Das Jahr 2020 geht für das Kunstmuseum Basel wegen der Covid-19-Pandemie – wie für andere Kultur-Institutionen auch – als Ausnahmejahr in die Geschichte ein. Weil das Museum temporär geschlossen wurden musste und zahlreiche Veranstaltungen ausgefallen sind, ergaben sich markant tiefere Besucherzahlen, was sich auf das Betriebsergebnis auswirkte. Einnahmen konnten demnach nicht wie geplant realisiert werden. Dennoch gelang es dem Museum, wie es in einer Medienmitteilung darlegte, ein attraktives Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm anzubieten und mit teilweise neuen digitalen Formaten sogar neue Publikumskreise zu erschliessen. werden, um bei Google besser zu ranken oder setzt man zusätzlich auf Social-Media-Kanäle?
Das Betriebsjahr 2020 im Kunstmuseum Basel kann nicht unter normalen Voraussetzungen bewertet werden. Die Besucherzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr massiv eingebrochen, was nicht nur auf die monatelangen Schliessungen im Frühling und Winter zurückzuführen ist, sondern auch auf den fehlenden Tourismus und die Einschränkungen durch Covid-19, die uns ab März das ganze Jahr begleitet haben. Erwartungsgemäss resultierte daraus auch eine Abweichung vom Globalbudget, die aber durch die vom Regierungsrat Basel-Stadt bewilligte Kreditüberschreitung ausgeglichen wurde.
Das Jahr bot aber auch Chancen. So konnte das digitale Angebot des Kunstmuseums Basel stark ausgebaut und so der virtuelle Zugang zum Museum für ein grosses Publikum erleichtert werden: Live-Führungen auf den sozialen Medien, ein temporärer Blog und virtuelle Rundgänge in den Sonderausstellungen Picasso, Chagall, Jawlensky und Rembrandts Orient stiessen auf regen Zuspruch. Diese Formate werden deshalb
künftig auch im Normalbetrieb weitergeführt.
Einbruch der Besucherzahlen
151’762 Besucherinnen und Besucher fanden trotz der Covid-19-Pandemie 2020 den Weg ins Kunstmuseum Basel. Die Ausstellung «Picasso, Chagall, Jawlensky. Meisterwerke der Sammlung Im Obersteg», die mit einem Wiedersehen der beiden Arlequins von Pablo Picasso glänzte, konnte insgesamt 19‘130 Besucher verzeichnen. Die Sommerausstellung
«The Incredible World of Photography» zur Fotosammlung Ruth und Peter Herzog, die als einzige Ausstellung 2020 ohne Unterbrechung gezeigt werden konnte, wurde 31’458 mal besucht. Die Zahlen der Herbstausstellungen wurden wiederum durch die vorzeitige Schliessung aller Museen am 20. Dezember geprägt. 8 139 Menschen besuchten bis dahin die Ausstellung «Isa Genzken. Werke von 1973 bis 1983» im Kunstmuseum Basel | Gegenwart. Die Sonderausstellung «Rembrandts Orient. Westöstliche Begegnung in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts» im Neubau konnte bis zur vorzeitigen Schliessung 12’774 Besucher begeistern. Dank des virtuellen 3D-Rundgangs zur Ausstellung konnten über 6 300 Menschen die Ausstellung danach noch im digitalen Raum besuchen (Stand: 8. Februar 2021).
Veranstaltungen und Programme fanden 2020 grösstenteils digital statt. An der Museumsnacht im Januar konnte das Kunstmuseum Basel mit 13’396 Besucherinnen und Besuchern noch einen neuen Rekord feiern. Viele der geplanten Aktivitäten mussten jedoch verschoben oder abgesagt werden. Dazu gehörte beispielsweise das Fest, mit dem das 40-jährige Jubiläum des Kunstmuseums Basel | Gegenwart gefeiert werden sollte, das aber der Pandemie zum Opfer fiel. Auf den Geburtstag aufmerksam machte stattdessen der Auftakt der Ausstellungsreihe «Continuously Contemporary. Neue Werke aus der Emanuel-Hoffmann-Stiftung» im September.
Auf Initiative der Freunde des Kunstmuseums Basel hin fanden im September die Kunsttage Basel statt, eine gemeinsame Veranstaltung von Museen, Galerien, Ausstellungsräumen und Projekten im öffentlichen Raum der Stadt Basel bis zum Dreispitz-Areal in Münchenstein. Die weithin beachtete Initiative dazu war aufgrund der Covid-19-Pandemie entstanden und machte in diesem von Schliessungen geprägten Jahr Kunst für ein breites Publikum erlebbar. 395 öffentliche und private Führungen und Workshops wurden 2020 durchgeführt (2019: 1 057), dazu besuchten 601 Schulklassen das Museum (2019: 1 007). Ausserdem wurden 28 Führungen live auf Facebook und Instagram gestreamt. Das neue Format, das im Frühling 2020 während des ersten Shutdowns gestartet wurde, fand auf Anhieb ein Stammpublikum und konnte bis zum Ende des Jahres stetig mehr virtuelle Besucher erfreuen.
