Unter Oldtimern gibt es einfach einige Modelle, die allein schon wegen ihrer Geschichte mehr Wert sind. Oder eben, weil es nicht mehr so viel davon gibt. Beim Aston Martin DB4 trifft beides zu.
Es soll ja auch noch heute vorkommen, dass sich Schauspieler während eines Drehs in den Filmpartner verlieben. Im Fall des britischen Filmstars Peter Sellers war das zumindest so. Nachdem er 1963 in «The Wrong Arm of the Law» einen Aston Martin DB4 GT als attraktive Fluchthilfe zur Seite gestellt bekommen hatte, kaufte er den Wagen nach den Dreharbeiten direkt auf. So begeistert war er von dem exklusiven Sportwagen. Und man muss fairerweise sagen: Der DB4 GT machte eine verdammt gute Figur in der Gangsterkomödie. So ist die Szene, in der Sellers in seiner Edelkarosse vom Polizeiauto Wolseley 6 / 90 verfolgt wird, bis heute unvergessen. Zudem war sicher auch der Fakt für den autovernarrten Schauspieler ausschlaggebend, dass der DB4 GT der schnellste strassenzugelassene Wagen seiner Zeit war.
Selten ist er geworden, daher heiss begehrt
Bis heute ist der Aston Martin DB4 GT so etwas wie ein «Must-have» unter Autokennern und zu einem der beliebtesten Sammlerobjekte von Oldtimer- Fanatikern geworden. Auf der einen Seite sicher wegen seiner Exklusivität. In den Jahren 1959 bis 1963 wurden nämlich gerade einmal 75 Exemplare des 302 PS-starken Sportwagens gebaut. Und nur noch wenige sind heute – nach aufwendigen Restaurationen und Modifikationen – überhaupt noch fahrtauglich und für den normalen Strassenverkehr zugelassen. Daher muss schon die eine oder andere Million auf den Auktionstisch gelegt werden, wenn einer unter den Hammer kommt. So wurde beispielsweise das Sondermodell des DB4 GT für die ehemalige italienische Autodesignerschmiede Bertone 2013 für umgerechnet mehr als vier Millionen Franken versteigert. Und auch ein klassisches Modell wechselte 2016 für mehr als drei Millionen Franken bei einer Versteigerung von Sotheby’s den Besitzer.
Neu wurde er aufgelegt, billiger wird’s aber nicht
Für Aufregung der positiven Art rund um den DB4 GT sorgte vor gut zwei Jahren zudem Aston-Martin-Chef Andy Palmer. Der versprach nämlich getreu dem Motto «A brand new old car» eine Neuauflage des Klassikers. Und zwar eine noch exklusivere als bei der ersten Generation. Nur 25 Exemplare wird es geben, die ausschliesslich auf der Rennstrecke gefahren werden dürfen, das war die Ansage. Und man hielt Wort vonseiten Aston Martin. Ende 2017 wurden die ersten «Continuations cars» an ihre neuen Besitzer ausgeliefert. Der Name basiert dabei auf der Tatsache, dass man die Fahrgestellnummern dort fortgeführt hat, wo man vor mehr als 50 Jahren geendet hatte. Wohin die Wagen gingen, darüber schweigt man sich aus. Beim Preis stand die Summe von etwas mehr als zwei Millionen Franken im Raum. Und wenn man bedenkt, dass in jedem Wagen 4 500 Arbeitsstunden stecken und fast alles in Handarbeit gefertigt wurde, ist das schon irgendwie gerechtfertigt.
Am Ursprungsort gebaut, plus attraktiver Extras
Gebaut wurden die 25 Exemplare übrigens im einstigen Headquarter von Aston Martin in Newport Pagnell. Bis 2007 war hier der Stammsitz des Luxus- Automobil-Herstellers. Doch nach dem Verkauf an eine Investorengruppe wurden hier in den letzten Jahren nur noch Restaurationen und Wartungen durchgeführt, und der Geschäftssitz wurde nach Gaydon verlegt, wo man bereits 2003 ein neues Werk eröffnet hatte. Beim Aufbau der Karosserie und beim Innenleben hat man den Retro- DB4 GT ausserdem nach den alten Vorgaben gebaut. Ein 3,7-Liter- Reihensechszylinder macht auch den Nach bau 302 PS stark. Ergänzt wurden lediglich ein etwas moderneres Fahrwerk, Bremsen der neusten Generation und diverse zeitgemässe Sicherheits- Komponenten. Alles wichtige Voraussetzungen, damit die eben nur auf Rennstrecken zugelassenen Sportwagen nicht ins Straucheln kommen. Und damit die Kunden hier voll auf ihre Kosten kommen, wird das Renntraining inklusive Strecke und Events gleich mitgeliefert. Sprich: Es gibt eine spezielle Fahrausbildung, die durchgeführt wird von ehemaligen Rennfahrern. Dazu VIP-Termine auf verschiedenen internationalen Rennzirkeln.
Die Alten bleiben beliebt
Trotz der Neuauflage bleiben die ursprünglichen DB4-GT-Modelle weiterhin hochbezahlte Sammlerstücke. Daran hat sich auch mit dem Remake nichts geändert. Und man mag es kaum glauben, auf der Suche nach einem davon, wird man aktuell bei Sotheby’s in London fündig. Das allein schon hat wie geschrieben Seltenheitswert. Wenn es einem dann aber noch beim Lesen des Angebots Nummer 165 klar wird, dass es sich um den Originalwagen handelt, mit dem Peter Sellers in «The Wrong Arm of the Law» der Polizei davonfuhr, klatscht man sich als Suchender zufrieden in die Hände. Ein Preis ist jedoch nicht angegeben, dafür die gesamte Geschichte dieses vierrädrigen Filmstars und alle namhaften Besitzer. Daher erfährt man auch, dass Sellers wohl doch ein wenig zu schnell oder risikoreich durch seine Szenen gebrettert sein muss. Denn schon während der Dreh arbeiten war der Motorblock gebrochen. Dieser wurde aber umgehend ersetzt, sodass dem privaten Fahrvergnügen des Filmstars mit seiner neuen Liebsten nichts im Wege stand. Dass er sich bereits nach einem Jahr von seiner neuen Liebe trennte, ist seinem unsteten Lebenswandel geschuldet. Der Wagen nämlich hat Beziehungspotenzial.