Viel für den Nachwuchs geleistet

Interview mit Adrian Knup von Niggi Freundlieb

Die Schweizer U-21.

Die Schweizer U-21 hat sich für die kommende EM-Endrunde 2021 in Ungarn und Slowenien Qualifiziert und wird im nächsten Jahr zum Vierten mal in der Verbandsgeschichte um den Titel Mitspielen. das letzte mal hatte sie sich 2011 in Dänemark für das Finalturnier Qualifiziert. Damals wurde die Schweizer Auswahl erst im Final von Spanien gestoppt. Sportlicher Leiter der Schweizer U-21 ist die Basler Fussball-Legende Adrian Knup, seit 2017 Chief Sports Officer bei der Swiss Football League und seit 2019 zusätzlich delegierter für das U-21-Nationalteam.

Als «Torminator» ging Adrian Knup in die Schweizer Fussballgeschichte ein. 26 Tore in 48 Spielen für die Nationalmannschaft, erfolgreiche Engagements im In- und Ausland
oder Fussballer des Jahres 1991 – als Aktiver gehörte Adrian Knup zu den ganz Grossen des Schweizer Fussballs. FC Basel, FC Aarau, Luzern, Stuttgart, Karlsruhe und Galatasaray Istanbul waren die Stationen des wegen seiner Kopfballstärke gefürchteten Torjägers,
ehe er seine aktive Karriere beim FC Basel ausklingen liess. Und wie er im Sport viel seinen Kopf brauchte, setzte er diesen auch nach dem Karrierenende effektiv ein. Mit seiner Eloquenz war er ein gefragter Gesprächspartner für die elektronischen Medien, denen er seine Analysefähigkeiten auch als beliebter Co-Kommentator zur Verfügung stellte.
Er war Teamberater der Schweizer Fussballnationalmannschaft während der EURO 08, Stürmer-Trainer beim FC Basel, nahm 2009 Einsitz im FCB-Verwaltungsrat und war von 2012 – 2017 FCB-Vizepräsident. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» spricht Adrian Knup über die aktuellen Erfolge der U-21 und beschreibt seine Tätigkeiten als Chief
Sports Officer bei der Swiss Football League (SFL).

Geschäftsführer: Zum ersten Mal seit 2011 nimmt die Schweizer U-21 wieder an einer EM-Endrunde teil – wie kommentieren Sie diese Leistung?
Adrian Knup: D ies i st e in b edeutender E rfolg f ür d as S chweizer U-21-Nationalteam, welcher für die sehr gute Ausbildungsarbeit beim Schweizerischen Fußballverband und in den Clubs der Swiss Football League spricht. Mit acht Siegen in acht Spielen und der vorzeitigen Qualifikation für die Endrunde ist es nicht übertrieben zu sagen, dass das Schweizer U-21-Nationalteam damit Geschichte geschrieben hat.

War dieser Erfolg zu erwarten?
So – oder zumindest die Art und Weise, wie das Team die Qualifikation gespielt hat – war dieser Erfolg nicht unbedingt zu erwarten. Andererseits haben wir mit dieser  Spielergeneration seit November 2018 sehr fokussiert auf diese Qualifikation hingearbeitet. Es wurde viel in die Zusammenarbeit mit den Clubs, welche die Spieler ja primär ausbilden, investiert, aber auch in den Staff rund um Trainer Mauro Lustrinelli, der einen brillanten Job macht und perfekt in unsere Strukturen passt.

Die Schweizer Nachwuchsarbeit hat international einen sehr guten Ruf, dennoch gelingt vielen jungen, talentierten Spielern oft nicht der Sprung in die absolute Spitze oder in das A-Nationalteam – was sind die Gründe?
Was die jungen Spieler anbelangt, mit denen 2018 begonnen wurde zu arbeiten, haben immerhin schon vier den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft, was eine gute Quote ist, und den Intentionen des Verbandes entspricht, so viele junge Spieler wie möglich zur A-Nationalmannschaft zu führen. Der Schritt zur absoluten Spitze wird aber enorm unterschätzt. Spieler so rund um die 20 sind körperlich und mental noch in Entwicklung, aber gerade diese beiden Komponenten sind im modernen Fussball, neben den technisch- und taktischen Elementen, enorm wichtig und machen vielfach den Unterschied von einem guten zu einem absoluten Spitzenspieler aus.

