kostenintensiv sein kann. Die Bildung und die Förderung der Lernenden müssen kontinuierlich auf dem neusten Stand gehalten werden, die Kosten dürfen jedoch nicht aus den Augen verloren werden – letztendlich stemmen unsere Mitglieder das Finanzielle. Da wir grosszügige Subventionen für den Ausbildungsbereich erhalten – was wir sehr schätzen –, sind wir den Kantonen BS und BL ebenfalls verpflichtet.

Welches sind die Hauptanliegen, die aktuell brisant unter den Nägeln brennen?

Da wären der Fachkräftebedarf, die Klimakrise und die damit verbundenen Energiegesetze sowie das aktuelle Wohnschutzgesetz in Basel-Stadt zu nennen.

Stichwort Fachkräftemangel – was wird in puncto Nachwuchsrekrutierung unternommen und welche Strategie wird in der aktiven Bildungspolitik verfolgt?

Wir benutzen lieber den Begriff Fachkräftebedarf, was sich positiver anhört als Fachkräftemangel. Der Dachverband investiert kräftig in Werbekampagnen – auch wir in der Sektion steuern unsere Gedanken dazu bei und investieren sehr viel. Jedes Jahr sind wir an der Berufsschau in BL oder der Berufsmesse in BS mit einem Stand präsent, wie auch an kleineren Berufsmessen direkt in den Schulen. Tüftelkurse und Schulklassen heissen wir auch bei uns willkommen. Wir sind in Printmedien mit Velo- oder Plakatkampagnen präsent. Zusätzlich haben wir unseren Markenbotschafter Pipetron kreiert, einen Transformer, da wir viele verschiedene Berufe präsentieren dürfen. Dieser soll die Jugend ansprechen und auf unsere interessanten Berufe aufmerksam machen. Auf unserer Website www.toplehrstellen.ch sind alle verfügbaren Schnupperlehrstellen oder Lehrstellen à jour zu finden.

Das Thema ökologische Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig, speziell im Bereich Gebäudetechnik sind erneuerbare Energiequellen gefragt. Wie und in welcher Form setzt sich suissetec dafür ein?

Gesamtschweizerisch spielt suissetec eine zentrale Rolle bei der Förderung ökologischer Nachhaltigkeit in der Gebäudetechnik. Die Organisation engagiert sich politisch, um günstige Rahmenbedingungen für den Einsatz erneuerbarer Energien und nachhaltiger Baupraktiken zu schaffen. Durch Lobbyarbeit und die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern setzten wir uns für Gesetze und Richtlinien ein, die ökologische Nachhaltigkeit fördern.

page51image42916768Olivia Schaub, Geschäftsführerin suissetec nws.

 

Die gesellschaftliche Anerkennung von handwerklichen Berufen ist nicht mehr so hoch, wie sie früher einmal war. Was unternimmt der Verband, um die Wertschätzung der durch die Mitglieder erbrachten Leistungen wieder anzuheben?

Dies ist eine unserer schwersten Aufgaben. Man sollte begreifen, dass ein Computer und eine KI auch in Zukunft keine Leitungen montieren und kein WC ersetzen können. Und: Die Entlohnung von Handwerksberufen hat sich in den letzten Jahren massiv verbessert! Wir, Dachverband und Sektion, versuchen unser Image mit Werbekampagnen aufzubessern, und arbeiten intensiv daran, das Bewusstsein für unsere spannenden Berufe, in den Schulen – direkt bei den Lehrpersonen – zu verbessern.

Steigende Metallpreise, sinkende Materialverfügbarkeit – eine aktuelle Schwierigkeit in der Branche. Wie sollte mit dieser Problematik umgegangen werden?

Unbedingt fortlaufend Informationen darüber einholen! Auf unserer Homepage bieten wir als Support für die Mitglieder aktualisierte Merkblätter in allen Fachbereichen über daraus resultierende Probleme und empfohlene Vorgehensweisen an.

In der Vergangenheit hat suissetec Nordwestschweiz einiges in eine positive Richtung lenken können. Was wird in Zukunft noch in Bewegung gebracht?

Wir werden zukünftig versuchen, noch mehr Angebote zu generieren, damit alle Mitglieder vermehrt vom Verband profitieren können, und weiterhin alles daransetzen, unseren Mitgliedern eine optimale Unterstützung anbieten zu können. Ebenso möchten wir auch in Zukunft die für uns wichtigen Inputs seitens der Mitglieder erfolgreich umsetzen und am Ball bleiben, denn nur durch Veränderungen lässt sich etwas Positives bewegen.


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