Die Winzer aus Österreich haben uns in den letzten Jahren immer wieder mit Weinen erfreut, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Winzer Willi Bründlmayer aus Langenlois ist einer von ihnen – und erklärt die Philosophie seiner Arbeit.
Die Österreicher haben nicht immer nur reinen Wein eingeschenkt. Denn als es 1985 zum grössten Weinskandal des Landes kam, stand auch der gute Ruf des Weingutes Bründlmayer aus Langenlois 70Kilometer westlich von Wien auf dem Spiel. Einige Produzenten hatten den Weintrauben neben Zucker auch Diethylenglykol zugeführt – und sie als besondere Spätlese mit einer prägnanten Süsse vermarktet. «Aus diesem Weinskandal gingen die seriösen Winzer gestärkt hervor, denn schnell wurden die schwarzen Schafe entlarvt und sanktioniert. Jene, die schon bis dahin professionell gearbeitet hatten, kämpften für den guten Ruf und investierten viel, um die Qualität der Weine zu verbessern», sagt Bründlmayer. Was folgte, war das strengste Weingesetz der Welt, das den österreichischen Weinen viel Auftrieb gab.
Nach ersten Anlaufschwierigkeiten mit Frostschäden und Mehltau führte Willi Bründlmayer, damals Anfang 30, das Weingut seiner Eltern in eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft. Gleich als er den Betrieb 1980 übernahm, liess er alle chemischen Dünger durch organische ersetzen. Diesen Weg ging er konsequent weiter, seit 2015 sind die Weine vom Weingut Bründlmayer allesamt biozertifiziert. Als innovativer Winzer mit einem ausgeprägten Nachhaltigkeitssinn denkt er immer über die nächsten Schritte nach – derzeit verfolgt er das Ziel, bald vollumfänglich CO2-neutral zu produzieren und womöglich einen Teil der hitzeempfindlichen Trauben mit durchlässigen Solarpaneelen zu schützen. Dies, damit die Weissweine auch in Zukunft frisch und fruchtig bleiben und nicht durch die Klimaerwärmung zu schwer und süsslich werden. «Und durch eine teilweise Beschattung können wir auch der zunehmenden Austrocknung der Böden entgegenwirken», sagt Willi Bründlmayer.
Trauben mit Persönlichkeit
Die wichtigste Rebsorte des Weinguts Bründlmayer ist der Grüne Veltliner, der sich auf den in Terrassen angelegten Hängen sichtbar wohlfühlt. «Mit unserer speziellen Lage am Kreuzungspunkt zweier Täler, dem wärmenden Donautal und dem nördlich einmündenden Kamptal, profitieren wir von der kühlenden Waldluft, die nachts durch die Hänge weht. Der Grüne Veltliner nimmt diese Abkühlung dankbar an und entwickelt seine feinen und würzigen Noten», erklärt Willi Bründlmayer. Die Weine seien frisch und kernig und könnten häufig ein biblisches Alter erreichen. Wenn der Winzer über seine Reben spricht, merkt man, dass er sie hegt und pflegt wie einen Schatz. «Alle Reben, alle Lagen haben ihre eigene Persönlichkeit, ja eigene Launen. Generell habe ich gelernt, dass man trotz aller Widrigkeiten und des Klimawandels den Trauben vertrauen kann.» Was er ihnen geben möchte, ist Zeit. Zeit, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. «Nehmen wir das Beikraut, das ich seit einigen Jahren bewusst in den Böden der Weinberge wachsen lasse. Erst haben sich die Trauben gesträubt und fühlten sich konkurrenziert. Dann aber haben sie gemerkt, dass die Pflanzen die Böden schützen und nähren, auf denen sie gedeihen.»
Während seine Eltern «nur» klassische Weine kelterten, hat Willi Bründlmayer 1989 den ersten Sekt nach der traditionellen Champagner-Methode gekeltert. Dazu inspiriert hat ihn seine Frau Edwige, eine Französin und Liebhaberin feiner einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Heute wird Bründlmayers «Brut» oder «Brut Rosé» von Fachleuten im In- und Ausland gelobt – die Champagner. Nach viel Arbeit zu Beginn hat sich der Sekt zu vielen Auszeichnungen und Prämierungen sind für die Familie ein Lohn für die sorgfältige Arbeit. Und ein Zeichen, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen – innovativ, nachhaltig und im Einklang mit der Natur.