Die Berufsbildung ist eines der zentralen Themen der Wirtschaftskammer Baselland. Damit die duale Bildung gestärkt wird, lanciert die Wirtschaftskammer Baselland 2019 deshalb eine Berufsbildungsoffensive. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» erläutert Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, seine diesbezüglichen Pläne.
«Geschäftsführer»: Vor einem guten Monat haben Sie am Neujahrsapéro der Wirtschaftskammer eine Berufsbildungsoffensive im Baselbiet angekündigt. Was steckt dahinter?
Christoph Buser: Die duale Bildung ist unbestritten eines der wichtigsten Mittel gegen den Fachkräftemangel und im Kampf um die besten Talente. Doch leider werden in diesem Bereich die aufziehenden Wolken zu wenig beachtet. Anstatt die Anstrengungen hochzufahren, sind sie jetzt über längere Zeit tendenziell gedrosselt worden. Die Signale aus der Politik waren für die betroffenen Ausbildungsbetriebe und Berufsverbände in den vergangenen Jahren wenig motivierend.
Woran denken Sie konkret?
Ein Musterbeispiel ist die Finanzierung von Zentren für überbetriebliche Kurse: Aus Sicht der Berufsverbände gleicht der Weg dorthin einem Spiessrutenlauf – Planungssicherheit sieht anders aus. Auch dass die bescheidenen Prüfungsexperten-Entschädigungen Gegenstand langwieriger Kürzungsdiskussionen sind, lenkt vom Wesentlichen ab. Und die Streichung der Spesenbeiträge an Lernende, die ausserkantonale Kurszentren besuchen müssen, ist definitiv keine Förderung der dualen Bildung.
Wie kann diesen Missständen begegnet werden?
Seit die Berufsbildung zur Mitte der 2000er-Jahre ins Bildungsgesetz integriert wurde, hat sie in der Politik relativ an Bedeutung eingebüsst. Im Landrat finden zwar Bildungsdiskussionen bis zum Abwinken statt. Doch Berufsbildungsthemen fristen ein Mauerblümchendasein. Unsere Unternehmen sind bereit, die Fachkräfte von morgen auszubilden. Aber es gilt, die Stellschrauben bei den Schnittstellen so zu drehen, dass dies besser gelingt als heute.
Was tut die Wirtschaftskammer in diese Richtung?
Wir lancieren eine Initiative für ein eigenständiges Berufsbildungsgesetz. Darin soll die Berufsbildung gestärkt und das Zusammenspiel zwischen Amt, Berufsverband und Ausbildungsbetrieb verlässlicher gestaltet werden. Vor allem ist die Positionierung der Berufsbildung in den Schulen zu verbessern.
Haben Sie Unterstützung?
Ja. Die Baselbieter Gewerbevereine unterstützen das Anliegen. Dasselbe gilt für unsere Berufsverbände. Und in Person von Bildungsdirektorin Monica Gschwind haben wir eine Unterstützerin, welche die Berufsbildung hoch wertschätzt und mitträgt. Ich möchte ihr an dieser Stelle für den verlässlichen Rückhalt danken.
Wo sehen Sie weiteren Handlungsbedarf?
Es sind verschiedene Themenfelder, die angegangen werden müssen: So ändern sich mit der Digitalisierung die Berufsbilder immer schneller. Die Ausbildungsangebote müssen Schritt halten. Neue Ansatzpunkte sind auch im Umgang mit den Lernenden gefragt. Die sogenannten Millennials ticken anders als frühere Generationen. Hier stehen die Ausbildungsbetriebe vor neuen Herausforderungen. Im Weiteren verliert die Berufsbildung im Vergleich zur akademischen Laufbahn an Boden. Es braucht darum grosse Anstrengungen, um Schüler überhaupt für eine Berufslehre zu motivieren. Schliesslich klagen die Ausbildungsbetriebe über mehr und mehr Administrationsarbeiten. Auch in dieser Hinsicht erwarten wir Verbesserungen durch unsere Berufsbildungsoffensive.