Ljuba Manz ist leidenschaftliche Unternehmerin und Hotelbesitzerin. Mit Basel verbindet sie eine langjährige Geschichte. Mit GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL spricht sie über ihre Beziehung zur Stadt am Rheinknie und weshalb die Manz-Gruppe mit dem Metropol ein weiteres Basler Hotel in ihr Portfolio aufgenommen hat.
GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Im Sommer 2021 und mitten in der Pandemie hat die Manz Privacy Hotels Group mit dem Metropol ein drittes Hotel in Basel
übernommen.
Ljuba Manz: Eigentlich ist es das vierte, denn das ehemalige Hotel Helvetia in der Küchengasse gehört auch uns, allerdings haben wir es an die b_smart-motel-Gruppe verpachtet. Zurück zum Metropol: Schon Anfang der 1980er-Jahre, als wir das Hotel Euler übernahmen, sicherten wir uns die Kaufrechte von Metropol-Inhaber Dr. Bommer, da er keine Nachkommen hatte. Die benachbarten Häuser sind sogar im Innern mit zwei Türen verbunden, also war dies nur folgerichtig und eine logische Überlegung. Als Dr. Bommer 2020 verstarb, gab es noch einige Verhandlungsrunden, bevor wir das Hotel im letzten Sommer in die Manz Privacy Hotels Group integrieren konnten.
Welche Chancen ergeben sich dadurch für Ihr Unternehmen?
Wir bieten am Centralbahnplatz nun insgesamt 150 Zimmer in unterschiedlichen Kategorien an. Das City Inn (drei Sterne) und das Metropol (vier Sterne) sind Garni-Betriebe, aber die Gäste können das Abendessen im Hotel Euler (vier Sterne plus) einnehmen, das auch eine schöne Bar mit Live-Piano und eine schöne Terrasse für den Apéro bietet. Wenn eine Firma mit einer grösseren Gruppe anreist, können sich die Chefs und Mitarbeiter nach Belieben in den drei Hotels verteilen. Man könnte auch individuelle Dienstleistungen dazubuchen – wie etwa die schönen Konferenzsäle im Euler. So ergeben sich viele Benefits für unsere Gäste und wir können als Hotelgruppe unter den benachbarten Häusern Synergien schaffen und effizienter arbeiten.
Business- und Messegäste sind wichtig für Basel. Diesbezüglich hat die Stadt allerdings einige Federn lassen müssen …
Die grün-rote Regierung hat der Wirtschaft in den letzten Jahren einige Stolpersteine in den Weg gelegt. Dabei ist doch mittlerweile allen klar: Nur wenn die Wirtschaft floriert, geht es den Menschen einer Stadt gut. Eine Verhinderungspolitik dient niemandem. Auch wir haben mit den vielen Auflagen der Behörden zu kämpfen. Seit fünf Jahren wollen wir beispielsweise die Terrasse beim Hotel Euler verglasen, um unsere Gäste besser vor Wind und Kälte zu schützen. Die Menschen sitzen länger und öfter draussen als noch vor einigen Jahren, die Pandemie hat diese Entwicklung beschleunigt. Doch die Behörden weigern sich, uns die Bewilligung zu geben, und begründen dies mit Argumenten, die für mich als Unternehmerin an den Haaren herbeigezogen sind.
Auch die Zukunft der einst so glanzvollen Baselworld ist weiterhin ungewiss …
Wir besitzen ja auch ein Hotel in Genf und ich habe nie verstanden, weshalb man die beiden Uhrenmessen nicht nacheinander abhält. Da hätte man einfach klüger planen müssen. Welcher Japaner steigt im Januar in den Flieger nach Genf, um dann im April noch einmal nach Basel zu kommen? Wir haben seit Jahren eine renommierte Schmuckmarke bei uns im Euler beherbergt und da spüre ich vermehrt den Unmut
bei den Ausstellern – die Baselworld würde immer komplizierter, immer teurer werden. Dass es nun soweit gekommen ist, war absehbar.