Der Delegierte für die U-21 ist vom Organigramm her beim Schweizerischen
Fussballverband angesiedelt, Sie sind aber als Chief Sports Officer bei der SFL angestellt – was sind dort Ihre Tätigkeitsfelder?
Als Chief Sports Officer bin ich der Sportchef der Liga, und gemäss meinem Pflichtenheft bin ich gleichzeitig Delegierter für die U-21. Dies macht insofern Sinn, weil ich in meiner Position in der Geschäftsleitung der SFL diverse Schnittstellen zum Schweizerischen Fussballverband betreue, beispielsweise in der Nachwuchsförderung, die wir in den beiden höchsten Spielklassen konsequent weiterentwickeln. Weitere Bereiche sind die  Zusammenarbeit mit den Clubs im sportlichen Bereich, die Professionalisierung des Schiedsrichterwesens oder die Thematik «Video Assistant Referee»  (VAR). Ebenfalls in mein Ressort gehören technische Entwicklungen, wie die Ausstattung der Stadien mit Kamerasystemen. Alle Spiele werden nun mit zwei Kameras aufgezeichnet. Daraus ergibt sich das taktische Spielbild. So werden zahlreiche Daten wie Laufwege, Ballbesitz, Passgenauigkeit oder taktische Varianten ermittelt, welche wir als Dienstleistung der SFL den Clubs und ihren Trainern für ihre Arbeit zur Verfügung stellen können.

Das Thema Corona lässt sich nicht vermeiden – ich nehme an, Sie waren stark in die entsprechenden Analysen und Beschlussfassungen der SFL involviert und werden dies auch weiterhin sein müssen?
Leider ist das so. Wir konnten mit einer Mehrheit der Clubs dafür sorgen, dass die letzte Saison zu Ende gespielt werden konnte und entwickelten in enger Abstimmung mit dem Bundesamt für Gesundheit tragfähige Schutzkonzepte, welche die Basis für den Beschluss des Bundesrates bildete, Spiele mit mehr als 1 000 Zuschauern durchführen zu können. Laufende Entwicklungen der Corona-Pandemie können wir als SFL allerdings nicht beeinflussen, ebenso wenig kantonale Entscheidungen, welche von denen des
Bundesrates abweichen können. Immerhin gehen wir davon aus, dass die Clubs nun bald die Bundesdarlehen beantragen können beziehungsweise die Verordnung zum Covid-19-Gesetz, in dessen Formulierung die SFL stark involviert war, ausgearbeitet und vom Bundesrat genehmigt wird. Alles in allem steht nicht nur der professionelle Fussball, sondern der Fussball allgemein vor den schwierigsten Herausforderungen seiner Geschichte.

Sie galten vor einiger Zeit als einer der aussichtsreichen Kandidaten für den Posten des Managers der Schweizer Nationalmannschaft – schlussendlich haben Sie abgesagt, weshalb?
Ich habe mir das schon überlegt, aber weil ich damals kurz zuvor meine neue Stelle bei der SFL angetreten hatte – und mit dem Wissen, dass ich bald auch Delegierter der U-21 werden würde –, habe ich abgesagt. Ausserdem stehe ich nicht so gerne in der Öffentlichkeit, wie man das wohl als Manager der Fussball-Nationalmannschaft tun muss.

Ein letztes Wort zum FC Basel – schlägt Ihr Herz noch rot-blau?
Natürlich! Ich habe als Zehnjähriger beim FCB angefangen, hatte unter Trainer Helmut Benthaus meine ersten Einsätze in der damaligen NLA mit dem Club als Spieler und war Vizepräsident in einer der erfolgreichsten Phasen des Clubs – das vergisst man nicht.

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