Die Bildung sei der wichtigste und einzige Rohstoff der Schweiz – so tönt es hierzulande in vielen Reden von Politikerinnen und Politikern. Offenbar haben es die Rohstoffe an sich, dass wir im Umgang mit ihnen nur wenig Sorge tragen. Mich befällt dieser Gedanke, wenn ich sehe, dass es uns immer schlechter gelingt, die Jugendlichen im Sekundarschulalter für die Berufsbildung und damit für handwerkliche Berufe zu begeistern.
Klar beginnt das oft im Elternhaus: Der Sohn oder die Tochter muss unbedingt aufs Gymnasium und zur Universität. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn das Sekundarschulalter ist doch auch der Zeitpunkt der Loslösung vom Elternhaus, wo nicht nur neue Freiräume, sondern auch neue Sichtweisen, Bezugspersonen und Vorbilder gesucht werden. Orientierung und Anerkennung in der neuen «Peergroup», also unter den Gleichaltrigen, ist in dieser Phase von grösster Bedeutung. Eigentlich ist so viel Offenheit für Neues doch das ideale Umfeld, um die Berufsbildung als gute Zukunftsoption zu promoten.
Um in einer Zielgruppe erfolgreich werben zu können, muss man diese verstehen. Am Tag der Lernenden wollten wir von den Jugendlichen hören, ob und wie die heute praktizierte «Überzeugungsarbeit» für die Berufslehre bei ihnen ankommt. Und die Jugendlichen haben nicht enttäuscht: Sie gaben offen Auskunft darüber, was ihnen wichtig ist, was gut und weniger gut ankam.
Meine «Learnings»: Die berufliche Orientierung an den Schulen braucht mehr Praxisbezug und es muss gelingen, die aktuell grossen Unterschiede in der Art und Qualität der Darstellung der Berufsbildung zu beheben. Mit Blick auf die Schnittstellen der Jugendlichen zur Wirtschaft sind die Schnupperlehren eine Baustelle, die es anzugehen gilt. Der Zugang zu diesen Angeboten muss niederschwellig sein und es braucht jetzt den Mut, konsequent auf die Digitalisierung zu setzen.
Die Ergebnisse dieser Standortbestimmung sind rasch in konkrete Massnahmen umzuwandeln. Denn der Stimmungswandel hinsichtlich der Popularität der Berufsbildung wird Zeit brauchen. Zeit, die mit Blick auf den Fachkräftemangel eigentlich gar nicht zur Verfügung steht.
Die Berufsbildung ist ein Kernthema der Wirtschaftskammer Baselland. Seit dem 1. September trägt Landrat Marc Scherrer als stellvertretender Direktor die Verantwortung über diese Abteilung. Er hat schon sehr viel Dynamik aufgenommen und stellt mit seinem Team die Berufsschau, die vom 15. bis 19. November 2022 erstmals in der St. Jakobshalle steigen wird, auf neue, moderne und stark digitalisierte Beine. Im neuen Magazin «Baselland Skills» werden aktuelle Berufsbildungsthemen vertieft aufgezeigt – wir müssen hier enorme Anstrengungen unternehmen, um unseren jungen Menschen eine moderne berufliche Zukunftswelt zur Verfügung stellen zu können.
Helfen Sie mit und überzeugen Sie die Jugendlichen von den Vorzügen einer Berufslehre. Sie öffnet ihnen alle Möglichkeiten.