Es ist nicht zuletzt dem Arlesheimer Jursiten Balz Stückelberger und seinem kleinen Team zu verdanken , dass die Schweizer Banken in den letzten Jahren als moderne Arbeitgeber mit zeitgemässem Auftritt und zukunftstauglichen Strategieschwerpunkten in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.
Balz Stückelberger ist Geschäftsführer von «Arbeitgeber Banken», welcher die Arbeitgeberinteressen der Banken in der Schweiz gegenüber Politik, Behörden und der Öffentlichkeit vertritt. Der Verband berät die Mitgliedinstitute in allen Arbeitgeberfragen und fördert den Erfahrungsaustausch unter den Banken. «Arbeitgeber Banken» informiert die Mitgliedinstitute über die Entwicklungen in arbeitsrechtlichen sowie sozialversicherungsrechtlichen Fragen, gestaltet die Rahmenbedingungen im Arbeitsmarkt Schweiz aktiv mit und setzt sich für attraktive und konkurrenzfähige Rahmenbedingungen des Schweizer Finanzplatzes ein.
In «Arbeitgeber Banken» – 2009 als Nachfolgeorganisation der Arbeitgeberorganisation (AGO) gegründet – sind rund 180 Mitgliedunternehmen zusammengeschlossen, welche rund 90’000 Mitarbeitende beschäftigen. Davon sind etwa 65’000 der «Vereinbarung über die Anstellungsbedingungen der Bankangestellten» (VAB) unterstellt.
In der Geschäftsstelle von «Arbeitgeber Banken» an der Dufourstrasse 49 in Basel spricht Balz Stückelberger über die Tätigkeit des Verbandes und die Prioritäten, die sich «Arbeitgeber Banken» gesetzt hat.
«Geschäftsführer»: Was, glauben Sie, sind die Stärken des Verbandes «Arbeitgeber Banken»?
Balz Stückelberger: Auch wenn die Banken zu den grössten Arbeitgebern in der Schweiz gehören, sind wir eine vergleichsweise kleine, aber schnelle und pragmatische Truppe. Insgesamt arbeiten auf der Geschäftsstelle drei Personen. Wir definieren unsere Kernaufgaben, formulieren unsere Ziele und suchen sehr zielorientiert Lösungen. «Arbeitgeber Banken» ist innerhalb der Branche und mit anderen Arbeitgeberverbänden hervorragend vernetzt, greift – je nach Thema und Problemstellung auf das dabei vorhandene Know-how zurück. Dabei können wir personelle Ressourcen effizient nutzen oder bei Bedarf auch optimal durch Experten ausserhalb des Hauses ergänzen. Äusserst hilfreich ist auch, dass wir hier an der Dufourstrasse von der Schweizerischen Bankiervereinigung verschiedene Dienstleistungen wie Buchhaltung, IT, Spedition oder Personaladministration beziehen können, was es uns erlaubt, den eigenen Personalbestand tief zu halten.
Welcher Themenbereich beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Ein strategischer Schwerpunkt für die nächsten Jahre ist die Erhaltung der Arbeitsmarktfähigkeit der Mitarbeitenden. Konkret geht es darum, die Mitarbeitenden für den Wandel, der durch die digitalen Entwicklungen entstanden ist und die meisten Berufe in den nächsten Jahren stark verändern wird, fit zu machen. Dabei müssen wir den Mitarbeitenden, vor allem den älteren, die Möglichkeit geben, die erforderlichen Qualifikationen zu erwerben. «Arbeitgeber Banken» bietet entsprechende Ausbildungstools an. Dabei geht es nicht darum, zum Beispiel zu lernen, wie man Computer programmiert, sondern sich Kompetenzen anzueignen, welche durch die Digitalisierung notwendig geworden sind.
Die Digitalisierung verändert ganze Branchen – wie sieht demnach die Bank der Zukunft aus?
Natürlich beschäftigen wir uns intensiv mit solchen Fragen, aber um ehrlich zu sein: Niemand weiss genau, wie die Bank der Zukunft aussieht oder wie sie funktioniert. Das ist auch nicht unsere Aufgabe. Fest steht, dass Technologie eine immer wichtigere Rolle spielen wird. Immer mehr Prozesse werden technologiegestützt ablaufen und Grunddienstleistungen werden standardisiert. Wir müssen dafür sorgen, dass die Mitarbeitenden in diesem Strukturwandel bestehen können.
In vielen Branchen – wenn nicht sogar den meisten – wird der Fachkräftemangel beziehungsweise die entsprechende Rekrutierung aus einheimischen Ressourcen beklagt. Wie sehen Sie dieses Problem?
Das Phänomen des Fachkräftemangels aufgrund der demografischen Entwicklung ist auch für die Schweizer Banken nicht neu. Tatsächlich ist das Problem gross und lässt sich nicht so einfach lösen. Wir können das «einheimische» Arbeitskräftepotenzial besser nutzen, also die Frauenerwerbsquote erhöhen, auf ältere Mitarbeitende setzen und die Ausbildung von jungen Fachkräften intensivieren. Das reicht aber alles nicht, weshalb unsere Branche auch auf ausländische Mitarbeitende angewiesen ist, auch wenn die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative hier gewisse Einschränkungen bringt. Rund ein Viertel der Bankmitarbeitenden hat einen ausländischen Pass.
In Deutschland wird zum Beispiel über Grossfusionen nachgedacht, und grosse Player wie die Deutsche Bank schleppen immer noch gigantische Verluste im Nachgang der Finanzkrise mit sich – wie beunruhigend ist diese Situation für unseren Banksektor?
Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen. Die Schweizer Banken haben – im Gegensatz zu vielen Instituten im Ausland – in den letzten zehn, 15 Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und die Strukturbereinigung erfolgreich realisiert. Einmal mehr hat sich gezeigt, wie fähig unsere Unternehmen sind, auch schwierige Zeiten erfolgreich zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Haben die Banken – Stichwort «Boni» – immer noch ein Imageproblem?
Ich denke, es ist in der Branche mehrheitlich eine neue Bescheidenheit eingekehrt. Es besteht das Bewusstsein, nicht mehr zu übermarchen, wie dies in der Vergangenheit geschehen ist. Natürlich gibt es immer noch hohe Boni, in Einzelfällen sogar sehr hohe. Mittlerweile haben aber Unternehmen aus der Pharmaindustrie oder der Versicherungsbranche die Banken in diesem Bereich überholt.