Digitale Reichweite ausgebaut
Die Aktivitäten des Kunstmuseums stiessen auf ein erfreulich breites, internationales
Medienecho, und die Kritiken zu den Ausstellungen waren ausnahmslos positiv. Rund 1000 Journalisten konnten 2020 trotz Reiserestriktionen und Schliessungen das Kunstmuseum Basel besuchen. Breit und äusserst positiv rezipiert wurde neben den Ausstellungen das digitale Programm. Auch der LED-Fries am Kunstmuseum Basel | Neubau zog internationale Aufmerksamkeit auf sich mit Statements von Tim Etchells, Jenny Holzer, Marinella Senatore und Wolfgang Tillmans.
Die Website konnte am Ende des Jahres über eine Million Besucher zählen. Mit dem Blog, der im Frühling den Interessierten täglich Beiträge zu Lieblingswerken von Mitarbeitenden, Werkbesprechungen oder Videoworkshops lieferte, dem Digitorial zur Ausstellung «The Incredible World of Photography» sowie den Aktivitäten auf den sozialen Medien konnte das Kunstmuseum Basel zusätzliches Publikum erschliessen und Zugänge für Leute schaffen, die nicht ins Museum kommen konnten. Dass diese Angebote einem Bedürfnis entsprachen, zeigte sich klar in den Rückmeldungen und Zahlen. Sie schufen einen weiteren Zugang
zu den Programminhalten und halfen dabei, zusätzliche Publikumskreise zu erreichen. Dazu trug vor allem auch der Podcast «Rembrandt, habibi!» bei, der von der Autorin Amina Aziz als Ergänzung zur Ausstellung Rembrandts Orient produziert wurde: Er wurde 4750 Mal angehört. Die Followerzahlen der Social-Media-Kanäle wuchsen 2020 weiter: Auf Instagram folgten dem Kunstmuseum Basel Ende des Jahres 46’913 Personen (+9207). Auf Facebook stieg die Zahl auf 23’078 (+922) und auf Twitter auf 4023 (+925). Diese Kanäle dienten 2020 noch mehr als sonst dazu, die Sammlung, aber auch die Ausstellungen einem zunehmend internationaleren Publikum näherzubringen. Sein Online-Angebot deutlich
ausgebaut hat 2020 auch der Shop des Kunstmuseums Basel. Entsprechend konnten die Anzahl an Bestellungen sowie der Umsatz im Vergleich zu 2019 verdoppelt werden.
Bedeutende Erweiterunger der Sammlung
Die Sammlung des Kunstmuseums konnte 2020 erneut um bedeutende Werke und Werkgruppen erweitert werden. Zu den Highlights im Bereich des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne zählt «Griesbräu. Obere Hauptstrasse in Murnau», ein Hauptwerk von Gabriele Münter aus dem Jahr 1908, das aus dem Ankaufsetat erworben werden konnte. Dank grosszügiger Schenkungen der Max-Geldner-Stiftung beziehungsweise von privater Seite fanden das Gemälde Paysage au piquet (um 1882) von Georges Seurat sowie ein hervorragendes Frühwerk ohne Titel der Zürcherin Verena Loewensberg aus dem Jahr 1947 ihren Weg in die Sammlung. Das Kupferstichkabinett durfte sich unter anderem über die
Schenkungen einer Gouache von Pablo Picasso durch Hans Rudolf und E. Regula Baumgartner und einer Werkgruppe bestehend aus einer Zeichnung und sieben druckgrafischen Blättern von Camille Pissarro durch Hartmut und Betty Raguse-Stauffer freuen. Die Sammlung ab 1950 konnte erfreulicherweise durch starke Positionen von Künstlerinnen erweitert werden: Der Arnold-Rüdlinger-Fonds machte den Ankauf einer Werkgruppe der amerikanischen Künstlerin Shirley Jaffe möglich, darunter das Gemälde Medrano (1958). Von der österreichischen Künstlerin Valie Export zählt das Kunstmuseum Basel nun den 18-minütigen Film Syntagma (1983) sein eigen. Der Film «National Archives Microfilm M999 Roll 34: Bureau of Refugees, Freedmen and Abandoned Lands: Six Miles from Springfield on the Franklin Road» (2009) von Kara Walker konnte ebenfalls angekauft werden. Zusätzlich erweitert dank einer ewigen Dauerleihgabe der Hüni-Michel-Stiftung ein Scherenschnitt von Kara Walker die Sammlung des Kupferstichkabinetts.