Ist das für Sie ein Ansporn, neue Zielgruppen anzusprechen?
Natürlich, da sind wir derzeit daran, entsprechende Packages zu schnüren – denn Basel ist eine Kulturstadt mit wunderbaren Museen und Galerien. Auch die Lage im Dreiländereck ist befruchtend, die Nähe zu Frankreich und Deutschland lockt viele Touristen an, die das spezielle Flairvon Basel erleben möchten. Ich rechne auch damit, dass die Zugreisen wieder zunehmen werden – und wir mit den drei Hotels am Centralbahnplatz einen idealen Ausgangspunkt für Erkundungstouren bieten. Dass unsere Gäste direkt vor dem Hotel in die Tram steigen können, um ganz Basel zu entdecken, wird seit Jahren geschätzt und ist ein Pluspunkt, den wir ausspielen werden. Denn mit der Basel Card ist die Nutzung des ÖV für unsere Gäste im Zimmerpreis inklusive.
Wie haben Sie die Pandemie erlebt – persönlich und aus Sicht der Hotelgruppe?
Die Pandemie, der zwischenzeitliche Lockdown und die Kurzarbeit haben natürlich auf die Moral der gesamten Brigade geschlagen. Nun geht es darum, nach vorne zu blicken und alles klug für die Zukunft aufzugleisen. Wir besitzen mittlerweile auch elf Hotels in Ecuador. Wenn ich vor Ort bin, sehe ich, dass die Ecuadorianer die Pandemie besser und schneller verkraftet haben. Sie haben kaum Unterstützung vom Staat und mussten aus eigener Kraft die Ärmel hochkrempeln und weitermachen. Ich hoffe, dass uns dies auch gelingt.
Sie kamen mit Anfang 20 nach Basel. Erzählen Sie uns eine Anekdote, die sie mit der Stadt verbinden?
Tatsächlich fällt mir da eine lustige Geschichte ein: Als ich mich mit 27 an der kaufmännischen Schule für einen Führungskräfte-Kurs einschrieb, erschien ich am ersten Tag leicht verspätet. Der Unterrichtsraum war voller Männer – und die Professoren haben mich gleich wieder weggeschickt. Also fragte ich an der Pforte noch einmal nach, zeigte meine Anmeldeformulare und wurde erneut in dasselbe Klassenzimmer geschickt. Da wurde allen klar, wo der Irrtum lag: Ich wurde irrtümlicherweise zugelassen, weil sie mich für einen Mann hielten. Mein ganzer Name ist Ljubov – Ljuba ist die Abkürzung –, was so auch im Pass stand. Damals konnten nur Männer Manager werden. Die Herren meinten, dass sie jetzt ein grosses Problem hätten und zukünftig auch Frauen zulassen müssten. Daraufhin habe ich nicht nur die Schule abgeschlossen, sondern auch gleich einen Club der Führungskräfte gegründet, der bis heute existiert. Das ist nur einer von vielen Gründen, weshalb ich Basel so liebe!
ANMERKUNG
Das Treffen mit Ljuba Manz fand am 14. Februar statt.
Über Ljuba Manz
Ljuba Manz ist im Alter von 20 Jahren als Dolmetscherin für eine Importfirma nach Basel gekommen und hat hier die Handelsschule abgeschlossen. Nach der Heirat mit dem Schweizer Hotelunternehmer Caspar Manz übernahm das Ehepaar 1981 das Hotel Euler am Basler Centralbahnplatz. Später folgten das City Inn, das frühere Hotel Helvetia (verpachtet) und im Sommer 2021 nun noch das Vier-Sterne-Haus Metropol. Die Manz Privacy Hotels Group ist bis heute ein Familienunternehmen, die Söhne von Ljuba Manz bilden bereits die vierte Generation. Die Gruppe besitzt weitere Hotels in Zürich, Genf und Lausanne.