Während der Coronavirus-Krise mussten sich viele Unternehmen mit einer Strukturanpassung anfreunden. Eine solche ist kein Prozess ohne Nebenwirkungen. «Besonders nicht bei den betroffenen Mitarbeitenden», sagt Regina Widmer, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Lernwerkstatt Olten.
Regina Widmer ist bei der Lernwerkstatt Olten zuständig für die Organisations- und Personalentwicklung und leitet den Bereich «Produkte und Entwicklung Coaching/Mentoring». Sie erlebt aktuell, wie das grosse Bedürfnis vieler Branchen nach einem effizienten und nachhaltigen betrieblichen Mentoring wächst. Mit der Transformation der Arbeitswelten 4.0 und 5.0 hat sich dieses sogar noch verstärkt: «Das Berufsbild der betrieblichen Mentorin, beziehungsweise des betrieblichen Mentors begeistert mich in seiner ursprünglichen Form und motiviert mich auch heute bei der täglichen Arbeit. Zusammen mit unseren engagierten Kursleitenden bin ich darum bestrebt, unseren Kursteilnehmenden mit unserem Lehrgang durch die zusätzlichen Beratungskompetenzen den Zugang zu einem erweiterten Job-Profil zu ermöglichen.» Regina Widmer betont, dass man sich dabei auf ein ressourcen- und lösungsfokussiertes Vorgehen konzentriere und sich an einem konstruktiven Denken orientiere. «Dabei entwickeln unsere Teilnehmenden eine autonomiefördernde Grundhaltung, die ihren Mentees in der professionellen Begleitungsarbeit zu nachhaltigem Erfolg verhilft. Die konzeptionelle Weiterentwicklung unserer Coaching- und Mentoring-Lehrgänge sowie die Führung der Kursleitenden gehören dabei zu meinen Kernaufgaben. Ausserdem amte ich seit Beginn dieser Berufsprüfung als Prüfungsexpertin.»
Spannenden Prozess begleiten
Betroffene zu Beteiligten zu machen, das sei zum Beispiel ein wichtiges Motto in der Begleitungsarbeit. «Die Aufgabe ist, den Mitarbeitenden den Sinn ihrer Arbeit zu vermitteln und mit klaren Strukturen Orientierung zu geben. Daneben ist es wichtig, den Mitarbeitenden innerhalb ihres Verantwortungs- und Aufgabenbereichs einen möglichst grossen Gestaltungsspielraum zu ermöglichen und Perspektiven aufzuzeigen», so Widmer. Dies sei bei Strukturanpassungen, wie sie aktuell in der Arbeitswelt oft zu beobachten sind, sehr wichtig. Die Begleitung und Integration neuer Leute in die bestehende Organisation oder eine «Job-Rotation» innerhalb eines Unternehmens ist eine geradezu prädestinierte Aufgabe für ein betriebliches Mentoring. Dieser spannende Prozess müsse, so Widmer, auf mehreren Ebenen begleitet werden: Da sind beispielsweise langjährige Mitarbeitende, die plötzlich eine jüngere und weniger erfahrene Führungsperson als Ansprechspartner haben, drei Führungspersonen, die sich als bereichsübergreifendes Team finden müssen, neue Schnittstellen, die angegangen und geklärt werden müssen, etliche gruppendynamische Themen, die beschäftigen und neue Kommunikationswege, die es zu finden gilt. «Voraussetzung für ein betriebliches Mentoring ist eine unterstützende und von Wertschätzung geprägte Grundhaltung,» ergänzt Widmer. «In diesem von Vertrauen geprägten Umfeld kann jeder Mitarbeitende seine Stärken leben und die Organisation profitiert mit.» So ist bei ihr und ihren beiden Geschäftsleitungs-Partnern vor Jahren der Entschluss gereift, in Pionierarbeit bei der Lernwerkstatt Olten den Lehrgang zum/zur betriebl. Mentor/in zu konzipieren und anzubieten. «Mit unseren SVEB-Zertifikatsabschlüssen Praxisausbilder/in oder Kursleiter/in setzen wir bereits einen wichtigen Grundstein für betriebliche Mentorinnen und Mentoren, die sowohl als Trainer, Berater und Coach arbeiten. 2014 anerkannte das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI den neuen Berufstitel «Betriebliche/r Mentor/in mit eidgenössischem Fachausweis» offiziell an. Generell hat sich das Berufsbild innerhalb der Personalentwicklungsabteilungen etabliert – und das unabhängig der Branche. Es besteht grosses Interesse in der Arbeitsintegrationsarbeit, in der Führungsarbeit und ergänzend in Richtung Coaching. Regina Widmer: «Ich sehe für den betrieblichen Mentor oder die betriebliche Mentorin aber auch vor allem ein grosses Potenzial bei den innerbetrieblichen eigenständigen Begleitungspersonen zur Unterstützung für und von Führungskräften. Ich bin überzeugt, dass wir noch vermehrt Fach- und Führungspersonen mit Mentoring-Know-how und einer verinnerlichten Coachinghaltung in den Betrieben selber brauchen. Direkt vor Ort – am Ort des Geschehens.»