Der Verein ICT Scouts / Campus findet gezielt junge ICT-Talente an der Volksschule und fördert diese am ICT Campus Handelskammer beider Basel in Muttenz. Davon profitieren nicht nur motivierte Schülerinnen und Schüler, sondern besonders auch Lehrbetriebe.
Gian Klug war 11 Jahre alt, als er seinen ersten Laptop erhielt. Um zu verhindern, dass er zu viel Zeit am Computer verbringt, installierten seine Eltern ein Kinderschutzprogramm,
das den Rechner nach einer bestimmten Nutzungsdauer herunterfahren liess. Doch die Eltern hatten die Rechnung ohne ihren Sohn gemacht: Schon bald gelang es Gian, das Programm zu «hacken» und die Uhr umzustellen. «Spätestens zu diesem Zeitpunkt war meine Faszination für Computer entfacht», erinnert sich der heute 16-Jährige. Statt wie andere Altersgenossen den Laptop primär zum Gamen zu nutzen, verbrachte Gian seine Zeit damit, sich selbst einfache Programmiersprachen beizubringen.
Wertvoller Austausch mit Gleichgesinnten
Eines Tages stiess Gian auf den ICT Campus Handelskammer beider Basel. In dem Freizeit-Förderprogramm, das vom Verein ICT Scouts / Campus betrieben wird, treffen sich jeden zweiten Samstagmorgen junge Talente aus den Sekundarschulen von Basel-Stadt und Baselland, um zu programmieren, zu codieren, Roboter zu bauen und Games zu entwickeln. Der Verein verfolgt das Ziel, junge Informatik-Talente frühzeitig und proaktiv in der Schule zu finden und diese anschliessend kontinuierlich zu fördern. Zudem werden die Talente aktiv mit potenziellen Ausbildungsbetrieben und -institutionen vernetzt. Dabei wird bewusst auf Strukturen, Kurse oder Bewertungen verzichtet. Die Talente wählen ihre eigenen Projekte: Spass und Enthusiasmus stehen im Vordergrund. Auch Gian verbrachte von der siebten bis zur neunten Klasse jeden zweiten Samstagvormittag am ICT Campus. «Während ich zu Hause oft allein am Computer sass, genoss ich es, mich am ICT Campus mit Gleichgesinnten auszutauschen.» Zu Gians grössten Projekten gehörten ein Retro-Game-Automat sowie ein Getränkeautomat.
Grosser Pool an ICT-Talenten
Gians Engagement lohnte sich für ihn in vielerlei Hinsicht. Erstens verbesserte er seine ICT-Skills von Woche zu Woche und zweitens machte Gian auch verschiedene Unternehmen auf sich aufmerksam. Denn auch das ist ein wesentlicher Aspekt des ICT Campus: Lehrbetriebe, die Mitglied des Fördervereins sind, können direkt am Campus junge Talente rekrutieren. So kam es, dass Gian nach der Sekundarschule die Wahl zwischen mehreren Lehrstellen hatte. Er entschied sich für die Adfinis AG. Das Unternehmen hat sich über die Landesgrenzen hinaus zu einem führenden Dienstleister im «Open Source»- Umfeld etabliert. «Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Fachkräften », sagt Thomas Köchli, Geschäftsleitungsmitglied der Adfinis AG. Für den ICT Campus hat er nur positive Worte übrig. Die Teilnehmenden seien nicht nur technisch weit, sie zeichneten sich auch durch eine hohe Motivation aus. «Wenn sich jemand in seiner Freizeit so intensiv mit einem Thema beschäftigt, startet man auf einem ganz anderen Niveau in eine Lehre», betont Köchli.
Hoher Mädchenanteil
Das Konzept lehnt sich stark an das Modell der Nachwuchsförderung im Sport an, bei dem Talente bereits in jungen Jahren gezielt gesichtet und danach gefördert werden. Da die Teilnahme am ICT Campus für alle Teilnehmenden kostenlos ist, erreicht das Förderprogramm einen hohen Grad an Integration und Diversität. «Besonders stolz sind wir
auf unseren Mädchenanteil, der bei rund 40 Prozent liegt», betont Stefan Huber, Leiter Mitglieder und Sponsoren. «Unser Ziel ist es, dass kein ICT-Talent unentdeckt bleibt!» Mittlerweile verfügt der Verein über sieben Standorte in der Schweiz, rund 550 Talente aus der ganzen Deutschschweiz nutzen das Angebot. Mit 238 Talenten ist der Standort der Handelskammer beider Basel in Muttenz der mit Abstand grösste Standort. «Das Interesse an unseren Angeboten ist sowohl in der Wirtschaft als auch seitens der öffentlichen Hand sehr gross», betont Stefan Huber.
Zugang zu talentiertem Berufsnachwuchs
Die Handelskammer beider Basel unterstützt den ICT Campus im Rahmen ihrer Initiative «be-digital» und verschafft damit den Unternehmen unserer Region Zugang zu talentiertem, motiviertem und mit Fachwissen und praktischer Erfahrung ausgestattetem Berufsnachwuchs. «Der ICT Campus ist ein Gewinn für die Jugendlichen, für die Unternehmen und für die ICT-Branche in der Region», betont Deborah Strub, Abteilungsleiterin Cluster & Initiativen bei der Handelskammer beider Basel. Diese Aussage würde wohl auch Gian unterschreiben. Obwohl er mittlerweile im Berufsleben steht, ist der 16-Jährige dem ICT Campus treu geblieben: Heute ist er fast jeden zweiten Samstag als Junior-Coach dabei, um freiwillig die nächste Generation an ICT-Talenten zu fördern und zu unterstützen.
be-digital ist die Plattform der Handelskammer beider Basel zur Förderung des digitalen Unternehmertums und trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Region Basel zu erhöhen. be-digital verleiht den regionalen ICT-Unternehmen mehr Sichtbarkeit, vernetzt ICT-Anbieter und -Anwender miteinander, bietet Möglichkeiten zum Austausch und zur Weiterbildung, unterstützt Unternehmen individuell in ihrer digitalen Transformation und fördert mit dem ICT Campus Handelskammer beider Basel den Nachwuchs in ICT-Berufen.